Vicky Leandros: Standing Ovations und Blumen zum Abschied
Am Sonnabend hat Vicky Leandros gleich zwei ausverkaufte Abschiedskonzerte in der Hamburger Elbphilharmonie gespielt. Das enthusiastische Publikum holte die 70-Jährige mehrfach für Zugaben auf die Bühne zurück. Ein Konzertbericht.
"Der Auftakt zum großen Jubiläumsjahr" steht auf der Eintrittskarte - eben diese Karten für die Konzerte in der Elbphilharmonie waren schnell ausverkauft. Bei der Nachmittagsvorstellung hatte es schon Blumen für die Künstlerin von H.P. Baxxter (Sänger der Techno-Ikonen Scooter) gegeben. Auch in der 20 Uhr-Vorstellung kann man ein paar prominente Gäste im Publikum sitzen sehen. Doch der größte Blickfang ist, natürlich, Vicky Leandros. Zu Beginn erklimmt sie die Bühne in einem gold-schwarz glitzernden, bodenlangen Kleid und eröffnet den Abschied mit "Ich hab' die Liebe geseh'n". Während sie im Rampenlicht steht, singt und schnippt, klatscht die Menge schon begeistert mit.
Vicky Leandros in Hamburg: Charmant und sichtlich gerührt
Auf der Bühne der Elbphilharmonie hat Vicky Leandros eine Band und ein Streichquartett versammelt; zu Beginn wird sie auch vom Chor Hamburg Voices unterstützt. Sie freut sich sichtlich, hier zu sein, und erzählt zwischen den Stücken Geschichten über sich: Wie sie als gebürtige Griechin nach Hamburg kam, eine Stadt, die sie heute ihre Heimatstadt nennt. Die Zuschauer*innen erfahren auf charmante Art und Weise, wie Vicky Leandros zur Musik kam. Die Sängerin berichtet gut gelaunt, wie sie einst einen Plattenvertrag in den USA schon unterschrieben hatte, doch ihre Liebe zu Hamburg sie einen Rückzieher machen und in ein Flugzeug zurück steigen ließ.
Eine zweieinhalbstündige Reise durch ihre Karriere
Heute blickt sie zufrieden auf eine glückliche Karriere zurück. Auch die Lieder erzählen ihre Chronik: Ihre erste Single "Messer, Gabel, Schere, Licht" stammt aus dem Jahr 1965 und ist ein weiterer Halt in einer zweieinhalbstündigen Reise durch ihr Leben. Sie ist gut bei Stimme, sowohl ihre Lieder als auch die Anekdoten dazwischen sind äußerst kurzweilig - und Vicky Leandros punktet bei ihren Fans gleich auf zwei Ebenen. Da wären einerseits ihre Gesangskünste und die Texte, andererseits macht sie ihre lebensbejahende, angenehm optimistische Ausstrahlung und Bühnenpräsenz sehr sympathisch. Und dann wären da natürlich noch ihre Hits: zum Beispiel "Ich bin wie ich bin" oder "Verlorenes Paradies".
"Ich liebe das Leben!": Vicky Leandros auf Abschiedstour
Einen Wermutstropfen hat der Abend allerdings: Die anstehenden Konzerte sind, wie erwähnt, der Beginn einer Abschiedsreise. Vicky Leandros betont, wie viel ihr das Musikmachen und das Singen bedeutet - und dass nun dennoch ein guter Zeitpunkt zum Aufhören gekommen sei. Als Begründung für den Bühnenabschied erklärt sie, dass sie nicht an den Punkt kommen möchte, "an dem ich Sie nicht mehr mit meiner Stimme erreiche". Sie spricht über Abschiede, anschließend gibt es den Titel "Free Again" - und Standing Ovations, die die Künstlerin sichtlich rühren.
"Karaoke" mit "Blau wie das Meer" und Guido Maria Kretschmer
In ihrer mehr als 50-jährigen Bühnenkarriere ist Vicky Leandros auch ein Profi in Sachen Interaktion mit ihrem Publikum geworden: Bei "Blau wie das Meer" (als "L'amour est bleu" war das ihr Beitrag zum Eurovision Song Contest 1967) macht sie daraus mit allen anwesenden eine "Karaoke-Version", geht in den Zuschauer*innen-Bereich. Und so kommt auch der anwesende Zuschauer Guido Maria Kretschmer zu der Ehre, den Refrain des Liedes mitzusingen.
Blumen und eine kurze Rede von Peter Tschentscher
Sie ist Entertainerin durch und durch: Nach einem Kaffee auf der Bühne zu fortgeschrittener Uhrzeit spielt sie kurz "Theo, wir fahr'n nach Lodz" an, erntet wieder Applaus und covert dann Herbert Grönemeyers "Männer". Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es in einem neuen glitzernden, bodenlangen (diesmal schwarz-violettem) Kleid weiter. Sie begeistert mit "Valentin", "Tango d'amour" und natürlich auch "Après Toi", ihrem Grand Prix-Siegertitel von 1972. Nach dem namensgebenden Lied der Tournee "Ich liebe das Leben" gibt es wieder einmal enthusiastischen Applaus, dann überreicht Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher Blumen und hält eine kurze Rede.
Finale Gänsehautmomente in Elbphilharmonie
Ihre Fans, teilweise in Abendgarderobe, andere aber auch bestens ausgestattet mit Vicky Leandros-Fanschals oder T-Shirts mit ihrem Konterfei, applaudieren Vicky Leandros mehrfach zu Zugaben zurück auf die Bühne. "So wie Sie da stehen, können wir noch ein Lied singen" sagt sie, und als allerletzten Titel gibt es ein weiteres Cover: "Hallelujah", im Original von Leonard Cohen, ohnehin ein emotionaler Titel, wird hier sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch gesungen und ist ein finaler Gänsehautmoment. Die Künstlerin verabschiedet sich für heute ein letztes Mal und verlässt glückliche Zuschauende. Es war ein abwechslungsreicher, lebensbejahender Abend, für viele ein würdiger Abschied von Vicky Leandros.
Auf Abschiedstournee: Weitere Konzerte im Norden
Vicky Leandros spielt am 6. Mai noch einmal in Hamburg (Barclays Arena), am 2. Juli in Uelzen, am 13. Oktober in Kiel, am 28. Oktober in Hannover und am 24. November in Basthorst. Im Jahr 2024 sind Konzerte in Hannover am 15. März und in Lübeck am 21. März geplant.