Coronavirus-Blog: Karagiannidis für strengeres Infektionsschutzgesetz
Im Blog hat NDR.de Sie auch am Sonntag, 10. April 2022, aktuell über die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg informiert.
Das Wichtigste in Kürze:
- Divi-Chef Karagiannidis: Ohne Schutzmaßnahmen droht Überlastung im Herbst
- Deutlich weniger Teststationen in Hamburg
- Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt weiter
- Bestätigte Neuinfektionen im Norden: 1.764 in Schleswig-Holstein, 895 in Mecklenburg-Vorpommern, 1.847 in Hamburg und 390 in der Stadt Bremen; bundesweit 55.471 - Niedersachsen veröffentlicht sonntags keine Fallzahlen mehr
Tabellen und Grafiken: So läuft die Impfkampagne im Norden
Karte: Neuinfektionen in den norddeutschen Landkreisen
Corona-Blog macht Pause
Wir beenden unsere Berichterstattung zur Corona-Pandemie für heute. Morgen früh sind wir mit einem neuen Blog wieder für Sie da. Gute Nacht.
Osterurlaub in MV: Viele Gäste - wenig Personal
Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie ist Osterurlaub wieder ohne größere Einschränkungen möglich. Die Quartiere an der Ostsee sind gut gebucht. Doch vor allem der Fachkräftemangel macht der Branche zu schaffen. Das Nordmagazin hat sich in Rerik (Landkreis Rostock) umgehört.
390 Corona-Fälle in der Stadt Bremen registriert
In Bremen sind heute 390 neue Corona-Fälle registriert worden. Dem Gesundheitsressort zufolge wurden wie schon am vergangenen Sonntag aus Bremerhaven keine Zahlen gemeldet, sie sollen morgen aktualisiert werden. Vor einer Woche waren 694 neue Fälle gemeldet worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt Bremen ging weiter zurück. Gestern hatte sie noch bei 1.126 gelegen, heute sank sie auf 1.072. Am vergangenen Sonntag hatte die Inzidenz noch bei 1.829 gelegen.
Inzidenz in MV stabil: 895 neue Corona-Fälle registriert
In Mecklenburg-Vorpommern haben die Behörden heute 895 neue Corona-Infektionen registriert. Gestern waren es 2.276, vor einer Woche 909. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen ist minimal auf 1.368,7 gesunken (Vortag: 1.368.8, Vorwoche: 1.807,4). Die Landes-Hospitalisierungsinzidenz liegt bei 7,9.
Divi-Chef Karagiannidis befürchtet Überlastung des Gesundheitswesens im Herbst
Nach dem Scheitern der Corona-Impfpflicht im Bundestag werden Forderungen nach einer Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes laut. "Wenn wir ohne Schutzmaßnahmen in den Herbst und den Winter gehen, droht eine ziemliche Überlastung des Gesundheitswesens", sagte der Greifswalder Intensivmediziner Christian Karagiannidis der "Augsburger Allgemeinen" (Montagausgabe). "Ich befürchte, dass wir dieses Jahr viele Infektionskrankheiten parallel haben werden", sagte der Leiter des Intensivpatienten-Registers der Notfallmedizinervereinigung Divi. Dies würde auch für die Intensivstationen eine starke Belastung bedeuten. "Wir hatten zwei Jahre lang keine Grippewelle und viel, viel weniger andere Infektionen“, sagte Karagiannidis. Ab September oder Oktober könne die derzeit stabile Situation auf den Intensivstationen sich deshalb zusätzlich verschärfen. Er finde es schwierig, "dass das Infektionsschutzgesetz so zusammengestrichen worden ist", fügte das Mitglied des Corona-Expertenrates der Bundesregierung hinzu. "Ich halte es für wahrscheinlich, dass wir temporär noch mal eine Maskenpflicht brauchen." Im Bundestag war am Donnerstag ein Gesetzentwurf gescheitert, der eine Impfpflicht ab 60 vorsah. Zuvor waren Anfang April aufgrund des neuen Infektionsschutzgesetzes die meisten bisherigen Corona-Maßnahmen ausgelaufen.
