Pein will Hamburgs Wohnungsbau mehr am Bedarf orientieren
Seit Mitte Dezember vergangenen Jahres ist Hamburgs neue Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) im Amt. Keine leichte Zeit für den Amtsantritt, denn gerade gerät der Wohnungsbau in der Stadt ins Stocken. Zwar werden noch viele Wohnungen genehmigt, aber längst nicht alle auch gebaut.
Der rot-grüne Senat will an seinem Ziel festhalten, jedes Jahr 10.000 neue Wohnungen zu bauen. Angesichts steigender Baupreise, Fachkräftemangel und Energiekrise ist das aber ein Vorhaben, das sich immer schwerer umsetzen lässt. Pein ist sich dessen natürlich bewusst und sagte im Hamburg Journal des NDR Fernsehens, dass auch Hamburg beim Wohnungsbau sinkende Zahlen erleben werde - aber keinen wirklichen Tiefflug. "Es wird sich auch noch nicht in diesem Jahr so sehr niederschlagen, sondern tatsächlich erst in den kommenden ein, zwei Jahren, weil der Wohnungsmarkt ja träge ist", sagte die Senatorin. Momentan profitiere man noch von den Projekten, die bereits vor zwei oder drei Jahren angeschoben wurden.
Viele Single-Haushalte in Hamburg
Bei den aktuell bestehenden Problemen sieht Pein nur zwei Optionen. Man müsse bei sinkenden Zahlen gucken, wie man die Effizienz steigern könne, also sehr genau gucken, was man baue. "Wir haben in Hamburg 54 Prozent Single-Haushalte, 17 Prozent des Wohnungsbestandes sind Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen - das heißt, wir haben viele Menschen, die in Drei-, Vier- oder Fünf-Zimmer-Wohnungen leben und vielleicht auch im Moment in Bedrängnis sind wegen steigender Nebenkosten", so Pein.
"Wir bauen eigentlich zu groß"
Da müsse man genau gucken, was gebraucht werde. Aktuell habe man im Wohnungsbau eine durchschnittliche Wohnungsgröße von 75 Quadratmetern. "Das spricht dafür, dass wir eigentlich zu groß bauen." Darüber wolle sie mit den Akteuren und Akteurinnen des Bündnisses für Wohnen ins Gespräch kommen, um gegebenenfalls mehr der Nachfrage entsprechend zu bauen. Dazu müsse man mit Bauherren ins Gespräch kommen, und auch diese müssten dann darauf achten, dass der Wohnungsbau marktgerecht ist.
Sozialwohnungen: Ziele nicht erreicht
Probleme gibt es vor allem auch im Bereich der Sozialwohnungen, deren Anteil schrumpft. Im vergangenen Jahr wurden deutlich weniger genehmigt als vom Senat geplant. "Wir werden unter 2.000 liegen und das ist ein Tiefstand, den wir erreicht haben", gab Pein zu. Das könne man so nicht akzeptieren und man passe deswegen die Wohnraumförderung in zwei wesentlichen Punkten an. "Indem wir die gestiegenen Baukosten berücksichtigen in der Förderung - also anheben. Und indem wir das Zinsniveau verändern und ein sehr gutes Zinsangebot machen", erläuterte die Senatorin. Sie sei optimistisch, dass es mit diesem Angebot gelinge, angehaltene Projekte, die nicht zur Bewilligung kamen, doch noch auf den Weg zu bringen. Die Zielzahl seien jedenfalls weiterhin 3.000 geförderte Wohnungen pro Jahr - und dafür habe der Senat auch die Mittel bereitgestellt.
Pein seit langer Zeit in der Stadtplanung tätig
Die 50-jährige Karen Pein hat an der Technischen Universität Hamburg in Harburg Stadtplanung studiert. Bei der städtischen Entwicklungsgesellschaft IBA Hamburg war sie von 2015 bis zu ihrem Amtsantritt als Geschäftsführerin tätig. Die großen Bauprojekte in der Stadt kennt sie daher sehr genau.