Konzert in Lübeck: So spektakulär war der "Nussknacker Spektakulär"
Ein Orchester spielt ohne Noten und bewegt sich durch den Raum: Das Baltic Sea Philharmonic hat am Montag eine dynamische und neuartige Version von Tschaikowskys "Nussknacker" auf die Bühne der Lübecker MuK gebracht.
Die Musik- und Kongresshalle in Lübeck ist beim Konzert des Baltic Sea Philharmonic bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Bühne: minimalistisch. Aber das Orchester sorgt schon mit dem ersten Ton für Dynamik. Es ist bekannt für ein notenloses und überraschendes Spiel. Und das kommt gut an beim Publikum: "Die Bewegung auf der Bühne und dass die Musiker keine festen Plätze hatten, das war schön erfrischend", erzählt ein Zuschauer später. Ein Junge meint: "Ich glaube, die Musiker hatten richtig Spaß - die haben sich auf der Bühne gegenseitig angelacht und so!"
"Der Nussknacker" als dramatische Symphonie
Die Begeisterung für den Klassiker klingt in Lübeck euphorisch. Seit 1892 wird "Der Nussknacker" von Peter Tschaikowsky regelmäßig auf den großen Bühnen der Welt gezeigt, meist als Ballett. Doch Dirigent Kristjan Järvi präsentiert den "Nussknacker" mit dem Orchester Baltic Sea Philharmonic als dramatische Symphonie. "Nussknacker Spektakulär" ist das Konzert überschrieben. Neben Tschaikowskys Musik spielt das Orchester unter anderem auch das Klavierkonzert in a-Moll von Edvard Grieg.
"Das Stück hat einen schönen Flow", findet Thomas Hummel, der Mitbegründer des Baltic Sea Philharmonic. "Es nimmt einen mit auf eine Reise in eine andere Sphäre. Die Musikerinnen spielen anderthalb Stunden auswendig. Das ist tatsächlich möglich - und das wollen wir zeigen."
Dirigent Kristjan Järvi rasselt wie ein Schamane
Das zeigt sich bereits, als das Orchester die Bühne betritt: Sie kommen langsam herein, das Instrument bereits spielend, und stellen sich auf. Dirigent Kristjan Järvi hat eine Rassel in der Hand, die er schwenkt wie ein Schamane. Järvi steht beinahe tanzend vor seinem Orchester, geht manchmal zu den Musiker*innen, animiert das Publikum zu singen oder zu schnipsen. Und auch die Orchestermusiker bewegen sich, wechseln die Positionen, spielen nicht nur die Instrumente, sondern auch mit ihren Kolleg*innen auf der Bühne. Genau dafür ist die Baltic Sea Philharmonic bekannt.
"Für die Orchestermitglieder ist das immer so eine Art Insel, hier anzukommen und auf eine ganz andere Art zu musizieren", sagt Thomas Hummel. "Sie können einen Walzer mittanzen oder wie die Zinnsoldaten laufen, also sich choreographisch auf der Bühne bewegen. Das passt natürlich sehr schön zu einem Ballett."
Weitere Adventskonzerte des SHMF
"Der Nussknacker" in Lübeck war Teil einer Reihe von Adventskonzerten des Schleswig-Holstein Musik Festivals. In der Reihe stehen noch zwei Abende mit dem Tölzer Knabenchor auf dem Programm. Er gastiert am 10. Dezember in Rendsburg und am 11. Dezember in Meldorf. 1956 gegründet, blickt der Chor auf eine lange Tradition zurück und zählt seit diesem Jahr zum Immateriellen Kulturerbe Bayerns. Bei mehr als 150 Konzerten im Jahr präsentieren die jungen Sänger ihr breites Repertoire, das von geistlicher Musik über Opernarien bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen reicht.
Im Dezember laden sie das SHMF-Publikum auf eine weihnachtlich-musikalische Weltreise ein: Auf dem Programm stehen unter anderem feierliche Christmas-Carols aus England, traditionelle Weisen aus Armenien, Russland oder der Türkei sowie die schönsten deutschsprachigen Weihnachtslieder von der Nordseeküste bis zum Salzkammergut.