Coronavirus-Blog: Garg kritisiert ungeimpftes Pflege-Personal
Im Coronavirus-Blog hat NDR.de Sie auch am Dienstag, 19. Oktober 2021 aktuell über die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg informiert. Weiter geht es mit einem frischen Blog am Mittwochmorgen.
Das Wichtigste in Kürze:
- SH: Minister Garg kritisiert ungeimpftes Pflege-Personal
- Friseure, Weihnachtsmärkte und Winterdom: Hamburg weitet 2G-Regel aus
- In der Stadt Bremen gilt ab Freitag Corona-Warnstufe 1
- Nach Spahns Vorschlag: Debatte um mögliches Ende der "epidemischen Lage"
- Bad Doberan: Offenbar drei Tote bei Corona-Ausbruch in Pflegeheim
- Gemeldete Neuinfektionen im Norden: 394 in Niedersachsen, 228 in Schleswig-Holstein, 240 in Hamburg und 309 in Mecklenburg-Vorpommern
- RKI: Bundesweit 6.771 neue Corona-Fälle registriert - Inzidenz bei 75,1
Tabellen und Grafiken: So läuft die Impfkampagne im Norden
Karte: Neuinfektionen in den norddeutschen Landkreisen
Corona-Blog macht Pause - Gute Nacht!
Der Coronavirus-Blog von NDR.de macht jetzt für die Nacht eine Pause. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Am frühen Mittwochmorgen starten wir einen neuen Coronavirus-Blog.
Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen entfachen Debatte um Impfpflicht für Heilberufe
Die Corona-Ausbrüche in mehreren Pflegeheimen in Norddeutschland haben die Debatte um eine Impfpflicht für Pflegekräfte neu entfacht. Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) und Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) äußerten ihr Unverständnis darüber, dass es immer noch zahlreiche Mitarbeiter im Pflegebereich ohne Impfschutz gäbe. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hingegen spricht im Interview mit NDR Info von Einzelfällen und empfiehlt noch keine Impfpflicht.
SH: Minister Garg kritisiert ungeimpftes Pflege-Personal
In Schleswig-Holstein hat sich Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) nach dem Corona-Ausbruch in einem Senioren- und Pflegeheim in Norderstedt kritisch geäußert. Er sei verärgert "und auch ein bisschen fassungslos". "Dass es in Pflegeheimen Mitarbeitende, möglicherweise sogar in größerem Umfang gibt, die sich nicht impfen lassen, das ist wenig verantwortungsvoll", sagte Garg. Er habe immer gesagt, als Ultima Ratio dürfe man sich einer Diskussion über eine Impfpflicht nicht verschließen.
Mindestens 75 Menschen hatten sich in dem Norderstedter Heim mit dem Coronavirus infiziert, 60 von ihnen Bewohnerinnen und Bewohner. Aber auch bei 15 Pflegekräften wurde das Corona-Virus nachgewiesen, einige von ihnen sind nicht geimpft.
Corona-Ausbruch nach Clubnacht im Berliner Berghain
Rund zwei Wochen nach der seit Langem ersten Clubnacht im Berliner Techno-Club Berghain ist ein Corona-Ausbruch bekannt geworden. Nach einem Bericht der "Berliner Morgenpost" haben sich bei der Party mindestens 19 Menschen aus Berlin infiziert.
Nach Angaben des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg wurden bislang rund 2.500 Menschen kontaktiert. Dies sei mit Hilfe der Anwesenheitsliste geschehen. Den Partygängern sei vom Bezirk empfohlen worden, sich testen und bei Symptomen einen PCR-Test machen zu lassen. Wie es zu dem Ausbruch gekommen war, ist laut Behörde unklar. Für die Veranstaltung am ersten Oktober-Wochenende galt die 2G-Regel.
Ärztepräsident für Beendigung der "epidemischen Lage"
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, unterstützt den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für ein Ende der "epidemischen Lage von nationaler Tragweite". Die meisten Menschen der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen seien geimpft, die Situation in den Krankenhäusern sei stabil, sagte er der Zeitung "Neue Westfälische". Er finde es richtig, "dass wir jetzt eine Debatte darüber führen, wann und wie wir die Beschränkungen des öffentlichen Lebens beenden können. Auch wenn im Herbst und Winter die Zahl der Corona-Infektionen steigen wird, besteht zum jetzigen Zeitpunkt kein Grund zur Panik", sagte Reinhardt. Wo Lockerungen schon jetzt ohne Gefahr möglich seien, sollten diese zugelassen werden.
