E-Auto oder Verbrenner: Was ist besser fürs Klima?
Einer Umfrage von #NDRfragt zufolge wollen sechs von zehn Teilnehmenden derzeit kein Elektroauto kaufen. Ein Grund: Zweifel an der Klimabilanz. Sind die Vorbehalte berechtigt?
Es sind weiterhin vor allem die vergleichsweise hohen Preise, die Menschen offenbar vom Kauf eines Elektroautos abhalten. Der Preis wird in der Umfrage an Rang eins als Begründung genannt. Aber es ist auch die Reichweite und die mangelnde Lade-Infrastruktur - und vielen Leuten ist der Strom auch zu teuer.
Allerdings ist das Ergebnis der Umfrage nicht repräsentativ, weil der NDR lediglich in der #NDRfragt-Community gefragt hat. Mitgemacht haben 13.000 Leute.
Wie klimaschonend sind Elektroautos wirklich?
Dabei gab es auch überraschende Ergebnisse - zum Beispiel, dass die Mehrheit der Befragten nicht daran glaubt, dass E-Autos besser sind für die Umwelt als Verbrenner. Die Zweifel an der positiven Umweltbilanz von Elektroautos sind also groß. Das deckt sich mit anderen Einschätzungen: Denn wie klimaschonend ein E-Auto ist, hängt von vielen Kriterien ab. Unter anderem davon, ob man das E-Auto mit Ökostrom oder Strom aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage betreibt - oder ob man den üblichen Strom-Mix nutzt, der zu fast 50 Prozent aus fossiler Energie besteht. Unbestritten ist aber auch: Wer will, der kann ein E-Auto frei von Kohlendioxid-Emissionen betreiben. Das ist mit einem Verbrenner-Fahrzeug nicht möglich.
Größe des Fahrzeugs ist wichtiger Teil der Rechnung
Wenn man sich die gesamte Umweltbilanz ansieht, ist auch die Größe des Fahrzeugs von Bedeutung. Der Ressourcenverbrauch sinkt erheblich, wenn es um einen kleinen "Cityflitzer" geht. Ganz anders sieht die Bilanz bei einem SUV mit zweieinhalb Tonnen Gewicht und 600 PS-Motor aus. Wobei auch hier gilt: Ein E-Auto hat Vorteile, gerade in großen Städten, weil es ohne Auspuffgase unterwegs ist, ohne Stickstoffdioxid-Emissionen und auch leiser ist als ein Verbrenner-Auto.
EU: Wiederverwertbarkeit von Batterie-Bestandteilen muss besser werden
E-Autos sind allerdings auch abgesehen vom verwendeten Strom-Mix nicht emissionsfrei. Feinstaub etwa fällt auch bei Elektroautos durch Bremsen- und Reifenabrieb an. Ein anderes wichtiges Thema ist der Einsatz von Rohstoffen bei der Herstellung der Autos und die Frage, ob diese später wiederverwendet werden können, wenn das Auto nicht mehr im Verkehr ist. Die Quoten liegen bei 85 bis 95 Prozent - bei allen Autos, auch bei E-Autos. Bei diesen stehen vor allem die Batterien im Fokus, wo die Quote aktuell noch nicht so hoch ist. Bei Batterie-Bestandteilen wie Lithium, Kobalt, Nickel und Kupfer liegt die Wiederverwertbarkeitsquote derzeit etwa bei 50 Prozent. Die Quote muss in Zukunft deutlich steigen - die EU fordert ab 2031, dass 80 bis 95 Prozent der Batterie-Bestandteile wiederverwertet werden können.
E-Auto-Batterien sind umweltschädlich - Ölförderung aber auch
Auch die Frage, woher die Batterie-Bestandteile kommen, spielt eine Rolle bei der Umwelt- und Sozialverträglichkeits-Bilanz von E-Autos. Denn die Rohstoffe kommen zu großen Teilen aus Ländern, wo sie unter schlechten Bedingungen gewonnen werden. Kobalt etwa kommt vornehmlich aus dem Kongo, Lithium teils aus China. Andererseits ist aber auch die Ölförderung - inklusive Fracking - für konventionelle Fahrzeuge alles andere als umweltschonend. In Zukunft könnten zudem neue Batterietypen an Bedeutung gewinnen, die ohne Lithium und Kobalt auskommen.
Sind Elektroautos nun besser oder nicht?
Alles in allem betrachtet, sind E-Autos dennoch schon heute klimafreundlicher als Verbrenner. Zwar nicht sofort, wenn man einen Neuwagen kauft, aber über die gesamte vermutliche Laufzeit des Wagens. Wobei sich auch da die Situation stetig verbessert. In eine Studie des ADAC hieß es noch vor vier Jahren, dass Elektroautos erst nach rund 120.000 gefahrenen Kilometern klimafreundlicher seien als Benziner. Vor wenigen Monaten wurde diese Studie erneuert. Nun heißt es darin, dass E-Autos nach 50.000 Kilometern klimafreundlicher seien, bei der Verwendung von Ökostrom bereits nach 25.000 Kilometern.
Abschließend ist aber auch wichtig: Individualverkehr wird nie die umweltschonendste Lösung sein. Wirklich notwendig sind neue Mobilitätskonzepte mit mehr öffentlichen Verkehrsmitteln und wirklich umweltschonenden Verkehrsmitteln wie Fahrrädern.