Nick Cave in Hamburg: Konzert mit Seele und Geborgenheit
Nick Cave befindet sich mit seinem neuen Album "Wild God" und seiner Band The Bad Seeds auf Europa-Tour. Am Dienstag hat er in der Hamburger Barclays Arena gespielt und war seinen Fans ganz nahe. Ein Konzertbericht.
Noch suchen vereinzelt Zuschauerinnen und Zuschauer ihre Plätze oder holen Getränke, als Nick Cave die Bühne betritt und nach dem Begrüßungapplaus den ersten Song anstimmt. "Frogs" heißt das Lied, zu finden ist er auf dem neuesten Album von Nick Cave: "Wild God", nach dem auch die Tour benannt ist.
Auf zwei Bildschirmen, die links und rechts von der Bühne in der Barclays Arena angebracht sind, erscheinen immer wieder Teile der Songtexte. Kill Me, Kill me leuchtet dort. Die Scheinwerfer folgen dem Sänger, während er die Bühne abschreitet. Sie beleuchten ihn und das Publikum, dem er auch körperlich ganz nah ist. Die Fans strecken die Hände nach ihm aus, wollen ihn berühren. Er lässt es zu, lehnt sich auf diese Hände, in und über die Menge.
Nick Cave & the Bad Seeds vermitteln Gefühl von Geborgenheit und Wärme
"Er ist ein Künstler, der es absolut versteht, aus einer Halle mit 15.000 Menschen seinen eigenen kleinen Club zu zimmern", schwärmt ein Konzertbesucher, und ergänzt: "Es war eine Mischung aus Bergpredigt und Massentaufe. Wer Atheist ist, hat sich trotzdem wohl aufgehoben gefühlt." Das Gefühl der Geborgenheit, der Wärme, das erzeugt Nick Cave nicht nur in seinem Umgang mit den Fans, sondern auch in der Interaktion mit seinen Mitmusikern.
Sei es der vierköpfige Gospelchor, den er zu sich nach vorne holt und in dessen Arme er sich legt oder auch sein langjähriger Wegbegleiter, Multiinstrumentalist Warren Ellis. Ihm tupft er zwischen zwei Songs mit einem Handtuch Gesicht und den langen Bart ab und lächelt ihn dabei an - mit einer Verbundenheit, die in der gesamten Halle zu spüren ist.
Mit Präsenz und Seele
Egal ob laut oder leise, langsam oder schnell, sanft oder wütend, die Verbindung zwischen Musiker und Zuhörerschaft bleibt über die volle Länge des Konzertes bestehen. Zweieinhalb Stunden werden es am Ende sein. Und diese beschließt Nick Cave mit einer letzten Zugabe. Ganz allein sitzt er auf der Bühne am Flügel und spielt "Into My Arms" und das Publikum singt mit. Große Hallen mit Menschen füllen, das können einige Künstler - mit Präsenz und Seele, aber nur wenige. Nick Cave ist einer davon.