Als Führungskraft in Teilzeit arbeiten - Karriereknick ade?
Als Mutter von drei Kindern führt Christina Heilmann in Oldenburg ein 13-köpfiges Team beim Unternehmen EWE - in Teilzeit. Sie hat gelernt, Verantwortung abzugeben und auch mal "Nein" sagen zu können.
Wenn sich Christina Heilmann morgens um kurz vor 8 Uhr an ihren Schreibtisch setzt, bringt ihr Mann gerade die drei Kinder in die Kita und in die Schule. "Wir haben uns hier zu Hause ein bisschen aufgeteilt. Der eine macht den Morgendienst, der andere den Nachmittagsdienst. Und dadurch funktioniert das auch ganz gut."
Halbtags-Chefin - für viele ist das noch ungewohnt
Christina Heilmann arbeitet seit zwölf Jahren beim Energieversorger EWE in Oldenburg - und ist dort seit einigen Jahren auch Teamleiterin. Für ihre Mitarbeitenden war es zunächst eine Umstellung, die neue Chefin nur noch halbtags zu sehen: "Ich habe von vornherein offen kommuniziert, dass ich in Teilzeit arbeite und wie die Rahmenbedingungen sind. Ich habe feste Zeiten, weil ich um 15 Uhr meine Kinder abhole. Aber es ist auch klare Absprache, dass, wenn wichtige Themen anstehen, ich telefonisch erreichbar bin und noch abends einen Blick auf meine E-Mails werfe."
Für sie und das Team funktioniere das sehr gut, meint die 41-Jährige. Vor allem, weil sie viel Verantwortung abgebe. "Weil ich genau weiß, wo meine Rolle als Führungskraft vonnöten ist und wo auch die Experten aus meinem Team übernehmen können."
Immer mehr Frauen wollen Führungspositionen übernehmen
Bei EWE arbeiten mittlerweile etwa sechs Prozent der Führungskräfte in Teilzeit - die meisten davon sind Frauen. Einige wenige führen auch im Tandem, das heißt, zwei Führungskräfte teilen sich eine Stelle. Insgesamt liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte bei EWE bei 17 Prozent.
Dass diese Zahl noch ausbaufähig sei, gibt Marion Rövekamp von EWE zu. Sie ist im Konzern Vorständin für Personal und Recht und hat "Führung in Teilzeit" vor einigen Jahren eingeführt. "Wir sagen, alle Positionen an sich sind teilzeitfähig. Nicht immer klappt das dann natürlich auch. Aber alleine diese Klarheit in der Aussage führt dazu, dass immer mehr Frauen bereit sind, diesen Schritt zu gehen und die Führungsrolle anzunehmen und daraus eine Karriere zu machen."
Frauen ziehen Frauen nach
Frauen ziehen Frauen nach - das ist auch eine Beobachtung von Marion Rövekamp. Deshalb sei das firmeninterne Netzwerk "Frauen mit Energie" so wichtig. "Wir stellen zum Beispiel alle Führungspositionen, die besetzt werden sollen, in einem Frauen-Netzwerk vor und geben damit auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder dann tatsächlich zu überlegen, sich auf die Stelle zu bewerben."
Auch Christina Heilmann engagiert sich in Netzwerken und als Mentorin. Sie möchte anderen Mut machen, in Teilzeit Führungsverantwortung zu übernehmen. Die reduzierte Arbeitszeit hält sie auch nicht für eine Karrierebremse: "Früher galt der Spruch: Derjenige, der als Letzter das Licht ausmacht, hat auch am meisten geleistet. Aber ist das wirklich so die Wahrheit?"
Der direkte Weg in den Burn-out?
Können Führungspositionen für Frauen der direkte Weg in den Burn-Out sein? Schließlich zeigen Studien, dass Frauen im Schnitt zu Hause viel mehr Hausarbeit übernehmen als der Mann. Selbst, wenn sie beruflich ähnlich eingespannt sind wie der Partner.
Für sich selbst sieht Teamleiterin Christina Heilmann diese Gefahr nicht, weil ihr Mann, der Vollzeit arbeitet, viel zu Hause übernehme - er kümmert sich zum Beispiel um die Kinder, wenn diese krank sind. Ohne einen Partner, der einem in stressigen Phasen den Rücken freihalte, gehe es aber nicht, so Heilmann. Das sei ja andersherum auch bei Männern in Führungspositionen so.
Christina Heilmann würde sich in der Gesellschaft durchaus einen Kulturwandel wünschen, wie sie es nennt: "Nicht nur weibliche Führungskräfte in Teilzeit, sondern eben auch der Kulturwandel auf der Männerseite, dass das akzeptiert wird. Auch dass anerkannt wird, dass Männer in Teilzeit arbeiten."