Corona-Blog: Expertenrat fordert Herbst-Vorbereitungen
In diesem Blog hat NDR.de Sie auch am Mittwoch, 8. Juni 2022 über die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg informiert. Am Donnerstag gibt es einen neuen Blog.
Das Wichtigste in Kürze:
- Expertenrat: Auf mögliche Herbst-Welle vorbereiten
- Diskussion über neues Infektionsschutzgesetz nach Sommerpause
- Anklage gegen Hamburger Arzt wegen falscher Masken-Atteste
- FDP-Chef Lindner lehnt pauschale Freiheitseinschränkungen ab
- Bestätigte Neuinfektionen im Norden: 4.686 in Schleswig-Holstein, 11.134 in Niedersachsen, 3.500 in Hamburg, 1.574 in Mecklenburg-Vorpommern, 715 im Land Bremen
- RKI: Bundesweit 84.655 Corona-Neuinfektionen
Tabellen, Grafiken und Karten zu Inzidenz, Impfquote und weiteren Daten
NDR.de wünscht gute Nacht
Das war's für heute mit unserer Corona-Berichterstattung. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, wir melden uns wie immer morgen mit einem neuen Blog zurück. Schlafen Sie gut!
MHH-Immunologe: "Impfangebote nutzen"
"Epidemiologisch gesehen sind wir schon im Herbst", sagt Reinhold Förster, Immunologe von der MHH, im Interview mit Hallo Niedersachsen. Denn anders als in den Vorjahren gehen die Infektionszahlen in diesem Sommer nicht weiter zurück, sondern steigen wieder. Die ansteckendere Virusvariante BA.5 werde in wenigen Wochen auch bei uns dominieren. Förster appelliert vor allem an ältere und vorerkrankte Menschen, sich ein viertes Mal gegen Corona impfen zu lassen.
715 Neuinfektionen im Bundesland Bremen
Im Bundesland Bremen wurden binnen eines Tages insgesamt 715 Corona-Neuinfektionen registriert. 622 davon entfallen auf die Stadt Bremen, 93 auf Bremerhaven. Wie Radio Bremen berichtete, liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Bremen derzeit bei 320 neuen Infektionen pro 100.000 Einwohner, in Bremerhaven bei 209. Die Hospitalisierungsrate in Bremen beträgt 1,41, in Bremerhaven liegt sie sie bei 0,88.
1.574 neue Fälle in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern haben die Behörden seit gestern 1.574 neue Corona-Infektionen registriert. Das sind 973 Fälle mehr als vor einer Woche. Acht Covid-19-Patienten werden landesweit auf Intensivstationen behandelt. Die Hospitalisierungsinzidenz liegt bei 1,1. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen liegt landesweit bei 210,4 (+59,9). Den höchsten Wert hat Schwerin mit 316,9, den niedrigsten der Landkreis Vorpommern-Greifswald mit 152,3.
Moderna plant Omikron-Booster für Spätsommer
Der US-Hersteller Moderna prescht mit einem Covid-19-Impfstoff vor, der an die hochansteckende Omikron-Variante angepasst ist. Der Wirkstoff habe eine überlegene neutralisierende Antikörperreaktion im Vergleich zum Moderna-Ursprungspräparat Spikevax erzielt, teilt der US-Biotechnologiekonzern mit. Das Unternehmen will Daten aus seinen Studien nun bei den Behörden einreichen und hofft auf eine Verfügbarkeit noch im Spätsommer. Auch der Mainzer Hersteller Biontech rechnet in den kommenden Wochen mit Ergebnissen seiner klinischen Studien zu einem Omikron-Impfstoff.
BA.4 und BA.5: Tropenmediziner Reisinger sieht keine erhöhte Gefahr
Der Rostocker Tropenmediziner Emil Reisinger, der in Pandemie-Fragen auch die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns berät, sieht der weiteren Entwicklung der Pandemie aus heutiger Sicht vergleichsweise entspannt entgegen, wie er bei NDR MV Live erklärte. "Diese Varianten beunruhigen mich nicht", sagte Reisinger. Die Daten zeigten, dass die Impfstoffe auch gegebn BA.4 und BA.5 wirkten. Zudem sei in Südadfrika zu beobachten, dass die Verbreitung relativ schnell abflachte.