Gescheiterte Impfpflicht: Kretschmann kritisiert Regierung
Nach dem Scheitern der Corona-Impfpflicht im Bundestag hat der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), die Bundesregierung um Kanzler Olaf Scholz (SPD) kritisiert. "Ganz offensichtlich hat es an Führung gefehlt", sagte Kretschmann dem Berliner "Tagesspiegel". Der Grünen-Politiker hatte gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits im November auf die Einführung einer Impfpflicht gedrängt. "Das wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, doch die Politik hat dieses Momentum nicht genutzt", kritisierte der 73-Jährige. Am Donnerstag war im Bundestag die Corona-Impfpflicht ab 60 Jahren gescheitert. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der vehement für die Pflicht eingetreten war, hatte erkennen lassen, eventuell noch einmal einen Versuch zu unternehmen, um einen Kompromiss zu finden. Am Abend hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dies quasi ausgeschlossen.
Mehrheit wünscht sich Impfpflicht ab 60 Jahren
Eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich laut einer aktuellen Umfrage eine Corona-Impfpflicht ab 60 Jahren. Insgesamt 57 Prozent der Befragten bewerten die Entscheidung des Bundestags am Donnerstag gegen eine allgemeine Impfpflicht als falsch, wie aus der repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der "Augsburger Allgemeinen" (Montag) hervorgeht. 46 Prozent halten es für "eindeutig falsch", dass es vorerst keine Impfpflicht ab 60 geben wird, 11 Prozent für "eher falsch". Dagegen begrüßen 38 Prozent der Befragten, dass es die Impfpflicht ab 60 Jahren vorerst nicht geben wird, 32 Prozent halten dies für "eindeutig richtig", sechs Prozent für "eher richtig". Lediglich fünf Prozent der Befragten sind unentschieden.
Unterstützung hätte eine Impfpflicht ab 60 Jahren vor allem in einer Gruppe gehabt, die von dem Gesetz betroffen gewesen wäre: Sieben von zehn der über 65-Jährigen in Deutschland bedauern laut Umfrage das Scheitern der Pläne. Während unter den Wählern von SPD und Grünen rund 80 Prozent der Befragten eine Impfpflicht für Ältere befürworten, finden es knapp 70 Prozent der FDP-Unterstützer richtig, dass diese vorerst nicht kommen wird. Größer ist die Ablehnung einer Impfpflicht mit 88 Prozent nur unter denen, die der AfD nahestehen. Unter Unions-Sympathisanten halten 55 Prozent das Scheitern des Gesetzentwurfs für falsch, 39 Prozent für richtig, wie aus der Umfrage hervorgeht.
Inzidenz in Hamburg steigt leicht
In Hamburg sind binnen eines Tages 1.847 neue Corona-Fälle registriert worden. Das sind 2.296 neue Fälle weniger als gestern und 298 mehr als heute vor einer Woche. Laut Sozialbehörde stieg die Sieben-Tage-Inzidenz von 1.381,1 gestern auf jetzt 1.396,7. Am Sonntag vor einer Woche lag der Wert bei 1.409,5. In den Hamburger Krankenhäusern werden nach Angaben der Sozialbehörde von Freitag 441 Corona-Patientinnen und -Patienten behandelt, davon unverändert 42 auf Intensivstationen. 13 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion.
Inzidenz in Niedersachsen weiter gesunken
Die Sieben-Tage-Inzidenz für Niedersachsen ist heute auf 1.257,5 gesunken. Gestern lag der Wert noch bei 1.387,6. Niedersachsen liegt damit weiter über dem Bundesdurchschnitt von aktuell 1.097,9. Das Land verzichtet seit Anfang April an Wochenenden und Feiertagen auf die zuvor knapp zwei Jahre erfolgte tägliche Übermittlung von Meldefällen. Dies sei nicht mehr erforderlich, begründete das Landesgesundheitsministerium die Maßnahme.
Umfrage: Rückhalt für Lauterbach eingebrochen
Nach dem Scheitern der Impfpflicht und dem Hin und Her um die Isolations-Pflicht für Corona-Infizierte hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stark an Zuspruch in der Bevölkerung verloren. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der "Bild am Sonntag" sind 55 Prozent der Menschen in Deutschland mit Lauterbachs Arbeit unzufrieden. Nur 36 Prozent sind zufrieden. Beim Antritt der Ampel-Regierung im Dezember hatten demnach noch 53 Prozent erwartet, dass Lauterbach ein guter Minister wird. 26 Prozent dachten, er würde seinen Minister-Job schlecht machen. Die Ablehnung der Impfpflicht ab 60 Jahren durch den Bundestag finden laut der Insa-Umfrage 47 Prozent der Befragten richtig, 46 Prozent halten die Entscheidung für falsch.
