Vicky Leandros: Abschied mit Tournee "Ich liebe das Leben"
Sie steht seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne und ist auf Abschiedstournee mit Start in der Elbphilharmonie Hamburg: die 71-jährige Vicky Leandros. Mehr als 50 Millionen Platten und CDs hat sie verkauft.
Die Hamburger Schlagersängerin Vicky Leandros hat im März offiziell ihre Abschiedstournee (Titel: "Ich liebe das Leben") mit zwei Konzerten im Großen Saal der Elbphilharmonie gestartet.
Die beiden lange geplanten Leandros-Auftritte für Sonnabendnachmittag und -abend waren laut dem Konzertveranstalter sehr schnell ausverkauft. Seit dem Auftakt in Hamburg setzt die nun 71-Jährige im Herbst 2023 ihre Deutschlandtour fort,
Vicky Leandros: Schon mit 26 Jahren ein Star
Über Jahrzehnte hat die Musikerin und Wahlhamburgerin die Hitparaden mitgeprägt. Es ist der Sirenen-Moment des deutschen Schlagers als Vicky Leandros "Theo, wir fahr'n nach Lodz" 1981 bei "Wetten dass...?" singt. Sie schmettert tapfer den von ihr ungeliebten Mitklatsch-Ohrwurm. Frank Elstner zerdeppert eine Ladung Teller. "Das ist in Griechenland in den Lokalen so und war eine Art Überraschung", sagt Leandros. Mit 26 ist aus dem Einwandererkind Vassiliky Papathanassiou aus Korfu längst ein großer Star geworden.
Als kleines Mädchen kommt sie Anfang der 1960er-Jahre in Hamburg an: "Die Sprache hat mich sehr beeindruckt - die Laute wie ö und ü. Das erste Wort war 'schön'. Das habe ich den ganzen Tag ausgesprochen, weil man diese Laute in der griechischen Sprache nicht kann."
Vicky Leandros startet in der "aktuellen Schaubude"
Ihr Vater Leo Leandros ist Sänger und Musikproduzent, gibt Vicky Gesangsunterricht, schreibt ihr Lieder. Bei ihrem ersten Hit und Fernsehauftritt ist sie 13 Jahre: "Das werde ich nicht vergessen - das war in der Aktuellen Schaubude" Dann geht es ganz schnell. 1967 Schlager Grand Prix. Vicky singt in Wien für Luxemburg "L’amour est bleu ".
Es folgt Platz vier. Nicht schlecht. Manche ESC-Teilnehmer würden dafür Feuerwerke abbrennen. Fünf Jahre später: Der Sieg. Wieder für Luxemburg mit "Apres toi". "Das war schon ein Meilenstein in meiner Karriere". Vicky Leandros ist danach ein internationaler Star - steht im Plattenstudio in Hamburg und singt von hier aus Schlager und Chansons für Frankreich, England, Kanada und Japan. Auch wenn ein Plattenvertrag in den USA keinen Erfolg bringt, bleibt Vicky Leandros der Sonnenschein des deutschen Schlagers.
Politik und Schlager-Mythen
Große Stimme, freundliche Person und weiße Weste: Fast wird sie Politikerin. Ole von Beust will sie in Hamburg als Kultursenatorin gewinnen: "Ich musste es aber verneinen, da ich gerade Verträge unterschrieben hatte für 120 Konzerte. Das ging einfach nicht." Auch Friedbert Pflüger in Berlin gibt sie einen Korb für dessen CDU-Schattenkabinett. Bei den Kommunalwahlen in Piräus tritt Leandros aber an und wird gewählt: "Ich wurde 2. Bürgermeister für Kultur und internationale Beziehungen. Aber man konnte nicht viel machen, weil kein Cent in irgendeiner Kasse war, dann bin ich nach zweieinhalb Jahren zurückgetreten." Die Mühen der Ebene. Auf der Bühne ist eben mehr Konfetti.
Und so tourt sie weiter. Und interessant: Das etwas rumpelige "Theo, wir fahr'n nach Lodz" wird mehr und mehr von "Ich liebe das Leben" abgelöst, dem Lied, bei dem sich heute Partygäste zu vorgerückter Stunde sentimental in den Armen liegen, wenn der DJ damit die allerletzte Runde einläutet. Ein lebensmottotauglicher Song. Kitsch? Ja, aber vom Feinsten.