Robert Plant und Jimmy Page: Die Solojahre nach Led Zeppelin
Nach dem Tod von Schlagzeuger John Bonham gingen Led Zeppelin-Sänger Robert Plant und Gitarrist Jimmy Page zwei ganz unterschiedliche Wege. Im Podcast Urban Pop erinnert sich Peter Urban, wie beide ganz unterschiedliche Wege gingen, aber auch immer wieder bei kleineren Projekte zusammenarbeiteten.
Jimmy Page kämpfte nach dem Ende von Led Zeppelin mit Alkohol- und Drogenprobleme. Er kreierte zunächst Filmmusik, machte unter anderem einen Soundtrack für den Film "Death Wish II". Später gründete Page mit dem Musiker Paul Rodgers die Rockband The Firm. Für NDR Musikexperte Peter Urban damals ein vielversprechendes Duo, wie er im Podcast Urban Pop verrät: "Der legendäre Gitarrist Page und der große Sänger Rodgers - ich dachte, das könnte was sein. Aber es war stilistisch eingeschränkt, sehr mainstream-hardrock-mäßig." Obwohl The Firm Hits wie "Radioactive" hervorbrachte, wirkte die Musik auf Urban glatt, ohne die Magie von Led Zeppelin. NDR Musikredakteur Ocke Bandixen pflichtet ihm bei: "Rodgers singt gut, aber unheimlich dominant. Es fehlt diese eigentümliche Reibung zwischen Page und Plant, deren harmonisches Zusammenspiel." Auch Page schien nicht so wirklich überzeugt von The Firm, schildert Urban seinen Eindruck: "Es hat nicht so richtig gefunkt."
Robert Plant: "Aufgeplustert herumstolziert"
Robert Plant setzte nach dem Ende von Led Zeppelin in den Achtzigern auf Mainstreamklänge, kreierte für das Album "The Principle Of Moments" Hard- und Powerrocksongs - aus Urbans Sicht jedoch eine Platte, die bis auf wenige Ausnahmen lediglich Durchschnittsmusik bereithält.
Auch sein Auftreten definierte Plant nach Led Zeppelin neu, steht damals mit Vokuhila-Frisur und in Glanzhosen auf der Bühne. "Das sah so gruselig aus, so glatt", findet Urban. Auch Plant selbst hadert später mit seinem Schaffen und seinem Aussehen in dieser Zeit, empfindet seine Platten im Nachhinein als unehrlich. "Er sagte, er wollte den Leuten damals zeigen, dass mit ihm noch was los ist. Er sei deshalb aufgeplustert in Lederhosen und mit Föhnfrisur herumstolziert. Dabei wollte er im Herzen eigentlich lieber Blues oder Punk spielen", so Urban. NDR Musikredakteur Ocke Bandixen meint: "Man hat das Gefühl, er musste diesen Weg gehen, um später bei großartigen Sachen anzukommen."
Ende der Achtziger: Page und Plant wiedervereint
In den späten Achtzigern kreuzten sich die Wege von Page und Plant wieder. So spielte Page Gitarre für zwei Songs auf Plants Album "Now and Zen", das 1988 erschien. Obwohl das Album durchaus erfolgreich war, war Plant rückblickend erneut unzufrieden mit seinem Schaffen: Durch die Technologie dieser Zeit, in der elektronische Musik mit synthetischen Drums und kalten Klängen sehr angesagt waren, seien seiner Ansicht nach eine Menge Songs verloren gegangen.
1994 fanden sich Page und Plant für ein MTV Unplugged-Konzert zusammen, das in Anlehnung an den Bandnamen Led Zeppelin den Titel "unledded" trug, was übersetzt "bleifrei" bedeutet. Zu hören waren orientalische Klänge und Orchestermusik.
Page und Plant bezogen Led Zeppelin-Bassist John Paul Jones nicht in die Vorbereitungen und die Aufnahmen für das MTV Unplugged-Konzert ein. Obwohl er den Titelsong "No Quarter" mitkomponiert hatte, wurde er von seinen ehemaligen Bandkollegen über das Vorhaben nicht informiert. "Das war kein feiner Zug. Ich habe gelesen, Jones war darüber sehr verletzt", berichtet Bandixen im Podcast.