Einzelhandel in SH: Pandemie für viele Geschäfte existenzbedrohend
Der Einzelhandel in Schleswig-Holstein hat zum Teil erheblich unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten. Das geht aus einer Studie hervor, die heute in Kiel vorgestellt wurde. Demnach musste etwa die Hälfte der Einzelhändler in Schleswig-Holstein im Zuge der Corona-Krise starke Umsatz-Einbußen hinnehmen. Für 17 Prozent waren oder sind die Folgen der Krise existenzbedrohend. "Der wiederholte Lockdown und der damit verbundene Kundenverlust haben die Einzelhändler in Schleswig-Holstein vor große Probleme gestellt", heißt es in der Studie. Dennoch schaut die überwiegende Mehrheit (78 Prozent) der befragten Einzelhändler optimistisch in die Zukunft.
309 neue Corona-Infektionen im Nordosten - Schwerin springt auf gelb
In Mecklenburg-Vorpommern sind heute 309 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Am Vortag waren es landesweit 44 Neuinfektionen, am Dienstag vor einer Woche 225. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 61,4. Vor einer Woche lag dieser Wert mit 50,9 deutlich niedriger.
Auf der risikogewichteten Stufenkarte, die sich an der Landes-Corona-Ampel orientiert, ist aktuell nur noch der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte grün eingefärbt. Die Landeshauptstadt Schwerin wechselte hingegen den ersten Tag auf gelb. Bleibt das so, könnten dort bald weitere Corona-Beschränkungen in Kraft treten.
Niederlande: Nach Lockerungen starker Anstieg von Infektionen
Der starke Anstieg von Infektionen und Patientenzahlen in Krankenhäusern in den Niederlanden hält an. In den vergangenen sieben Tagen nahm die Zahl der Neuinfektionen um 44 Prozent im Vergleich zur Vorwoche zu, wie das zuständige Reichsinstitut für Gesundheit und Umwelt (RIVM) mitteilte. Gut 25.700 Fälle wurden gemeldet. Die Inzidenz beträgt 151.
Das RIVM sieht einen direkten Zusammenhang mit der Lockerung der Maßnahmen vor etwa drei Wochen. So war die Abstandsregel von 1,5 Meter aufgehoben worden. Masken müssen nur im öffentlichen Nahverkehr getragen werden. Nur vor dem Besuch von Gaststätten wird ein Nachweis verlangt, dass man getestet, geimpft oder genesen ist.
In Bremen gilt ab Freitag die Corona-Warnstufe 1
In der Stadt Bremen gilt von Freitag an die Corona-Warnstufe 1. Das hat der Senat am Dienstag beschlossen. Demnach müssen im Innenbereich von Veranstaltungen, Gastronomie, Kultureinrichtungen und Sportstätten die Menschen gegen Corona geimpft, von Corona genesen oder negativ auf Corona getestet sein (3G-Regel). In öffentlichen Verkehrsmitteln, in Verkaufsräumen und bei Großveranstaltungen ab 5.000 Menschen muss eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden. "Die Hospitalisierungsinzidenz ist in den vergangenen Tagen gestiegen", sagte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). "Wir kommen jetzt in den Herbst, es finden wieder deutlich mehr Begegnungen in Innenräumen statt." Daher sei es richtig, dass in Innenräumen wieder die 3G-Regel gilt. In Bremen gilt ein Warnstufen-System mit vier Stufen (0 bis 3).
THW Kiel: Zwei Handballer positiv auf Corona getestet
Der THW Kiel muss vorerst auf die Spieler Sander Sagosen und Steffen Weinhold verzichten. Wie der Rekordmeister vor dem Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen Pick Szeged mitteilte, können "beide nach einem Impfdurchbruch nicht eingesetzt werden". Beide Spieler seien positiv auf das Coronavirus getestet worden, sie befinden sich in Quarantäne. Das Champions-League-Spiel sowie das Topspiel in der Handball-Bundesliga am Sonntag gegen Tabellenführer SC Magdeburg sollen aber wie geplant ausgetragen werden.
