Christian Kuhnt und Daniel Hope im Gespräch © Maxim Schulz

SHMF 2023: Das Festival im Überblick

Stand: 02.07.2023 07:14 Uhr

Mit großem Beifall ist das Schleswig-Holstein Musik Festival in der nahezu ausverkauften Lübecker Kongresshalle gestartet. Welche Highlights erwartet das Publikum noch bis Ende August?

von Milad Kuhpai

In diesem Jahr ist vieles anders: Denn eigentlich hat das Schleswig-Holstein Musikfestival (SHMF) mit ersten Konzerten in Kiel und Ratzeburg bereits im Januar angefangen. Hintergrund ist der 50. Geburtstag des diesjährigen Porträtkünstlers Daniel Hope, der auf dem Festival mit genau 50 Konzerten gefeiert wird. "Mir war nicht so klar, dass er in den ersten Jahren schon dabei war und als junger Musiker im Rahmen des SHMF an Meisterkursen teilgenommen hat", sagt SHMF-Intendant Christian Kuhnt. "Wir haben in den vergangenen Jahren gemeinsame Projekte entwickelt. Er teilte unsere Auffassung, dass wir gar nicht genug werben können um die Musik, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, das gemeinsame Erleben von Kultur." Einen gesellschaftlichen Zusammenhalt, wie er schon beim Vorboten des Festivalsommers, der Jazzbaltica, vergangene Woche zu spüren war.

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SHMF und Jazzbaltica: "Wir sind nahbar"

Der Intendant des SHMF Christian Kuhnt lächelt bei einer Pressekonferenz in die Kamera © NDR.de/Linda Ebener Foto: Linda Ebener
Insgesamt zehn neue Spielstätten sind in diesem Jahr beim SHMF dazugekommen. Intendant Christian Kuhnt schwärmt vor allem für die Michaeliskirche in Kaltenkirchen.

Seit mehr als 20 Jahren ist die Jazzbaltica Teil des Schleswig-Holstein Musikfestivals und freut sich über einen Rekordzuwachs an Open-Air-Besuchern in diesem Jahr. "Wir haben bei beiden Festivals eines erreicht, was Nils Landgren, dem künstlerischen Leiter Jazzbaltica, und mir besonders wichtig ist: dass wir nahbar sind, dass die Menschen zu uns kommen und dass sie die beiden Festivals als Teil ihres Lebens begreifen", meint Kuhnt. "Da haben wir in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht, um eben viele Menschen in der Breite der Gesellschaft anzusprechen."

Metropole London im Mittelpunkt des SHMF

Breit aufgestellt ist auch das Festivalprogramm. Denn zum ersten Mal steht kein Komponist, sondern eine Metropole im Mittelpunkt - London. Die Idee dahinter: Urbane Räume sind Orte, an denen sich unterschiedliche Kulturen begegnen.

Passend zum Konzept "E- und U-Musik" finden sich also nicht nur klassische Werke von Henry Purcell, Edward Elgar oder Thomas Adès im Konzertplan. "Das sind alles Komponisten, die auch erklingen. Aber darüber hinaus geht es uns darum, den Reichtum einer kulturellen Szene zu dokumentieren", schildert der Intendant. "Der entsteht dadurch, dass verschiedene Kulturen aufeinanderprallen und sich gegenseitig beeinflussen."

Britischer Folk von Sam Lee

Es wird auch gesellschaftspolitisch. Beim Umgang mit Frauen in der klassischen Musik war man seit dem 19. Jahrhundert viel weiter in der Öffnung der Konzerthäuser für Komponistinnen. Dies würdigt ein Konzert mit dem Ensemble Reflektor am 28. August in der Elbphilharmonie. Im Programm: ausschließlich Komponistinnen.

Aber auch den britischen Folksänger Sam Lee wird ein Hauch von London durch Schleswig-Holstein wehen. "Man denkt bei Folk in der Regel an Irland, Schottland oder Dänemark. Es gab auch in London Pubs, in dem Unterhaltungsmusik gespielt wurde", sagt Kuhnt. "Das zeigt, dass diese Musik auch verschiedene Einflüsse hat. Wir kennen das hier in Norddeutschland von den Shantys. Shantys sind ja kein deutsches Kulturgut, sondern Ausdruck von Vermischung von Kulturen."

"Was uns wichtig ist, ist gute Musik"

Neben Klassik-Größen wie Daniel Hope, Anne-Sophie Mutter oder Hilary Hahn wird auch die Popband Simply Red oder der Musikkabarettist und Liedermacher Bodo Wartke zu hören sein. Nur die eine oder andere Kategorie zu bedienen, lehnt das Schleswig-Holstein Musikfestival weiter ab. Liebhaberinnen und Liebhaber guter Musik seien am Facettenreichtum interessiert. "Wenn Sie sich umdrehen, sehen Sie ein Schlagzeug in meinem Büro. Ich bin aber im Kirchenchor aufgewachsen, in einem Blockflötenensemble, das mein Vater geleitet hat", sagt Kuhnt. "Ich habe Musik nie in diese Kategorien Klassik- und Unterhaltungsmusik eingeteilt. Wir missachten die Kategorien U und E. Wir wollen die gute Musik nach Schleswig-Holstein bringen."

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Musik als echtes Lebensmittel

Mit der Vielfalt an Musik die Vielfalt an Menschen zusammenbringen. Gerade in diesen Zeiten ist es wichtiger denn je, auch mal den Verstand auszuschalten. Zu Gunsten der Herzensbildung: "Wie prägt sich Empathie aus? Nicht nur durch Wissen, sondern sehr stark durch Fühlen. Da hat Musik eine unfassbare Kraft", sagt Kuhnt. "Man behandelt sie vielleicht eher beiläufig. Aber wir sind alle davon überzeugt, dass die Kultur im Allgemeinen, aber Musik im Besonderen, ein echtes Lebensmittel ist, ohne das ein Leben auch nicht möglich ist."

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