Reiche Klangkultur, riesiges Repertoire: Calmus Ensemble
Hinter dem Calmus Ensemble stecken fünf Sängerinnen und Sänger. Sie haben sich in den vergangenen 25 Jahren über alle Besetzungswechsel hinweg eine reiche Klangkultur erarbeitet.
2024 war es die Tuba. Für 2025 haben die Landesmusikräte die Stimme zum Instrument des Jahres erklärt. NDR Kultur EXTRA präsentiert gleich zum Auftakt eine der erfolgreichsten Vokalgruppen des Landes: das Calmus Ensemble aus Leipzig. Die fünf Sängerinnen und Sänger haben sich in den vergangenen 25 Jahren über alle Besetzungswechsel hinweg eine reiche Klangkultur erarbeitet, die ihr Markenzeichen ist. Hinzu kommt ein beeindruckend breites Repertoire, das von klassischen Chorstücken über Pop, Folk und Jazz bis Neue Musik reicht. Mit der aktuellen Erscheinung "Liebesleid" hat das Calmus Ensemble inzwischen 27 Tonträger veröffentlicht und über die Jahre zahlreiche internationale Preise und Wettbewerbe gewonnen: A-cappella-Gesang auf höchstem Niveau, live dargeboten in unserem Studio.
25 Jahre Calmus Ensemble - in der aktuellen Besetzung singt ihr seit 2022 und das Ensemble hat schon eine Verjüngungskur durchgemacht. Trotzdem habt ihr noch ganz viel von diesem Calmus-Geist. Was ist typisch Calmus?
Friedrich Bracks: Ich würde sagen: Typisch Calmus ist ein vibratoloser, sauberer, homogener Klang.
Maria Kalmbach: Dazu gehört auch die Vielfalt des Repertoires. Wir bewegen uns von der Renaissance bis zum Arrangement eines Popsongs.
Wie schwierig ist es, die eigene Calmus-Stimme zu finden? Diese Besetzungswechsel fanden oft in Etappen statt. Es ist mal einer rausgegangen und eine Stimme kam neu dazu. Der Klang hat sich verändert. Ihr seid jetzt eine ganz andere Besetzung als die Ursprungsbesetzung. Wie schwierig ist es, die eigene Stimme zu finden?
Maria Kalmbach: Ich glaube, in meinem Fall ist es am speziellsten, weil mein Vorgänger ein Mann war. Deswegen hatte ich es vielleicht aber auch am leichtesten, weil ich mit dem, wie ich Ensemble schon immer singe, hier hergekommen bin. Natürlich gibt es Anpassungen daran, wie wir zu fünft am besten klingen. Das hatte vor allen Dingen mit Verblendung zu tun, aber aus irgendeinem Grund ist auch genau das Gegenteil passiert. Ich würde sagen, wir singen schon mit einem gewissen Kern, aber unsere Stimmen sind so ähnlich. Das ist nicht nur Glück, sondern auch viel Arbeit, sodass wir zu fünft manchmal so klingen, als hätten wir eine Stimme.
Elisabeth Mücksch: Ich kann auf jeden Fall noch hinzufügen, dass es eine Entwicklung ist, die auch nie aufhört. Wenn ich jetzt Stücke singe, die ich vor einem oder anderthalb Jahren gesungen habe, merke ich ganz entscheidend, dass sich etwas verändert hat. Ich persönlich empfinde es so, dass ich ungefähr ein Jahr gebraucht habe, bis ich wusste, was meine Aufgaben sind, was meine Rolle im Ensemble ist und wie ich mich am Besten mit meinen Stärken und Schwächen einfügen kann. Aber ich denke, diese Entwicklung wird niemals aufhören und wir werden uns immer verändern. Das ist, glaube ich, unsere große Aufgabe, wenn wir als Calmus Ensemble noch ganz viele Jahre bestehen möchten.
Wie gut müsst ihr euch kennen, um so zu singen und wie gut lernt man sich auch kennen, wenn man in diesem Ensemble singt?
Mücksch: Mehr als gut, würde ich sagen. Wir bezeichnen uns gerne als Calmus-Familie, Geschwisterbande, im Ernstfall auch Ehe zu Fünft. Unweigerlich verbringen wir ganz viel Zeit miteinander, nicht nur beim Musizieren, auch beim Reisen. Ich denke, es gibt kaum Menschen, mit denen ich in den vergangenen zwei Jahren mehr Zeit verbracht habe, als mit diesen vier Leuten hier. Das war manchmal auch anstrengend und nervenaufreibend, aber die meiste Zeit wunderschön.
Man hat nicht oft die Gelegenheit, mal so nah an einer Probenarbeit zu sein. Wie seid ihr organisiert. Ihr lebt alle in Leipzig, habt aber alle unterschiedliche Wohnungen - oder gibt es eine große Calmus-WG?
Bracks: Es gibt eine Wohnung, in der schlafen wir aber nicht. Die nennt sich die Probenwohnung. Dort ist ein Wohnzimmer, in dem wir proben. Das ist mit Schallwänden isoliert, damit es nicht zu hallig ist. Es gibt außerdem noch einen Büroraum, eine Küche, ein Klo und eine Dusche.
Ihr habt ein Konzert organisiert, das hieß "Elemente". Da ging es um das Thema Klimaschutz. Was steckt dahinter?
Mücksch: Das ist ein Thema, was uns am Herzen liegt, das merkt man, deswegen haben wir diesem Thema ein Konzert gewidmet. Wir sind beim Thema Klimaschutz alle keine Profis. Wir tun das Beste, was wir in unserem Alltag tun können, um nicht negativ darauf einzuwirken. Deshalb haben wir uns professionelle Kooperationspartnerinnen und Partner ins Boot geholt und zwar den BUND Leipzig und auch KliX³, eine Initiative, mit der man seinen CO2 Haushalt in seinem Leben berechnen und auch kompensieren kann. Wir haben das gesamte Jahr 2023 berechnen lassen. Da kommt ganz schön was zusammen, vor allen Dingen, wenn da noch eine USA-Tournee drinsteckt. Wir haben außerdem unsere beiden Jubiläumsveranstaltungen mit einberechnet und auch im Nachgang kompensiert.
Das Gespräch führte Anna Novák.