Garg befürwortet Spahns Vorschlag zum Ende der "epidemischen Notlage"
Kann die epidemische Notlage in Deutschland aufgehoben werden? Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) ist dafür. Das sei fachlich zu verantworten, sagte Garg NDR Schleswig-Holstein. Er halte den Schritt für angemessen und richtig. Er betonte, Schleswig-Holstein setze sich dafür ein, dass es für die Zeit nach der "epidemischen Notlage" Regelungen gebe, zum Beispiel für finanzielle Schutzschirme. Wichtig sei außerdem eine Rechtsgrundlage, um weiterhin Maßnahmen wie zum Beispiel die Maskenpflicht in Bus und Bahn durchsetzen zu können. Die sogenannte epidemische Notlage ist die Rechtsgrundlage der Corona-Maßnahmen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte gestern deren Auslaufen Ende November vorgeschlagen.
Hamburg weitet 2G-Regel aus und erlaubt Weihnachtsmärkte
Hamburg weitet die 2G-Regelung auf Friseure, andere körpernahe Dienstleistungen und Teile des Einzelhandels aus. Geimpfte und Genesene können teilnehmende Geschäfte von Sonnabend an ohne Maske nutzen, Ungeimpfte haben keinen Zutritt, wie Vize-Senatssprecherin Julia Offen sagte. Ob ein Geschäft die 2G-Regelung anwendet, entscheidet der Betreiber.
Auch Betreiber von Weihnachtsmärkte können nun entscheiden, ob sie die 2G- oder die 3G-Regeln anwenden wollen. Bei größeren Weihnachtsmärkten, die nicht insgesamt umzäunt werden, können auch Bereiche abgetrennt werden, in denen dann nach Wahl 2G oder 3G angeboten werden darf. In beiden Fällen darf Alkohol konsumiert werden, unter 3G-Bedingungen allerdings nur bis 22 Uhr. Auch auf dem Winterdom soll man sich ohne Maske bewegen und Alkohol trinken können: Er soll vom 5. November bis 5. Dezember auf dem Heiligengeistfeld stattfinden - und zwar unter 2G-Bedingungen.
Hamburger Weltwirtschaftsinstitut: Wirtschaft erholt sich von Corona-Krise
Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) rechnet im kommenden Jahr mit einer Erholung der deutschen Wirtschaft von der Corona-Krise. Laut Handelskammer bessert sich die Stimmung in den Unternehmen. Vor allem die Wirtschaftsbereiche Handel, Gastronomie, körperbezogene Dienstleistungen und Tourismus hätten sich zuletzt erholen können. Ins Stocken geraten seien dagegen wegen gestörter Logistikketten und Materialmangels die Industrieproduktion und die Bautätigkeit.
Gesundheitsministerin Behrens: "Brauchen über den Herbst, Winter noch ein paar Regeln"
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) blickt positiv auf die kommenden Monate und sieht ein Ende der Beschränkungen. "Wir brauchen über den Herbst, Winter noch ein paar Regeln, bis wir uns ganz davon verabschieden können", sagte Behrens heute in der wöchentlichen Pressekonferenz des Corona-Krisenstabs. Sie sei sicher, dass es mit dem von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ins Spiel gebrachten Auslaufen der epidemischen Notlage Ende November noch eine rechtliche Grundlage dafür geben wird. Wie diese aussehen werde, müsse der Bund klären.
Schleswig-Holstein: Ursache für Corona-Ausbruch noch unklar
Nachdem sich in einem Pflegeheim in Norderstedt 60 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 15 Mitarbeitende mit den Coronavirus infiziert haben, hat sich nun die Heimleitung zu der Frage geäußert, warum einige der infizierten Mitarbeiter nicht geimpft sind.
Dänemark lockert Einreise-Regeln
Dänemark lockert zum 25. Oktober die Einreise-Regeln. Reisende aus EU- und Schengenländern, die vollständig geimpft oder genesen sind oder einen negativen Corona-Test bei der Einreise vorlegen, sollen ohne weitere Einschränkungen einreisen können, meldet das Auswärtige Amt. Bisher muss - je nach Infektionslage im Heimatort - spätestens 24 Stunden nach der Einreise ein Corona-Test gemacht werden. Diese Regelung entfällt künftig.