Im Bundestag war am Donnerstag ein Gesetzentwurf für eine Corona-Impfpflicht ab 60 Jahren gescheitert, den auch Lauterbach unterstützt hatte. Am Mittwoch war der Gesundheitsminister von dem Vorhaben abgerückt, Corona-Infizierten künftig nur noch eine Empfehlung zur häuslichen Isolation zu geben. Damit gilt weiter eine Isolations-Pflicht.
Deutlich weniger Teststationen in Hamburg
Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen nimmt auch die Zahl der Teststationen in Hamburg deutlich ab. Derzeit gebe es in der Hansestadt noch 169 konzessionierte Test-Stellen sowie 158 medizinische Anbieter, die ohne eine besondere Erlaubnis testen dürfen, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Das sind fast 20 Prozent weniger als beim Höchststand im Juni 2021 mit gut 400 Test-Stellen. Seit dem Wegfall fast aller Einschränkungen hat der Bedarf an Corona-Tests deutlich abgenommen. So sind diese seit Anfang des Monats nur noch in Schulen sowie für Besucher von Kliniken und medizinischen Versorgungseinrichtungen sowie Pflegeeinrichtungen Pflicht, können aber dort oft vor Ort gemacht werden. Ansonsten gilt nur noch in Clubs und Diskotheken die 2G-Plus-Regel, die einen negativen Corona-Test verlangt, sofern man nicht geboostert oder grundimmunisiert und genesen ist. Nach Einschätzung der Gesundheitsbehörde dürfte der Bedarf ein weiteres Mal deutlich sinken, wenn die bislang kostenlosen Bürgertests voraussichtlich Ende Juni auslaufen.
Der Rückgang bei den Test-Stellen und mutmaßlich auch bei den Tests selbst schlägt aller Voraussicht nach auch bei den in der Regel nachgelagerten PCR-Tests durch. Zumindest stellte die Gesundheitsbehörde für die vergangene Woche erstmals seit Ende Februar einen Rückgang fest. Insgesamt seien pro Werktag rund 18.200 Menschen getestet worden, in 53,9 Prozent aller Fälle sei das Ergebnis positiv gewesen - ein historischer Höchstwert. Unklar ist, wie das Infektionsgeschehen bei drastisch sinkenden Tests künftig überhaupt noch erfasst werden kann. "Perspektivisch wird es (...) so sein, dass eine Vollerfassung aller Infektionsfälle nicht mehr möglich sein wird, wenn Test- und Nachweispflichten deutlich reduziert sind und Isolationen nicht mehr im selben Maß verpflichtend angeordnet werden sollten", sagte der Sprecher. Die Gesundheitsministerkonferenz werde sich kommende Woche einmal mehr damit befassen.
RKI registriert 55.471 Corona-Neuinfektionen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist weiter gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen am Morgen mit 1.097,9 an (Vortag: 1.141,8; Vorwoche: 1.457,9; Vormonat: 1.388,5). Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen eines Tages 55.471 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 74.053 Ansteckungen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen eines Tages 36 Todesfälle verzeichnet - vor einer Woche waren es 42. Die Hospitalisierungsrate gab das RKI am Freitag mit 6,51 an (Donnerstag: 6,50).
Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein weiter gesunken
Die Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt weiter. Aktuell beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz 1.140,2 nach 1.151,5 am Vortag, wie aus den Daten der Landesmeldestelle hervorgeht. Vor einer Woche hatte der Wert bei 1.369,0 gelegen. Die Zahl neuer Ansteckungen ging im Norden markant zurück: von 5.315 auf 1.764. Eine Woche zuvor waren es 1.542 gewesen. Die Hospitalisierungsinzidenz blieb konstant bei 7,04. Im Zusammenhang mit dem Coronavirus lagen 601 Patienten in Kliniken - genauso viele wie tags zuvor. Von ihnen wurden 46 auf einer Intensivstation behandelt und 19 beatmet.
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Der neue Corona-Live-Ticker von NDR.de startet
Guten Morgen! Mit unserem Live-Ticker wollen wir Sie auch heute - am Sonntag, 10. April 2022 - über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Norddeutschland informieren. Hier finden Sie alle wichtigen Nachrichten und außerdem Inhalte aus den NDR Hörfunk- und Fernseh-Sendungen. Die Meldungen von gestern können Sie im Blog vom Sonnabend nachlesen.
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