"The Game" in der Laeiszhalle: Live-Fußball vertont
Die Laeiszhalle in Hamburg hat ein einzigartiges musikalisches Projekt erlebt: "The Game" spielte das Fußballspiel FC St. Pauli - VfL Osnabrück nach - live und mit wechselnden Musikstilen.
Er ist ein weltbekannter Musiker, Komponist, Produzent und Konzeptkünstler mit verrückten Ideen - aber vor diesem Projekt hat Matthew Herbert tatsächlich mal ein bisschen Bammel. "Kein Mensch weiß, was am Sonntag passieren wird", sagt er, "die Fußballer nicht, die Schiedsrichter nicht, die Musiker nicht, das Publikum nicht."
Worum geht es genau? Die Musikerinnen und Musiker verfolgen mit dem Publikum in der Laeiszhalle das Zweitligaspiel des FC St. Pauli gegen den VfL Osnabrück live auf Monitoren. Und immer, wenn der Ball zwischen den Mannschaften wechselt, wechselt auch die Musik. So die Idee. Bei einem Team gibt's Klassik, vom renommierten Ensemble Resonanz - beim anderen Elektronisches von Matthew Herbert und Band. Die Musiker müssen also live auf alles reagieren. Eine Herausforderung, denn eigentlich wissen ja alle vorher immer ganz genau, was sie wann spielen sollen.
Matthew Herbert: Konzerte brauchen immer neue Anreize
Matthew Herbert hofft, dass sich dieses Risiko auszahlen wird. "The Game" war mit seine Idee und ist eine Zusammenarbeit des FC St. Pauli mit dem Reeperbahnfestival. Rund um die Fußball-EM soll auch kulturell viel passieren, das wird dem Zweitligaspiel jetzt schon mal begonnen. Solche neuen Ansätze seien eine ganz große Chance für die Musik, sagt Herbert. Konzerte bräuchten immer wieder neue Anreize, so der Brite, damit alle nicht immer "so verdammt selbstgefällig" würden: Immer die Lautsprecher und Scheinwerfer an dieselbe Stelle hängen, immer an derselben Stelle sitzen, immer am Ende klatschen.
Der Künstler liebt es, sich und sein Umfeld herauszufordern. Herbert hat schon Alben gemacht, auf denen die Geräusche getöteter Küken aus Massentierhaltungen zu hören sind. Oder Kampfjets beim Abwerfen einer Bombe. Er sammelt seit Jahrzehnten überall Geräusche, Töne im Wald, unter Wasser - oder macht Musik mit Instrumenten aus einem Pferdeskelett.
Seit Wochen trällert Herbert St. Paulis Fan-Gesang
Diesmal also Fußball: "Die Herausforderung wird sein, eine Verbindung zu finden zwischen der Musik und etwas so komplett anderem wie einem Fußballspiel." Witzigerweise habe er wirklich Bammel, gibt Herbert zu. Er, der quasi sein ganzes Leben außerhalb der Komfortzone lebt, kommt jetzt am Sonntag ab 13.30 Uhr an seine Grenzen, wenn in der Laeiszhalle live das Spiel St. Pauli gegen Osnabrück übertragen wird.
Er hat sich aber schon etwas überlegt, für den sehr wahrscheinlichen Fall, dass die Kiezkicker diesen Sonntag den Aufstieg perfekt machen. In der richtigen Stimmung ist er jedenfalls seit Wochen: "Seit einem Monat singe ich ständig "Allez, allez, allez, allez, allez allez St. Pauliiii, oh St. Pauliii, oh St. Pauliii."