Coldplay: Stadiontauglicher Wohlfühl-Pop für die Masse
Die Feelgood-Hymnen von Coldplay treffen den Geschmack der breiten Masse. Peter Urban und Ocke Bandixen beschreiben die Briten im Podcast Urban Pop als eine auf kommerziellen Erfolg ausgerichtete Band mit guten Absichten.
Sie kommen aus guten Verhältnissen, haben studiert und solide Abschlüsse vorzuweisen. Sie gelten als gewissenhaft, professionell und der Sound auf ihren Konzerten ist stets von bester Qualität. Wer harte Drogen konsumiert, fliegt raus, Entscheidungen innerhalb der Band werden demokratisch getroffen und von negativen Schlagzeilen ist kaum eine Spur: Im Vergleich zu vielen anderen Bands, die mit Exzessen und Streitigkeiten zu kämpfen haben, erscheinen Coldplay in der Musikwelt wie Musterschüler.
"Music of the Spheres": Umsatzstärkste Rocktournee aller Zeiten
Es sind wohl die atmosphärischen Wohlfühl-Sounds, die eingängigen Melodien, die simpel-singbaren Texte und die warme Stimme von Sänger Chris Martin, mit denen die Band Coldplay den Geschmack einer breiten Masse trifft. So ist die aktuell laufende "Music of the Spheres"-Tour die umsatzstärkste Rocktournee aller Zeiten. Mit einem Gesamtumsatz von etwa 945 Millionen Dollar überholte die Band im August 2024 den bisherigen Rekordhalter Elton John. Und kommerziell erfolgreich zu sein war scheinbar bereits zu Beginn erklärtes Ziel der Band, wie NDR Musikexperte Peter Urban im Podcast Urban Pop erzählt:
"Sie sind eine äußerst kommerzielle Band und das ganz bewusst. Sie wollten von Anfang an Erfolg. Nicht um jeden Preis, aber sie machen einfach Popmusik." PETER URBAN
Erfolgproduzent Max Martin produzierte "Music of the Spheres"
Für das Album "Music of the Spheres" arbeitete die Band mit dem erfolgreichen schwedischen Popindustrie-Produzent Max Martin zusammen. Auf dem Album finden sich Kollaborationen mit großen Stars wie der US-Sängerin Selena Gomez oder der südkoreanische K-Pop-Band BTS. Der Song "Higher Power" ist auch in einer Werbekampagne für Elektroautos zu hören - mit einer kommerziellen Message im Gepäck:
This joy is electric
This joy is electric and you're circuiting through
I'm so happy that I'm alive
Happy I'm alive at the same time as you
AUSZUG AUS "HIGHER POWER"
Urban findet: "Der Erfolgsproduzent Max Martin hat jeden Song mitgeschrieben und produziert. Das hört man sehr deutlich, es klingt wie die üblichen schwedisch-amerikanischen Pop-Produktionen."
Viva La Vida: Synthie-Hymne mit Stadiontauglichkeit
Sänger Chris Martin sagte einmal in einem Interview, dass er für seine Musik immer das „Eingängige“ wähle – eine bewusste Entscheidung für Massenappeal? Musik machen um des Geldes willen - das wird unter Musikliebhabern bekanntlich kritisch gesehen. Besonders im Song "Viva La Vida" sieht Peter Urban ein Stück, das auf ausverkaufte Stadien abzielt:
"Mir ist 'Viva La Vida' zu offensichtlich auf einen breiten Massengeschmack getuned. Für mich hat die individuelle Klasse Vorrang, da bin ich vielleicht eigen. Das mögen andere ganz anders sehen."
Mit dem zweiten Album "A Rush of Blood to the Head" gelang der Band im Jahr 2002 der internationale Durchbruch. Der von Schlagzeug- und Pianoklängen durchzogene 4/4-Takter "Clocks" ist heute ein weltweiter Hit.
"Mit 'Clocks' und dem ganzen Album 'Music of The Spheres" beweisen Coldplay aber auch ihre außergewöhnliche Fähigkeit, eine dichte, warme Atmosphäre herzustellen und eine tolle Melodie zu finden." OCKE BANDIXEN
Charity und Klimaschutz
Ein Teil der Einnahmen der Band kommt sozialen Projekten zugute, wie Urban im Podcast erzählt: "Chris Martin spendet sehr viel Geld und ist sozial sowie politisch engagiert. Zudem geben die Jungs von Anfang an zehn Prozent ihrer Einnahmen an Charity-Projekte, wie zum Beispiel Oxfam." Darüber hinaus wollen Coldplay ihre Shows möglichst klimaneutral gestalten. Ein Versprechen lautet, für jedes verkaufte Tourticket einen Baum zu pflanzen, außerdem wird durch die Bewegungen der Konzertbesucher auf den Tanzflächen Strom erzeugt.
"Man kann natürlich sagen, das ist 'Greenwashing'. Aber ich finde gut, dass das überhaupt mal jemand macht. Andere große Bands kümmern sich gar nicht. Coldplay machen sich Gedanken, das finde ich sehr positiv." PETER URBAN
Album "Everyday Life": Versuch raus aus der Massentauglichkeit
Mit "Everyday life" wagten Coldplay im Jahr 2019 erstmals einen Versuch in andere, weniger populäre musikalische Gefilde. Zu hören sind für Coldplay eher untypische Sounds aus verschiedensten Musikstilen - mit Gospel-Chören, Afro-Pop-Klängen und Zitaten, die sie auf Reisen aufgenommen hatten.
"Sie haben damit von diesem ganzen 'Pop-Bombast' Abstand genommen. Das Album traf aber diesen Massen-Mainstream-Geschmack nicht und war deswegen nicht so ein großer Erfolg. Aber ich fand es großartig und habe es in meinen Sendungen rauf und runter gespielt. Ich war versöhnt." PETER URBAN
Neues Album "Moon Music" und Ankündigung letztes Album in 2025
Sänger Chris Martin ließ 2021 in einem Interview verlauten, Coldplay wolle maximal zwölf Alben veröffentlichen. Im Jahr 2025 solle Schluss sein soll. Im Rahmen eines Interviews mit dem US-Sender CBS ruderte Martin im September 2024 allerdings zurück. Er erklärte, die von ihm prophezeite Zeitangabe für 2025 sei zu ambitioniert gewesen. Er wolle weiter über Bühnen springen. Im Oktober 2024 erschienen mit ihrem zehnten Album "Moon Music" wieder Stücke in gewohnter Pop-Manier.
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