Expertenrat empfiehlt Herbst-Vorbereitungen
Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hat eine umfassende Vorbereitung von Bund und Ländern auf eine mögliche neue Pandemie-Welle im Herbst gefordert. Dafür werde eine "solide rechtliche Grundlage für Infektionsschutzmaßnahmen benötigt, um schnell auf das Infektionsgeschehen reagieren zu können", heißt es in einer heute veröffentlichten Empfehlung. In der Ampel-Koalition hat bereits eine Debatte über eine nötige Neufassung des Infektionsschutzgesetzes begonnen, dessen Corona-Regeln im September auslaufen.
Das Gremium, das seit Dezember 2021 besteht, nennt drei mögliche Szenarien für den Herbst und Winter. In einem "Basismodell" wird angenommen, dass die Zahl der Infektionserkrankungen steigt. "Trotz der moderaten Covid-19-Belastung der Intensivmedizin könnten die Arbeitsausfälle erneut flächendeckende Maßnahmen des Übertragungsschutzes (Masken und Abstand in Innenräumen), aber auch Maßnahmen der Kontaktreduktion nach regionaler Maßgabe erforderlich machen", heißt es dort.
Bei einem Negativszenario könnte eine sinkende Immunwirkung aber mit gefährlicheren Corona-Varianten zusammentreffen, sodass auch vollständig Geimpfte einen schweren Krankheitsverlauf haben könnten. Dann würde das Gesundheitssystem erneut durch Covid-19-Fälle auf den Intensiv- und Normalstationen stark belastet. In diesem Fall könnten nötige Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsgebot erst im Frühjahr 2023 zurückgefahren werden. Im günstigsten Szenario seien neue Varianten weniger gefährlich, sodass Infektionsschutzmaßnahmen nicht mehr notwendig seien - oder nur für den Schutz von Risikopersonen.
Frachtschiffe können nicht abgefertigt werden
Lockdowns in chinesischen Häfen, erkrankte Hafenarbeiter in Deutschland, Staus im Hinterland: Weil die Corona-Pandemie die Lieferketten weltweit aus dem Rhythmus gebracht hat, sind die Häfen überlastet. Nun droht die Gewerkschaft ver.di im Tarifstreit auch noch mit Warnstreiks.
Nach Corona-Pause: Tag der Niedersachsen startet Freitag
Zum Tag der Niedersachsen von Freitag bis Sonntag werden in Hannover mehr als 400.000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Es sei gut, dass die Menschen nach den vielen Corona-Monaten wieder das vielfältige Leben des Bundeslandes sehen und genießen könnten, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bei der Vorstellung des Programms. Bei dem Landesfest sind rund 250 Aussteller vertreten. Geplant sind sieben Bühnen und ein Trachten- und Festumzug mit 80 Gruppen aus ganz Niedersachsen. Im vergangenen Jahr durfte das Landesfest Corona-bedingt nicht stattfinden.
Anklage gegen Hamburger Arzt erhoben
Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat gegen einen Facharzt für Innere Medizin aus Hamburg Anklage erhoben "wegen Ausstellens unrichtiger Gesundheitszeugnisse in 47 Fällen". Der Beschuldigte sei Verantwortlicher der Initiative "Ärzte für Aufklärung", teilte das Landgericht mit. Den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge soll der Arzt zwischen April 2020 und Februar 2021 wiederholt Atteste zur Befreiung von der Corona-Maskenpflicht ausgestellt haben, ohne die Betroffenen zuvor entsprechend untersucht zu haben. Dem Arzt drohen eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren.
Neues Infektionsschutzgesetz soll nach Sommerpause diskutiert werden
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) will nach der parlamentarischen Sommerpause über die Regelungen eines neuen Infektionsschutzgesetzes entscheiden. Zwischen dem 9. Juli und dem 4. September kommt der Bundestag nicht zusammen. Das Auslaufdatum des aktuellen Gesetzes am 23. September sei "so gewählt, dass wir nach der Sommerpause zwei Sitzungswochen des Deutschen Bundestages haben, um ein ganz geordnetes, reguläres Gesetzgebungsverfahren zu durchlaufen", sagte Buschmann im ARD-Morgenmagazin. Um neue Regelungen im Infektionsschutzgesetz für den Herbst vorzubereiten, bekomme die Bundesregierung am 30. Juni den Bericht des Expertenrates zu den Auswirkungen der bisher ergriffenen Corona-Maßnahmen. "Warum jetzt einige meinen, dieser Fahrplan sei nichts mehr wert, das verstehe ich nicht, das ist Aufmerksamkeitshascherei", kritisierte Buschmann.
