St.-Pauli-Aufstieg: Live-Fußball vertont in der Laeiszhalle
So was gab's noch nie in der Laeiszhalle in Hamburg: ein vertontes Fußballspiel. Das Ensemble Resonanz und die Band von Matthew Herbert haben St. Paulis Aufstieg begleitet.
Bei "The Game" wurde die Partie FC St. Pauli gegen den VfL Osnabrück mitgespielt - live und mit wechselnden Musikstilen. Ein Orchester gegen eine Band, Klassik gegen Elektronisches, das Ensemble Resonanz gegen die Band von Matthew Herbert. Der Abend war eine Zusammenarbeit des FC St. Pauli mit dem Reeperbahnfestival - und ein kleiner Vorbote für das Kulturprogramm rund um die Fußball-EM.
Millerntor-Stadion 2.0: Stadion-Stimmung in der Laeiszhalle
Es gab vor allem ein Wort, das an diesem Nachmittag oft gebraucht wurde und die Stimmung in der Laeiszhalle auf den Punkt gebracht hat: "Mega, also ist richtig toll, macht richtig Spaß", heißt es da aus dem Publikum. Oder: "Mega, so gefällt mir Hamburg". Hamburgs altehrwürdige Konzerthalle ist kaum wiederzuerkennen. Dort, wo sonst vor allem Anzüge und Kleider ausgeführt werden, gab es Totenkopf-T-Shirts, St-Pauli-Trikots, -Caps und -Fahnen.
"Die Laeiszhalle ist hier Millerntor-Stadion 2.0", findet ein Besucher. Die Laeiszhalle sei sonst ja eher etwas ruhiger. Ganz anders bei diesem besonderen Projekt: Das Publikum jubelte, schrie, pfiff, klapperte bei Eckstößen mit Schlüsseln und stimmte immer wieder Fangesänge an. Ein herrlich gemischtes Publikum, auch Familien mit Kindern waren dabei.
Matthew Herbert: Mastermind hinter dem Projekt
Diese unglaubliche Stadion-Stimmung hat sich auch auf die Musiker übertragen: die Band von Matthew Herbert und das Ensemble Resonanz. Ein großer Spaß sei es gewesen und eine große Aufregung und große Ungewissheit, wie das so werden würde. Denn Matthew Herbert, Musiker, Komponist, Produzent, Konzeptkünstler mit verrückten Ideen und Mastermind dieses Projektes, hatte nur einen groben musikalischen Faden vorgegeben.
"Wir haben von Matthew 19 Module komponiert bekommen, die wie eine Art Improvisations-Vorlage und -Grundlage waren, mit der wir aber sehr frei umgehen konnten", sagt Friederike Scheunchen. Sie hat das Ensemble Resonanz geleitet. Es war eine ganz besondere Mischung aus schrägen und harmonischen Tönen, aus Klassik und Elektronischem, auch ein bisschen Jazz war mit dabei. Manchmal groovte es regelrecht, dann wieder stille und ruhige Momente. Wenn der Ball zwischen den Mannschaften hin- und herging, überlappten sich Orchester und Band mit einem leicht chaotisch klingenden Soundbrei.
St. Pauli: Publikum bejubelt Bundesliga-Aufstieg
Etwas Bammel vor diesem Projekt hatte Matthew Herbert schon, denn: "Kein Mensch weiß, was passieren wird - die Fußballer nicht, die Schiedsrichter nicht, die Musiker nicht, das Publikum nicht." Für ihn eine der anspruchsvollsten Aufgaben seiner Karriere. Es sei die schwierigste Show gewesen, die er je hätte planen müssen, so Herbert. Zwölf Jahre lang gab es die Idee, aber nur drei Wochen Vorbereitungszeit. Umso glücklicher war Matthew Herbert nach dem Abpfiff - auch über das so leidenschaftliche Publikum. Und: Er würde es direkt nochmal machen.
Dass St. Pauli mit dem 3:1 dann auch noch den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht hat, war für viele am Ende auch nicht ganz verkehrt: "Geil, Erste Liga! Mega-Stimmung", hieß es da. Und: "So kann ich auch Fußball gucken. Und zwar nur noch so."