Indexmieten bringen immer mehr Hamburger in Bedrängnis
Wie Mieterinnen und Mieter in Hamburg unter den derzeitigen Preissteigerungen zu leiden haben zeigt eine repräsentative Umfrage der Verbraucherzentrale, die NDR 90,3 vorliegt.
Besonders zu leiden haben demnach Hamburgerinnen und Hamburger mit einem Indexmietvertrag - bei diesem sind die Mieterhöhungen an die Inflation gekoppelt. Und sie sind weit verbreitet: Ein Viertel aller jüngeren Mieterinnen und Mieter unter 35 Jahren hat laut Verbraucherzentrale einen Indexmietvertrag unterschrieben. Und bereits 17 Prozent aller Mietverträge in Hamburg sind laut der Umfrage solche Indexmietverträge. Das führt offenbar inzwischen häufig dazu, dass Menschen mit ihren Mieten in den Rückstand kommen: 15 Prozent aller Befragten gaben Probleme an. Bei Haushalten ohne automatische Mieterhöhung sind nur fünf Prozent in Zahlungsverzug.
Mieterverein fordert Verbot neuer Index-Mietverträge
Als Konsequenz aus der Umfrage fordert Hamburgs Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) Kappungsgrenzen bei Indexmieten. Der Bund müsse endlich handeln, weil ansonsten weiteren Mieterinnen und Mietern die Überschuldung drohe. Auch der Mieterverein zu Hamburg fordert eine Deckelung der Altverträge auf drei Prozent Erhöhung im Jahr - und fordert ein Verbot neuer Indexmiete. Der Verein schätzt, dass es in Hamburg bereits 100.000 Indexmietverträge gibt - Tendenz steigend, jeder zweite neue Vertrag sei inflationsabhängig.
In den Jahren mit einer geringen Inflation waren diese Verträge günstig, nun allerdings seien sie für viele nicht mehr bezahlbar. Der Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende des Mietervereins Rolf Bosse sagt: "Wir erleben in der Beratung täglich dramatische Einzelfälle". Man könne aber nur an die Kulanz der Vermieterinnen und Vermieter appellieren, die Erhöhung nicht voll auszuschöpfen.
Bei fast 60 Prozent hat sich Kaltmiete erhöht
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage der Verbraucherzentrale: Mieterinnen und Mieter schaffen es meistens, eine höhere Miete oder höhere Nebenkosten finanziell zu verkraften. Wenn aber beides zusammenkommt, dann wird es schwierig. 59 Prozent der Befragten sind aktuell von einer Steigerung der Kaltmiete betroffen, die meisten Erhöhungen erfolgten 2022. In vier von fünf Fällen betragen oder betrugen die Erhöhungen bis zu 100 Euro.
Bei Indexmietverträgen wurde bei etwas mehr als drei von vier Befragten eine Erhöhung vorgenommen oder angekündigt. Ähnlich sieht es bei den Staffelmietverträgen aus. Bei den Mietverhältnissen ohne festgelegte Erhöhung waren dagegen mehr als die Hälfte nicht von einer Erhöhung betroffen und es war auch keine zum Zeitpunkt der Umfrage angekündigt.