Immer wieder Kontroverse um Urheberrechte
Ein Schatten, der über Pages und Plants beeindruckenden Karrieren liegt, ist ihr lockerer Umgang mit Urheberrechten. Bereits im Kontext um das Intro von "Stairway To Heaven" stand Led Zeppelin in der Kritik, sich ohne Kenntlichmachung am Song "Taurus" von Spirit bedient zu haben.
Auch in ihren Solojahren standen die Rocklegenden aufgrund von Kopie-Vorwürfen in der Kritik. So ist vor allem der Refrain von "Take a Look at Yourself" auf der Platte "Coverdale/ Page" für Urban unverkennbar von "Tracks of My Tears" von Smokey Robinson abgekupfert. Urban meint: "Der Refrain ist eine reine Kopie." Dass Robinson nicht als Urheber genannt wird und sich vor allem Jimmy Page immer wieder an Musik anderer Kollegen zu bedienen scheint, stößt bei Urban auf Unverständnis: "Er sagt dann einfach, das sind normale Gitarrensounds, die jeder spielt. Aber ich finde, da ist er manchmal ein bisschen zu locker. Er könnte Autoren schon erwähnen."
Zwei, die ganz unterschiedlich ticken
Nachdem das Projekt "MTV Unledded" abgeschlossen war, fanden sich Page und Plant noch einmal zusammen, 1998 erschien ihre Platte "Walking Into Clarksdale". "Ich fand, dieses Album hatte nur wenig Highlights", meint Urban.
Laut dem Musikexperten waren Page und Plant zu diesem Zeitpunkt ihres Lebens zu unterschiedlich, verfolgten zudem verschiedene Ziele: "Aus meiner Sicht ist Jimmy Page jemand, der seinem Stil treu bleibt und nicht so flexibel ist. Robert Plant hingegen hatte eine musikalische Neugier, die nun wohl erst so richtig erwachte." Und so sagte Plant die Fortsetzung ihrer gemeinsamen Album-Tournee nach der "Walking Into Clarksdale"-Platte ab. "Ihm war das alles zu laut, zu bombastisch. Er sagte in einem Interview, es wurde für ihn wie ein großer 'Betonblock'. Es kostete einfach viel Power, viele Muskeln - und er hatte keine Muskeln mehr. Er wollte was anderes machen", so Urban.
Page kümmert sich um Led Zeppelin-Erbe
Nachdem Plant die Tournee abgesagt hatte, setzte Page diese mit "The Black Crowes" fort. Deren Sänger Chris Robinson erklärte später, die Klassiker von Led Zeppelin wie Robert Plant zu singen, habe ihm nicht gefallen. Urbans Fazit: Jimmy Page konzentriert sich am Ende darauf, das Erbe von Led Zeppelin zu bewahren, etwa durch hochwertige Remasters und Wiederveröffentlichungen. Page ist aus Urbans Sicht als Solokünstler unauffälliger als Plant: "Als Gitarrist ist es schwieriger, eine Marke zu setzen, das fällt Sängern natürlich leichter. Trotzdem bleibt Jimmy Page ein spannender Gitarrist", findet der Musikexperte.
Abenteurer Plant suchte neue Herausforderungen
Plant suchte nach der abgesagten Tour neue musikalischen Herausforderungen. Mit seinem 2002 erschienenen Coversong-Album "Dreamland" wandte er sich einem vielseitigen Mix aus Folk, Blues und Weltmusik zu. Aus seiner Zusammenarbeit mit der Bluegrass-Ikone Alison Krauss entstand "Raising Sand", ein Grammy-prämiertes Werk, das laut Urban unter anderem durch seine Zartheit und musikalische Innovationen überzeugte.
Auch später blieb Plant ein Abenteurer, der mit neuen Bands und Einflüssen experimentierte. Urban meint: "Plant hat Abenteuer gesucht und gefunden, Grammys gewonnen und Millionen Platten verkauft. Auch, wenn Plant kommerzieller Erfolg nicht so wichtig war, kann er zufrieden auf seine Karriere zurückblicken."
Die erste Folge des Podcasts Urban Pop über Jimmy Page und Robert Plant hören Sie oben auf dieser Seite und in der ARD Audiothek.