Das Reeperbahn Festival in Hamburg: Das Tor zur Musikwelt
Sehen und gesehen werden: Wichtiger Treffpunkt für Musikindustrie
Hunderte Konzerte, Tausende Musikfans, sich auf den Straßen von St. Pauli bis tief in die Nacht treiben lassen, Neues entdecken, das Flair genießen: Das ist alles trotzdem sehr nahbar, direkt und gemütlich. Für die Vertreterinnen und Vertreter der Musikbranche ist das ebenfalls spannend - und gleichermaßen eben doch Arbeit und Broterwerb. Das Reeperbahn Festival ist ein Schaulaufen von Künstlerinnen und Künstlern - und der Branche selbst. Das Netzwerken hier ist für sie enorm wichtig, schließlich ist das Festival eine Messe für Musik, um neue Trends und Entwicklungen der Branche zu erfahren. Während an den einen Orten um Plattenverträge gefeilscht wird, gibt es bei dem Konferenzprogramm und Panels, Workshops und Diskussionsrunden Neuigkeiten und Bewegungen in der Branche zu entdecken.
Auch gesellschaftspolitische Themen in der Musik wichtig
Seit jeher ist das Reeperbahn Festival auch politisch engagiert. Ein Schwerpunkt ist beispielsweise Keychange: Frauen sollen in der Musikindustrie gestärkt werden. Für die Chancengleichheit verkündete Festival-Chef Alexander Schulz 2017 die Absicht, bis 2022 geschlechterausgeglichene Line-Ups auf den Festival- und Konferenzbühnen zu präsentieren. Darauf kommt es natürlich auch bei den Award-Shows beim Reeperbahn Festival an. Die unabhängige Jury des Anchor-Awards ist dazu in jedem Jahr sehr prominent besetzt, beispielsweise mit dem langjährigen David Bowie-Produzenten Toni Visconti oder der Künstlerin Emeli Sandé.
Ein gewisses Chaos gehört dazu
Musik, Kunst, Konferenzen, ein paar Tage Schlaflosigkeit - mit dieser Mischung ist das Reeperbahn Festival erfolgreich und beliebt geworden. Ein gewisses Chaos gehört aber auch immer wieder mal dazu: Der Auftritt von Deichkind 2009 in der Großen Freiheit endete beispielsweise nach einem gigantischen Andrang in der Großen Freiheit 36 in einem Polizeieinsatz. Unmut bei Fans herrschte bei der zweiten Corona-Ausgabe 2021 wegen einer etwas schwierigen Einlasspolitik - lange Warteschlangen sorgten für viel Frust. Die Hoffnung ist natürlich, dass das nächste Festival 2022 wieder unter halbwegs normalen Bedingungen stattfinden kann.
Die Vorbereitungen für das nächste Jahr beginnen jeweils direkt nach dem Festival. So kümmert sich das Team um das Booking und reist um die Welt, um neue Trends und spannende Bands zu entdecken - und dann zum eigenen Festival zu bringen. Dass sich diese Arbeit lohnt, zeigt sich - zumindest vor Corona - in den stetig steigenden Besucherzahlen. Der Rekord wurde 2019 aufgestellt: Zu den mehr als 600 Konzerten kamen mehr als 50.000 Gäste, darunter rund 5.900 Fachbesucher - so viele wie nie zuvor. Immer mehr Menschen pilgern also gespannt nach Hamburg - auch, um später vielleicht sagen zu können, dort den nächsten großen Star entdeckt zu haben.
- Teil 1: Von der Idee zur Verwirklichung
- Teil 2: Konzerte in Clubs - aber auch in Michel und Elbphilharmonie
- Teil 3: Sehen und gesehen werden: Wichtiger Treffpunkt für Musikindustrie