Baerbock entwickelt weitere Corona-Symptome
Außenministerin Annalena Baerbock hat nach ihrer Infektion mit dem Coronavirus während eines Besuchs in Pakistan "deutliche Grippesymptome" entwickelt, wie es aus ihrer Delegation hieß. Die Grünen-Politikerin wollte heute isoliert in einer gesonderten Kabine an Bord des Regierungsfliegers zurück nach Deutschland fliegen. Allerdings hatte die 41-Jährige beim gestrigen Mittagessen in Islamabad einen Geschmacksverlust festgestellt und war anschließend positiv getestet worden. Weitere Infektionen in der Delegation sind bisher nicht bekannt.
RKI meldet für Hamburg 3.500 Neuinfektionen
In Hamburg sind laut RKI 3.500 neue Fälle einer Coronavirus-Infektion registriert worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Neuinfektionen liegt damit bei 295,3. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen.
Weil die Hamburger Sozialbehörde Anfang Mai ihre bisher tägliche Veröffentlichung der Corona-Daten eingestellt hat, veröffentlicht der NDR nun im Corona-Ticker täglich die aktuellen Zahlen des RKI. Die Gesundheitsbehörde der Hansestadt teilt nur noch einmal wöchentlich - dienstags - eine Aktualisierung zur Sieben-Tage-Inzidenz sowie der Krankenhaus-Auslastung mit. Diese Daten und Werte können von denen des RKI abweichen.
Inzidenz in Niedersachsen steigt auf 313,8
In Niedersachsen sind laut Robert Koch-Institut 11.134 Neuinfektionen registriert worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die landesweite Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, liegt heute bei 313,8. Am Dienstag lag der Wert bei 262,8.
Bei der Interpretation der aktuellen Fallzahlen ist zu beachten, dass es wegen der Feiertage und Ferien weniger Tests und Meldungen gibt.
Lindner will keine pauschalen Freiheitseinschränkungen mehr
In der Debatte über die Corona-Politik für den Herbst hat FDP-Chef Christian Lindner betont, dass zuerst eine wissenschaftliche Beurteilung von Schutzmaßnahmen abgewartet werden soll. Diese Evaluierung soll Ende des Monats veröffentlicht werden. In der ARD-Sendung Maischberger sagte Lindner, klar sei für ihn aber schon jetzt: "Freiheitseinschränkungen pauschal sollte es nicht mehr geben." Derzeit wird mit Blick auf einen möglichen neuen Anstieg der Corona-Fälle in der kälteren Jahreszeit darüber diskutiert, welche Maßnahmen dann möglich sein sollen. Der "Corona-Expertenrat" der Bundesregierung legt bereits heute in Berlin eine Stellungnahme dazu vor.
RKI: Bundesweit 84.655 Corona-Neuinfektionen
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz heute früh mit 238,1 angegeben. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner und Woche bei 199,9 gelegen (Vorwoche: 207,0; Vormonat: 569,4). Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht erfasster Fälle aus - vor allem weil nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 84.655 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 54.957) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen oder Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich.
Schleswig-Holstein: Inzidenz liegt bei 375,1
Die Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist im Vergleich zur Vorwoche leicht gestiegen. Aktuell liegt die Zahl der registrierten Neuinfektionen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner binnen sieben Tagen bei 375,1, vor einer Woche hatte der Wert bei 358,1 gelegen. Die höchsten Sieben-Tage-Inzidenzen meldeten der Kreis Rendsburg-Eckernföde (513,2), Flensburg (444,8) und der Kreis Plön (428,3). Die niedrigste Inzidenz verzeichnete der Kreis Stormarn mit einem Wert von 304,1. Binnen 24 Stunden übermittelte die Landesmeldestelle in Schleswig-Holstein 4.686 neue Fälle.
Bei der Interpretation der aktuellen Fallzahlen ist zu beachten, dass es wegen der Feiertage und Ferien weniger Tests und Meldungen gibt.
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Start für den Live-Ticker zur Corona-Lage am Mittwoch
Guten Morgen aus der NDR.de Redaktion! Auch heute - am Mittwoch, 8. Juni 2022 - wollen wir Sie wieder über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Norddeutschland informieren. Hier finden Sie montags bis freitags (außer an Feiertagen) alle wichtigen Nachrichten und außerdem Inhalte aus den NDR Hörfunk- und Fernseh-Sendungen.