von Jutta Przygoda

Im alten Kurhaus von Dangast ist es wie mit der Ruhe vor dem Sturm: Draußen läuft der Aufbau der fünf Bühnen. Till Krägeloh nimmt sich eine Tasse Kaffee und macht kurz Pause. Den Stress kennt er - er organisiert das Festival seit zehn Jahren: "Weil man an etwas glaubt. Man will gerne was mit Menschen zusammen machen. Es bereitet mir ganz große Freude, das zu gestalten."

Watt En Schlick Fest: Die große Sause am Strand von Dangast

Kulturmanager - das ist seine offizielle Berufsbezeichnung. Im Hauptberuf arbeitet der kreative Kopf inzwischen seit zwei Jahren in einem Kulturzentrum in Düsseldorf. An den Rhein gab es auch schon früher familiäre Verbindungen: Sein Vater und Großvater stammen von dort. Studiert hat Krägeloh Kultur- und Wirtschaftswissenschaft im Norden, in Bremen. Hier hatte er zuletzt auch gearbeitet. Über fünf Jahre war er Marketingleiter bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

Aber daneben gab und gibt es Jahr für Jahr das Watt en Schlick Fest, die große Sause am Strand von Dangast. Und das geht nur hier, sagt er, "weil dieser Ort einfach einzigartig ist. Man könnte es nicht woanders machen. Mit den Menschen, die hier sind, die hierhin kommen, spüre ich auch keine Energie, das woanders zu machen."

Bekannte Musik-Acts und künstlerische Vielfalt

Wenn die Beats und Songs das ganze Wochenende hier wummern oder zarte Klänge und Stimmen über das Meer und das Watt in die weite Landschaft am Deich ziehen, dann stimme einfach alles, sagt Krägeloh. Er zählt auf, wen er in diesem Jahr von einer Reise nach Dangast überzeugt hat: "Ich freue mich sehr auf Róisín Murphy. Wir haben Ezra Collective, Bukahara, Sophie Hunger - und wir haben eine wahnsinnige Überraschung am Sonntag."

Doch Musik ist nicht alles. Die fünf verschiedenen Bühnen sind auch noch für anderen Kunstformen gedacht. "Es gibt noch Lesungen, eine Zaubershow und tolle Kinofilme", erzählt Krägeloh. So wird zum Beispiel "Mittagsstunde", die Verfilmung des Romans von Dörte Hansen, zu sehen sein.

Über 200 Freiwillige helfen beim Festivalaufbau

Diese Vielfalt beim Festival ist dem Organisator wichtig - auch weil das Kurhaus von Dangast selbst immer ein Ort der Künste war und ist. Hier begann Till Krägelohs Karriere gewissermaßen als Tellerwäscher, na ja fast: Als Schüler hat er Geschirr abgeräumt, wenn am Wochenende jede Menge los war. Und mit den Inhabern, der Familie Tapken, verbindet ihn eine lange, innige Freundschaft, sagt Maren Tapken, die heute das beliebte Lokal am Strand von Dangast führt: "Er ist immer 'on' und schafft es zu motivieren. Man merkt einfach, wie viel ihm das Fest und der Ort hier bedeuten."

Einer alleine stemmt das alles natürlich nicht. Das Watt en Schlick Fest kann Jahr für Jahr auf über 200 freiwillige Helfer zählen. Dazu zählt auch Vanessa Roolfing aus Bremen. Sie ist beim Aufbau der fünf Bühnen dabei: "Das ist logistisch eine große Herausforderung, dass alle Bühnen so stehen, dass sie sich nicht gegenseitig beschallen. Deswegen spielt die Hauptbühne immer allein."

Von interessanten Bühnen und norddeutschem Wetter

Für die Künstler auf der Hauptbühne geht der Blick über die vielen Zuschauer hinweg aufs Wattenmeer. Ein einmaliger Ort. Es gibt aber auch ganz verrückte Konstruktionen: Eine der Bühnen ist ein schwimmendes Floss. "Sie schwimmt wirklich, sodass die Band dann manchmal auch von der Flut überrascht wird. Das hat dadurch einen eigenen Spannungsfaktor", sagt Roolfing.

Im Moment ist es allerdings auch von oben noch kühl und feucht. Wenn das Wetter nicht mitspielt, macht das dem Macher vom Watt en Schlick Fest allerdings keinen Kopf. Da ist Till Krägeloh echt norddeutsch geprägt und weiß, dass es sein Publikum auch gewohnt ist: "Das sind sie schon seit neun Jahren. Sie wissen, dass es beim Watt en Schlick auch mal regnen kann. Das macht aber nichts aus."

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