Mozart im Wendland: Die Sommerlichen Musiktage Hitzacker sind eröffnet
Am vergangenen Wochenende begann die 78. Ausgabe der Sommerlichen Musiktage Hitzacker. Selbst in den Corona-Jahren haben die Organisatoren ihr Festival jedes Jahr auf die Beine gestellt. Vor der Pandemie kamen 10.000 Besucherinnen und Besucher - und an diese Zahl wollen sie jetzt wieder anknüpfen.
Das Kammermusikfestival steht in diesem Jahr unter dem Motto "Hi. Mozart". Es ist nicht das erste Mal, dass Intendant Oliver Wille einen Komponisten in den Mittelpunkt stellt - aber ausgerechnet Mozart? Wille erklärt: "Klar, da denkt man zuerst 'Oh Gott, ein toter Komponist. Der ist zwar der vielleicht berühmteste neben Beethoven, aber was soll der in einem Festival, das sich auf die Fahnen schreibt, Tradition und Moderne miteinander zu verbinden?' Doch aus dem Spielerischen, dem Überraschenden heraus, aus dem Mozart, der innerhalb einer Phrase ganz oft den Charakter wechselt, ist meine Idee entstanden, genau das in das Festival zu tragen und in die Dramaturgie aller Programme."
Weltberühmte Musikerinnen und Musiker ebenso wie Newcomer
Der Komponist bildet den roten Faden, für Wille - und für die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt. In diesem Jahr sind das unter anderem Stephan Heinemeyer, Antje Weithaas, das Kuss Quartett und Matthias Kirschnereit; ebenso Geigerin Heyyoon Park, das Lysios Quartett, Ammiel Bushakevitz und Anna Lucia Richter. Für das, was sie präsentieren, lasse er ihnen dann viel Freiheit, so Wille. Es solle der Mix entstehen, der typisch für Hitzacker sei: das Alte mit dem Neuen zu verbinden. Die Überraschungsmomente, die in der Kombination aus Musik und Künstlerinnen und Künstlern entstehen, der Abwechslungsreichtum aus Klassik und Moderne sowie die Atmosphäre schätzen auch die Besucherinnen und Besucher.
Teil dieser Atmosphäre sind wahrscheinlich auch die im Kreis aufgestellten Stühle: Die Künstlerinnen und Künstler stehen wortwörtlich im Mittelpunkt. Die Idee wurde aus Pandemie-Zeiten beibehalten. Damals ging es darum, trotz Abstand möglichst vielen Menschen Platz zu bieten. Jetzt hofft man möglichst viele Stühle zu besetzen, denn schon im vergangenen Jahr mussten die Festvialmacher ein Defizit ausgleichen und Reserven anfassen.
Die Schwierigkeiten der Kulturbranche seit der Pandemie
Die Musiktage sind damit nicht allein - in ganz Niedersachsen gebe es eine angespannte Stimmung bei den Veranstaltern, berichtet das Netzwerk Musikland Niedersachsen. Das Besuchsverhalten sei schwer zu kalkulieren. Eine Herausforderung, die man auch in Hitzacker kennt. Für große Events würden Karten gekauft. Aber, so Wille: "Die Idee ist Vielfalt. Die Idee ist Entdeckung und, dass Kultur etwas machen muss, das unerwartet ist, was ich nicht voraussehen kann, was mich bereichert in dem Sinne, dass es auch anstrengend ist, und dass ich einen Anspruch erfüllen muss. Meiner Meinung nach ist das etwas, das wir alle in der Gesellschaft wieder lernen müssen: nicht nur vor dem Bildschirm zu sitzen und uns berieseln zu lassen, sondern Lust darauf zu haben etwas zu entdecken. Denn schließlich ist es das, was den Menschen ausmacht."
Doch Wille sieht auch ein großes Problem in den ausbleibenden Fördergeldern. Für seine Musiktage gab es dieses Jahr weniger Geld. Zweifelsohne brauche es aber die Hilfe der Förderer. Vor allem in einem Land wie Deutschland, das "ein Kulturland par excellence sein will, ist das auch ein Auftrag der Politik und das sehe ich nicht so richtig", so Wille. "Ich sehe Lippenbekenntnisse, aber ich sehe dann doch, dass es bei einem Militärhaushalt schneller geht."
Musiktage Hitzacker laufen noch bis zum 6. August
Trotz aller Sorgen - das erste Wochenende sei sehr gut gelaufen, so das Fazit. Bis zum 6. August kommt auch noch einiges an Programm. So gibt es zum Beispiel ein Wiedersehen mit dem Komponisten Jörg Widmann und auch eher ungewöhnliche Elemente, wie den Mozart-Party-Marathon.