Das Gespräch
Bei "Das Gespräch" kommen Menschen zu Wort, die Stellung beziehen und Positionen vertreten: kulturell oder gesellschaftlich, kenntnisreich, vielfältig und nicht selten provokant. Mal sind sie prominent und in aller Munde, mal ausgewiesene Experten auf ihrem Gebiet. Gemein ist ihnen allen, dass sie Inspirierendes zu sagen haben zu den Themen unserer Zeit - und oft auch sehr Persönliches. Wir stellen drängende Fragen und rollen nicht einfach den roten Teppich aus.
FOLGEN
Wokeness, Political Correctness, Sensitivity Reading: "Alles Zensur!"
Was darf heutzutage noch gesagt oder geschrieben werden? Und was nicht? Darüber wird an Stammtischen wie Unis gleichermaßen heftig gestritten. Wie geht zum Beispiel geschlechtergerechte Sprache? Mit Gendersternchen und Sprechpause? Oder reicht das generische Maskulin? Darf man das N-Wort oder andere missliebige Wörter noch benutzen? Oder müssen Bücher - auch alte - davon bereinigt werden?
Die Altphilologin Melanie Möller von der FU Berlin ärgert der Anspruch auf politische Korrektheit der Literatur so sehr, dass sie sich nun mit ihrem Buch "Der entmündigte Leser. Für die Freiheit der Literatur" einsetzt. "Ein Gespenst geht um im Literaturbetrieb," konstatiert sie. Es trage viele, meist englische Namen: "Dazu gehören 'Cancel culture', 'wokeness', 'political correctness' oder 'sensitivity reading'. Früher einmal hörte es auf den schlichten Namen Zensur." Im Gespräch mit Jürgen Deppe betont Melanie Möller, dass Leserinnen und Leser auch derbe Darstellungen ohne sogenannte "Triggerwarnungen" aushalten und Literatur einfach ästhetisch genießen würden.