Poetischer Pop aus Hannover: milou & flint
Sie singen auf Deutsch, schreiben alles selbst und spielen diverse Instrumente: Das Duo milou & flint hat bereits drei Alben aufgenommen.
So viel steht fest: Farben scheinen es den beiden angetan zu haben. Die drei bereits veröffentlichten Alben von milou & flint heißen "orange bis blau", "blau über grün" und "zwischen gold, grün und pink". Musikalisch bewegt sich das beliebte Duo aus Hannover zwischen Singer-Songwriter, Pop, Chanson und Folk. Ihre deutschsprachigen Texte schreiben milou & flint selbst, der zweistimmige Gesang wird unterstützt von Gitarre, Klavier, Akkordeon, Fußschlagzeug, Cello, Trompete und Melodika. Diese Instrumente spielen die beiden alle selbst. Live gesellt sich oft noch Joel Milky dazu mit seinem Kontrabass und Vibraphon. Genau in diesem Dreierpack sind milou & flint zu Gast bei NDR Kultur EXTRA und präsentieren ihre schönsten Stücke.
Ihr kommt aus Hannover, habt euch aber nicht dort kennengelernt, sondern in einer Hamburger Fußgängerzone.
Milou: Ich habe in Hamburg mit meinem roten Akkordeon viel Straßenmusik gemacht. Eines Tages kam der liebe Flint vorbei und sah diesen Koffer voller Geldscheine vor meinen Füßen und war höchst interessiert. Er hat natürlich auch was reingeworfen. Wir kamen ins Gespräch und ich habe gemerkt, er ist ein cooler Typ. Wir haben irgendwann mal telefoniert und ich bin dann nach Hannover gefahren. Wir haben einen Song zusammen aufgenommen, Flint hat mit einer zweiten Stimme mitgesungen und das hat gut geklappt. Wir hatten einen Kurzauftritt in Hannover, der sehr gut ankam. Schließlich haben wir gesagt, es gibt kein Zurück mehr.
Milou, was hast du denn für Erfahrungen von der Straßenmusik mitgebracht?
Milou: Hauptsächlich habe ich da gelernt, weniger aufgeregt zu sein, weil ich finde, die Straße ist ein sehr hartes Pflaster. Man muss die Leute auf der Straße erstmal in den Bann ziehen, schließlich laufen die einfach vorbei. Wenn jemand stehen bleibt und was reinwirft, ist es das größte Kompliment. Wenn man auf einer Bühne steht, weiß man, die Leute kaufen Karten und kommen zu den Konzerten, die haben sich aktiv dafür entschieden zu kommen. Ich habe von der Straßenmusik mitgenommen, die Leute mit meiner Musik zu begeistern und die Interaktion mit dem Publikum.
Ihr habt euer erstes Album 2015 veröffentlicht und hattet am Anfang auch mal Songs auf Englisch. Ihr singt mittlerweile überwiegend auf Deutsch. Was macht für euch den Zauber der deutschen Sprache aus?
Flint: Das ging ganz schnell. Wir sind natürlich keine native speakers und haben gemerkt, dass das Singen mit unserem Akzent auf Englisch keinen Spaß macht. Du fühlst auf deiner Muttersprache oft ganz anders, das haben wir ab dem Moment, wo wir auf Deutsch gesungen haben, gemerkt. Wir haben uns mit den Texten berührt und natürlich auch das Publikum. Ich hatte ein bisschen Respekt davor, auf Deutsch zu texten. Denn davor habe ich Songs immer auf Englisch geschrieben. Texten geht auch nur zu zweit, dafür müssen Milou und ich uns treffen. Denn dabei spielen wir uns die Bälle gegenseitig zu. Bei der Sprache gibt es auf gar keinen Fall einen Weg zurück. Ich weiß nicht mal mehr, wie die Songs auf Englisch klingen würden. Ich will es gar nicht mehr wissen.
Steht bei euch zuerst der Text und dann die Musik, oder entwickelt ihr das zusammen mit der Musik?
Milou: Bei uns ist es so, dass jeder die Musik getrennt für sich schreibt. Wir brauchen einfach Ruhe. Er macht es meist morgens um fünf Uhr, bei mir sind es eher die Abendstunden, wo ich kreativ werde. Das heißt, wir machen dem Anderen einen musikalischen Vorschlag. Flint produziert es meistens schon sehr gut. Während ich mir eine Melodie überlege, spiele ich Klavier dazu und singe. Meistens vertone ich ein Gedicht. Danach machen wir uns zusammen ans Texten. Das geht überhaupt nicht alleine, das ist das komplette Gegenteil. Wir müssen uns dafür treffen und die Worte hin und her werfen, wieder durchstreichen, von vorne anfangen und uns gegenseitig inspirieren. Das geht nur zu zweit.
Wann stimmt ein Song denn für euch? Ist es das Gefühl?
Milou: Es ist das Bauchgefühl, wenn man merkt, jetzt passt es. Wenn Flint mich nicht mehr auf seinem Fahrrad anruft, wenn er von mir zu Hause wegfährt, dann ist der Song richtig. Er ruft mich immer an und sagt, "Milou, wir müssen die Strophe wieder durchstreichen. Irgendwie sagt mein Gefühl, das ist noch nicht das Richtige." Dann fangen wir wieder von vorne an. Ich weiß, wenn er mich nicht anruft, dann ist der Song fertig.
Flint: Der Anruf ist immer sehr wichtig, weil ich denke, vielleicht müssen wir doch eine Passage an den Anfang oder ans Ende setzen. Ich kann dann gar nicht loslassen, bis ich das Milou gesagt habe. Beim nächsten Treffen geht es dann weiter.
Das Gespräch führte Petra Rieß.