Corona-Krise trifft Schiffbau in Norddeutschland hart
Die Corona-Pandemie und die Krise im Weltschiffbau treffen die deutschen Werften hart. Knapp 16.700 Menschen arbeiten derzeit in den Unternehmen an den norddeutschen Küsten. Zu Beginn der Corona-Krise waren es noch rund 1.500 mehr. Etwa die Hälfte der Werftarbeiter und -arbeiterinnen war oder ist in Kurzarbeit. Besonders hart betroffen sind die Werften in Mecklenburg-Vorpommern - dort ist fast jeder vierte Job gestrichen worden. In Hamburg haben in den vergangenen Wochen die insolvente Pella Sietas Werft sowie Blohm+Voss angekündigt, dass Stellen abgebaut werden.
Hamburg: Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 69,8
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist in Hamburg weiter gestiegen. Die Gesundheitsbehörde gab sie heute mit 69,8 an. Gestern hatte der Wert 66,7 betragen, vor einer Woche 58,6. Die Behörde meldete 240 Neuinfektionen - gestern waren es 175 gewesen, am Dienstag vor einer Woche 181. Die Zahl der Menschen, die seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit dem Virus gestorben sind, wird vom Robert Koch-Institut (RKI) unverändert mit 1.763 angegeben. In den Hamburger Krankenhäusern werden 101 Covid-19-Patienten behandelt, 32 von ihnen auf einer Intensivstation.
Ungeimpftes Personal in Bad Doberan? Drei Tote bei Corona-Ausbruch in Pflegeheim
In einem Pflegeheim in Bad Doberan sind nach NDR Recherchen drei Menschen infolge eines Corona-Ausbruchs gestorben - das Virus wurde dem Bericht zufolge durch eine ungeimpfte Pflegekraft ins Heim getragen. Insgesamt wurden in dem von der Volkssolidarität betriebenen Seniorenzentrum am Tempelberg demnach in den vergangenen Tagen 75 Corona-Fälle registriert - 51 unter Bewohnern und 24 unter Pflegekräften. Da die meisten der Erkrankten geimpft waren, gibt es vorwiegend milde Verläufe. Acht Menschen mussten jedoch ins Krankenhaus, drei von ihnen starben. Offenbar ist die Impfquote unter den Pflegekräften gering: 15 der infizierten Beschäftigten haben laut NDR Recherchen keinen Impfschutz.
Niedersachsen: Studentenwohnheime haben lange Wartelisten
Zum Start des Wintersemesters in Niedersachsen sind die Wartelisten der Studierendenwohnheime lang. Allein in Hannover warten laut Studentenwerk mehr als 2.000 Studierende auf eine Unterkunft. Grund für die vielen Anfragen ist neben dem Studienbeginn für Erstsemester die Rückkehr zur Präsenzlehre. Viele Studierende waren wegen des Fernunterrichts in der Corona-Pandemie zunächst bei ihren Familien wohnen geblieben und ziehen erst jetzt in die Städte. Lediglich an kleineren Hochschulstandorten wie Clausthal, Wolfenbüttel und Wolfsburg sind laut Studentenwerk Ostniedersachsen noch wenige Zimmer frei.
Epidemische Notlage beenden? Infektiologe dafür, Patientenschützer dagegen
In der Debatte um ein mögliches Ende der sogenannten epidemische Notlage Ende November hat sich der Rendsburger Infektiologe Stephan Ott klar für den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ausgesprochen. Ott sagte dem NDR: "Wir möchten gerne, dass die pandemische in eine endemische Situation umgewandelt wird, Corona als saisonale Infektionskrankheit behandelt wird und dass wir auf staatliche Zwangsmaßnahmen verzichten."
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnt hingegen vor einem verfrühten Ende der "epidemischen Lage" in Deutschland. Es wäre gefährlich, sie "allein aus fragwürdigem politischen Kalkül" auslaufen zu lassen, sagte Vorstand Eugen Brysch. Die Corona-Pandemie sei nicht vorbei. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sowie der Verband der Amtsärzte lehnen Spahns Vorschlag ebenfalls ab. Unterstützung erhält der Gesundheitsminister unter anderem von der Deutschen Krankenhausgesellschaft.
