Väter in Teilzeit - immer noch die Ausnahme
Im Gegensatz zu den meisten Frauen arbeiten Männer, laut Statistik, größtenteils in Vollzeit. Heiner Fischer hat sich gegen den Widerstand seines Chefs für das Teilzeitmodell entschieden.
Als klar war, dass Heiner Fischer und seine Frau ein Kind erwarten, stand für den werdenden Vater fest, dass er Elternzeit nehmen möchte. Und zwar sieben Monate lang, genauso lang wie seine Frau. Er freute sich auf diese Zeit, sein Chef aber nicht. Damals arbeitete Heiner Fischer als Bildungsreferent in einem Sportverband. "Mein Chef war semi-begeistert und hat mir vorgeworfen: Was tust du uns an, was tust du deinem Team an? Das geht nicht."
Heiner Fischer entschied sich gegen seinen Chef für Teilzeit
Heiner Fischer nahm die Elternzeit trotzdem und stellte für die Zeit danach einen Antrag auf Teilzeit. "Und dann war das Tischtuch komplett zerschnitten und das Vertrauen war weg und ich musste mich auch vor der Geschäftsführung rechtfertigen. Da war für mich klar, dass dieses Unternehmen und ich keine gemeinsame Zukunft haben und ich habe gekündigt."
Also suchte sich Heiner Fischer einen Job in Teilzeit und begann als klinischer Sozialarbeiter in dem Krankenhaus zu arbeiten, wo auch seine Frau als Logopädin auf der Intensivstation tätig war. "Das war total klasse, weil ich bis 12 Uhr gearbeitet habe und den Stift fallen lassen konnte. Meine Frau kam dann mit unserem Kind zur Arbeit und wir haben dann die Übergabe gemacht." Mittlerweile ist die Familie weiter gewachsen und auch mit zwei Kindern arbeiten Heiner Fischer und seine Frau nach wie vor in Teilzeit: "Wir haben kein Auto, wir haben eine kleine Wohnung und wir fahren nur mit dem Fahrrad. Wir brauchen keine Konsumgüter, um glücklich zu sein. Wir investieren lieber in Zeit."
Männer sehen sich laut Umfragen noch oft in der Ernährerrolle
Männer in Teilzeit - das ist immer noch recht selten. Während zwölf Prozent der kinderlosen Männer Teilzeit arbeiten, sind es bei Vätern nur sieben Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen sehen sich Väter laut Umfragen nach wie vor oft in der Rolle des "Ernährers". Rollenmodelle sind also nach wie vor von Bedeutung. Zum anderen verdienen sie auch häufig mehr als ihre Partnerinnen. Das hört auch Timm Kröger regelmäßig, wenn er mit Freunden spricht, die in Vollzeit arbeiten. Er arbeitet in Teilzeit an der Universität Bremen. "In meinem Freundeskreis ist es häufig eine finanzielle Geschichte, weil man vorher schon unterschiedlich verdient hat, also der Mann häufig mehr als die Frau."
Auch Timm Kröger verdient deutlich mehr als seine Frau, erzählt er. Ähnlich wie Heiner Fischer war dem Paar aber die Zeit für ihr Kind und füreinander wichtiger als das Geld. Dafür schränken sie sich an anderen Stellen ein und kaufen zum Beispiel viel Kleidung gebraucht. "Meine Frau ist sehr glücklich mit dem, was sie tut. Und ich unterstütze sie dabei. Bei ihr ist die Überlegung, ob sie vielleicht wieder Vollzeit arbeitet. Und auch bei dieser Entscheidung werde ich sie unterstützen und sie mittragen."
Vätern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen
Heiner Fischer hat das Thema "Väter in Teilzeit" mittlerweile zu seinem Herzensprojekt gemacht. Er berät Väter und Unternehmen zum Thema Vereinbarkeit und "aktive Vaterschaft", bietet Online-Gesprächskreise an und schreibt für seinen Blog "Vaterwelten". Seine Forderung, Vätern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, richtet sich an Arbeitgeber. Denn davon profitierten aus seiner Sicht am Ende auch die Unternehmen. "Wir müssen die Männer und die Väter auch in die Familien bringen. Denn erst wenn wir die Väter in die Familien bringen, erlauben wir es den Müttern, ihre Arbeitszeit zu erhöhen."