"Romance" von Fontaines D.C.: Revolution in den kleinen Gesten

Stand: 27.08.2024 06:00 Uhr

Die Band Fontaines D.C. hat einiges dafür getan, die irische Hauptstadt Dublin auf die Pop-Landkarte zu bringen. Das "D.C." steht für Dublin City. Das neue Album "Romance" ist allerdings eine Kehrtwende - nicht nur musikalisch.

von Christoph Möller

Die fünf Musiker haben sich im Musikstudium in Dublin kennengelernt. Doch vom Akzent abgesehen, hört man wenig Irisches auf dem vierten Album von Fontaines D. C.: In "Romance". gibt es eine ordentliche Portion Weltschmerz: Und neue Klamotten: Die wochenlang getragenen Schlabbershirts sind weg, jetzt trägt die Band das 90er-Jahre-Revival am Körper. "In einem Fred-Perry-Hemd kannst du niemandem von deinen Träumen erzählen! Das fühlt sich nicht glaubwürdig an", sagt Gitarrist Carlos O'Connell.

Neuer, leichter und spielerischer Stil

Fred Perry war einst Symbol für die britische Subkultur, heute ist die Modemarke aber auch vereinnahmt von rechts. Carlos O’Connell selbst sieht aus wie der Gegenentwurf zu diesem Stil: Die Haare pink gefärbt, verspiegelte Sonnenbrille, um den Hals eine Rundstahlkette, an der bunte Plastikherzen baumeln. Grunge trifft 90er-Jahre-Futurismus. "Der neue Stil hat für uns etwas Leichtes und Spielerisches. Wir haben sehr genau definiert, wie wir aussehen wollen. So konnten wir unsere körperlichen Unsicherheiten verschwinden lassen. Wir waren jahrelang total introvertierte Typen", erzählt O'Connell.

Ausgezogen haben Fontaines D. C. nicht nur die durchgeschwitzten Shirts von gestern, sie haben auch Irland als Thema in ihrer Musik beiseitegelegt. Auf dem neuen Album "Romance" klingen sie befreit und träumen von einem besseren Leben in einer kaputten Welt". "‘Romance‘ bedeutet, die Welt, und wie man sie erlebt, zu romantisieren. Unsere Alternative ist eine individuelle Perspektive. Sie erlaubt es, mehr zu sehen in vermeintlich oberflächlichen Dingen."

Voller Gefühl von Gefühllosigkeit singen

Dabei klingen sie mit elegant gehauchtem Gesang im Hintergrund manchmal, als hätten sie ein Praktikum bei Lana del Rey gemacht. "In der modernen Welt fühle ich nichts”, heißt es im Song "In The Modern World". Mit so viel Gefühl darüber zu singen, dass man nichts fühlt: großartig. Denn gefühlt wird hier die ganze Zeit: Im Song "Starburster" verarbeitet Sänger Grian Chatten eine Panikattacke.

Unprätentiöses Album reicht die Hand

"Romance" von Fontaines D. C. ist ein Album, das mit Würde und Freundlichkeit auf die hellen und düsteren Seiten der Welt blickt. Kein bisschen abgehoben sucht es die Revolution in den kleinen Gesten. "It’s fine", es ist okay, heißt es an einer Stelle. Dieses unprätentiöse Album reicht uns eine Hand - man kann sie einfach nehmen und mehr als zufrieden sein. Dieses Jahr spielen Fontaines D.C. eine lange Tour. Anfang November auch in Deutschland: in München, Berlin, Hamburg und Köln.

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