Bundesweit 110 Millionen Impfdosen verabreicht
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet, dass in Deutschland nun 110 Millionen Vakzine gegen das Coronavirus verimpft worden sind. In Nordrhein-Westfalen wurden mit 25,14 Millionen die meisten Dosen verabreicht, in Bremen mit 1,05 Millionen Impfdosen die wenigsten. Bei der Impfquote ist Bremen mit 77,2 Prozent wiederum auf dem ersten Platz im Bundesländervergleich.
Rechtsgrundlage der Corona-Maßnahmen: Debatte um Ende der "epidemischen Lage"
Die Amtsärzte in Deutschland lehnen es ab, die sogenannte epidemische Lage nationaler Tragweite zu beenden, wie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gestern vorgeschlagen worden war. "Ich bin davon wenig begeistert", sagte Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, zu NDR Info. "Das Signal, das damit ausgesendet wird, ist: Die Pandemie ist vorbei. Und das ist falsch. Wir sehen gerade, wie die Zahlen wieder ansteigen", so die Medizinerin.
Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach sich gegen den Vorschlag Spahns aus. Der ARD sagte Lauterbach, angesichts einer stagnierenden Impfquote und hoher Infektionszahlen bei Kindern sei der Zeitpunkt falsch. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, hält es dagegen nicht länger für erforderlich, dass der Bund über die Länderkompetenzen hinweg Maßnahmen zur Pandemie-Kontrolle beschließt, wie er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte. Die "epidemische Lage" ist die Grundlage für die zentralen Corona-Maßnahmen in Deutschland und gilt derzeit bis einschließlich 24. November.
Wie lässt sich die Impfmotivation steigern?
Bundesweit sind laut Robert Koch-Institut knapp 66 Prozent der Bürger und Bürgerinnen vollständig geimpft. Um die Quote zu erhöhen, wird mit einer Mischung aus Angeboten und Druck versucht, Menschen zur Corona-Impfung zu bewegen. Experten raten zu mehr Freiheiten, persönlicher Einladung und der Nutzung weiterer Kommunikationswege. Druck von Seiten der Politik und der Gesellschaft sei für viele einer der Hauptgründe, sich nicht impfen zu lassen, so Jonas Schreyögg vom Hamburg Center for Health Economics.
Ärztevertreter für Abschaffung von Corona-Massentests an Schulen
Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, hat sich für eine Abschaffung der regelmäßigen Corona-Tests an Schulen ausgesprochen. "Wir brauchen die anlasslosen Corona-Massentests in Schulen nicht mehr", sagte Fischbach zu "Bild". Denn Kinder erkrankten selten schwer an Covid-19. Der riesige logistische Aufwand der Schnell-Tests lohne sich nicht und führe nicht selten zu falschen Ergebnissen.
Göttinger Forscherin Priesemann plädiert für Pandemierat
Die Göttinger Physikerin Viola Priesemann würde sich bei künftigen Pandemien eine "deutlichere Trennung von politischer Abwägung und wissenschaftlicher Expertise" wünschen. In einem Interview in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" sagte die Forscherin: "Dazu könnte ein Pandemierat beitragen, der Wissen, Unsicherheiten und Szenarien zusammenträgt und all das kommuniziert: Was passiert, wenn wir einen Freedom Day wagen?" Die Wissenschaftlerin vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation entwickelt seit Beginn der Pandemie Modellrechnungen für die Ausbreitung des Coronavirus.
Elternvertreter fordern Impfpflicht für Lehrpersonal
Elternvertreter fordern angesichts steigender Infektionszahlen strengere Corona-Maßnahmen in den Herbst- und Wintermonaten. Ines Weber, Vorstandsmitglied des Bundeselternrats, verlangte gegenüber der Funke Mediengruppe eine Impfpflicht für Lehrkräfte, die "bundeseinheitlich gesetzlich festgeschrieben werden" müsse. Der Verband Bildung und Erziehung hatte Forderungen nach einer Impfpflicht für Lehrerinnen und Lehrer zurückgewiesen. Gewerkschafts-Chef Udo Beckmann verwies bereits im Juli darauf, dass die Berufsgruppe mit überwältigender Mehrheit geimpft sei, die Quote liege teils bei 90 Prozent.
