Das Reeperbahn Festival in Hamburg: Das Tor zur Musikwelt
Die Straßen rund um die Reeperbahn sind bekannt für Rotlicht, Kneipen, Touristen aus aller Welt – aber auch für Clubs und Musik. Seit 2006 gibt es in Hamburgs schillerndem Stadtteil St. Pauli das Reeperbahn Festival. Mittlerweile hat es sich zum größten Clubfestival Europas mit mehreren hundert Konzerten entwickelt. Doch bis dahin war es ein langer Weg.
Nach Startschwierigkeiten sind die vier Tage im Herbst zu einem festen Termin im Kalender der Musikszene geworden. Das Reeperbahn Festival ist inspiriert vom SXSW (South By Southwest) in Austin, Texas. Festival-Chef Alexander Schulz hatte es im Jahr 2000 besucht und war begeistert: Eine Veranstaltung, die Konzerte, Kultur, Konferenzen und Branchentreff vereint.
Von der Idee zur Verwirklichung
Diese Idee wollte Schulz auch nach Deutschland bringen. Hamburg mit seiner Clubdichte schien ihm dafür ideal. 2006 fand so das erste Reeperbahn Festival statt, doch die erste Ausgabe war noch etwas zu groß gedacht und die Tickets relativ teuer. Zwar waren im Line-Up sehr prominente Namen wie Deichkind, Tocotronic, Die Sterne oder Tomte - dennoch schien das Publikum noch nicht bereit für diese Art von Veranstaltung.
So wurden nach der ersten Ausgabe und einem Minus von 380.000 Euro Wunden geleckt und das Rezept des Festivals feinjustiert. Die Spielorte und das Programm wurden eingegrenzt, statt großer Namen kleinere Acts gebucht, die Ticketpreise angepasst.
Nach einigem Experimentieren an der Erfolgsformel entstand so das Festival, das heute sehr beliebt ist. Die Veranstaltung wächst seitdem stetig. Vor allem das Konzept, kleine Showcase-Konzerte mit einer Fachmesse zu verbinden, zeigt sich als Erfolg: Musikerinnen und Musiker, Fans und die Musikwirtschaft nehmen die Veranstaltung an. Dennoch muss Schulz mit seinem Team immer beweglich und vorausschauend bleiben.
Das besondere Flair des Reeperbahn Festivals
Wenn die internationale Musikwelt an den vier Tagen im September in Hamburg zu Gast ist, dann fühlt sie sich vor allem pudelwohl. Musik ist natürlich wichtig, aber das Feierabendbier oder eine ausgiebige Kneipentour über den Kiez - das gehört durchaus mit dazu. Für viele Künstlerinnen und Künstler versprüht St. Pauli bis heute den Reiz des Verruchten. Bis heute bekommen sie leuchtende Augen, wenn der Ort Hamburg genannt wird. Natürlich fällt in dem Zusammenhang auch irgendwann der Bandname The Beatles, die ja aus Liverpool kommend hier ihre Sporen verdient und eine Weltkarriere auf dem Kiez begonnen haben.
Vor allem die einzigartige Atmosphäre auf dem Kiez macht den Reiz des Festivals aus: Während auf der einen Seite das Partyvolk auf dem Kiez sein Unwesen treibt - in einer gewissen Aura aus charmantem Chaos, kontrolliertem Wahnsinn bei Neonröhrenbeleuchtung und Table Dance-Herzlichkeit - stehen auf der anderen Seite Musik-Nerds mittendrin vor den Clubs in den Warteschlangen, gespannt auf der Suche nach dem nächsten musikalischen Highlight.
Die spannendsten Newcomer: Überall etwas zu entdecken
Auch wenn man beim ersten Blick in das Programm des Festivals vielleicht nicht allzu viel bekannte Namen findet - möglicherweise wird man sich Jahre später doch an den einen oder anderen erinnern. Ed Sheeran ist da vielleicht das prominenteste Beispiel: Nach seinem Auftritt beim Reeperbahn Festival 2011 bekam er einen Plattenvertrag bei einem großen Major-Label und startete seine Karriere als einer der größten Popstars der Welt - wohl der Traum eines jeden Musikers. Für die Musikindustrie und vor allem junge Künstlerinnen und Künstler ist das Festival eine enorm wichtige Plattform. So gilt das Reeperbahn Festival auch als Sprungbrett für die Karriere in der Musikbranche - und als spannender Ort, um Newcomer und vielleicht die Stars von morgen zu entdecken.
Keine musikalischen Grenzen
Viele einstige Newcomer wie Lykke Li oder Bon Iver haben bei dem Clubfestival in Hamburg für sie wichtige Auftritte gehabt. Natürlich sind auch in jedem Jahr Künstlerinnen, Künstler und Bands da, die es schon geschafft haben, wie Liam Gallagher (Ex-Oasis), Maximo Park oder Beth Ditto - sogar Muse haben schon im (völlig überfüllten) Club Docks gespielt. Doch vor allem die Suche nach "dem nächsten großen Ding" hat seinen Reiz. Musikalisch scheint es keine Grenzen zu geben. Rock, Soul, Rap und Hip Hop, Jazz, Punk, Indie-Pop, aber auch Klassik, Elektro, Folk - egal ob aus Korea, Australien, Japan, Russland, Amerika, England oder Deutschland - das Reeperbahn Festival ist vor allem international und musikalisch vielseitig. Teils mit Genres, die so mancher erst hier auf dem Kiez kennenlernt. Jährlich steht auch ein Partnerland im Fokus.
- Teil 1: Von der Idee zur Verwirklichung
- Teil 2: Konzerte in Clubs - aber auch in Michel und Elbphilharmonie
- Teil 3: Sehen und gesehen werden: Wichtiger Treffpunkt für Musikindustrie