GEW fordert kostenlose Corona-Tests und Masken zum Semesterstart
Zum Start des Wintersemesters an den Universitäten und Hochschulen hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kostenlose Corona-Tests und medizinische Schutzmasken für Studierende und die Uni-Beschäftigte gefordert. Hygieneregeln, die das 3G-Prinzip einschlössen, seien weiter erforderlich, sagte der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Armbänder für Studierende, die den Impfstatus zeigten, oder entsprechende Einträge in den Studierendenausweis lehne die GEW jedoch ab. "Praktikabel erscheinen stichprobenartige Kontrollen beim Zutritt zu den Gebäuden oder Räumen der Lehrveranstaltungen", sagte Keller. Er sprach sich außerdem dafür aus, dass sich Hochschulen an Impfkampagnen beteiligen und Angebote auf dem Campus machen. Aus Rücksicht auf Menschen, die nicht geimpft werden könnten oder besonders gefährdet seien, sollten Lehrveranstaltungen weiter auch in hybrider Form angeboten werden.
Niedersachsen: Sieben-Tage-Inzidenz sinkt erneut nur minimal
Beim Infektionsgeschehen in Niedersachsen ist derzeit kaum Bewegung zu verzeichnen: Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sank die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen nur leicht - von 49,5 gestern auf aktuell 49,0 (Vorwoche: 42,6). Die Gesundheitsämter meldeten 394 neue laborbestätigte Corona-Fälle - das sind deutlich mehr als gestern (156) und etwas mehr als vor einer Woche (350). Drei weitere Todesfälle wurden gemeldet - damit steigt die Gesamtzahl der in Niedersachsen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion Verstorbenen auf 6.031 seit Beginn der Pandemie.
RKI registriert 6.771 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 75,1
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist erneut leicht gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) nannte heute früh einen Neuinfektions-Wert pro 100.000 Einwohner und Woche von 75,1 (Vortag: 74,4 / Vorwoche: 65,8 / Vormonat: 70,5). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 6.771 Corona-Neuinfektionen. Gestern waren es 4.056 gewesen, am Dienstag vor einer Woche 4.971. Deutschlandweit wurden zudem 88 weitere Todesfälle verzeichnet. Die Zahl der Menschen, die seit Beginn der Pandemie hierzulande an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 94.716.
Service: Inzidenzwert für Ihren Wohnort ermitteln
Die Sieben-Tage-Inzidenzen der Corona-Neuinfektionen sind auch in Norddeutschland in Bewegung. Wenn Sie wissen wollen, wie die Inzidenz in Ihrer Stadt oder in Ihrem Landkreis ist, tippen Sie einfach hier Ihre Postleitzahl ein.
Schleswig-Holstein: Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 32,6
Die Zahl der registrierten Corona-Neuansteckungen in Schleswig-Holstein ist im Vergleich zum Vortag (47) und zum Dienstag der Vorwoche (113) deutlich gestiegen - auf 228 Fälle. Das geht aus den Zahlen der Landesmeldestelle hervor. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Land kletterte auf nun 32,6. Gestern hatte die Zahl bei 28,3 gelegen. Die Zahl der Patienten und Patientinnen, die wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden, sank um einen Menschen auf 52. Davon liegen 15 weiter auf Intensivstationen, von denen neun beatmet werden.
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Der Live-Ticker von NDR.de am Dienstag
Guten Morgen! Die Redaktion von NDR.de hält Sie auch heute - am Dienstag, 19. Oktober - über die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie in Norddeutschland auf dem Laufenden. Im Ticker finden Sie alle wichtigen Nachrichten und außerdem Inhalte aus den NDR Hörfunk- und Fernseh-Sendungen.
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Montag, 18. Oktober
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Sonntag, 17. Oktober
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Sonnabend, 16. Oktober
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Freitag, 15. Oktober
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Donnerstag, 14. Oktober
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Mittwoch, 13. Oktober
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Dienstag, 12. Oktober