Maxine Troglauer: Power an der Bassposaune
Schon mit sechs Jahren entschied sich Maxine Troglauer für die Posaune. Bis heute hat sie nicht viele professionell arbeitende Kolleginnen in ihrem Fach. Wie sie dazu kam, hat sie bei NDR Kultur erzählt.
Schon mit sechs Jahren entschied sich Maxine Troglauer für ein ungewöhnliches Instrument: die Posaune. Schon bald wechselte sie zur Bassposaune, ein seltenes Instrument, das zumeist von Männern gespielt wird. Durch ihr Studium und vielfältiges Engagement in der Klassik, im Jazz- und in der modernen Musikszene hat Maxine eine faszinierende Virtuosität erlangt. Nach zwei Jahren in New York lebt die 27-Jährige nun als freiberufliche Musikerin in Berlin. Maxine Troglauer tritt in unterschiedlichen Besetzungen auf. Bei NDR Kultur EXTRA wurde sie von Nasti (Musikhochschule Hannover) am Klavier begleitet. Mit Moderatorin Friederike Westerhaus sprach sie auch darüber, wie sie zur Posaune kam.
Du hast schon mit sechs Jahren angefangen, Posaune zu spielen. Wieso hast du die Posaune ausgewählt?
Maxine Troglauer: In meiner Familie gibt es dazu mittlerweile ein paar Legenden. Ich kann mich nicht mehr ganz genau erinnern, aber ich bin mit meinen beiden Omas in Wiesbaden - wo ich herkomme - in die Musikschule zum Tag der offenen Tür gegangen. Ich weiß, dass es mir damals wichtig war, kein Instrument zu spielen, das die anderen Mädchen schon spielen. So etwas wie Geige ist dann schon mal rausgefallen. Flöte fand ich auch eher blöd. Am Ende des Tages war auf jeden Fall klar, ich würde gerne Posaune und Klavier anfangen. Da ist meine Mutter eingeschritten und hat gesagt: Mach doch erst einmal eines. Ich habe dann mit Posaune angefangen, musste aber noch ein paar Monate warten, denn man braucht vier bleibende Schneidezähne oben und unten. Bis die gewachsen waren, musste ich noch warten und war ganz ungeduldig. 2001 habe ich dann mit Posaune angefangen. Seitdem wird es noch nicht langweilig!
Was hat dich daran gereizt, auch vom Klang her, später auf die Bassposaune umzusteigen? Denn das ist das Instrument, was du jetzt hauptsächlich spielst.
Maxine Troglauer: Mein Lehrer in Wiesbaden wollte gerne ein Posaunenquartett gründen. Da braucht man einen oder eine, die Bassposaune spielt. Die meisten Leute, die gefragt werden, sagen dazu erst mal nein, weil jeder erste Posaune spielen will, so wie jeder die erste Geige spielen will. Ich habe mysteriöserweise ja gesagt. Man fängt dann mit dem Jugendorchester an. Ich glaube, damit habe ich mich sehr identifiziert, neben dem Klanglichen: Man hat seinen Platz, seine Position. Und dann wird man nach und nach für immer mehr Projekte für diese spezifische Position angefragt. Es ist quasi eine gegenseitige Identifikation von Instrument und Mensch, die da stattfindet. Ich spiele auch Tenorposaune, aber eher in freieren oder Jazz-Kontexten. Ich finde tiefe Frequenzen einfach total angenehm zu spielen und zu hören.
Es ist auf jeden Fall ein spannendes Instrument - und eigentlich auch eine typische Männerdomäne. Ändert sich da etwas, wird es diverser?
Maxine Troglauer: Mit ganz kleinen Schritten. Bassposaune spielen sowieso sehr wenige Leute, sodass es da noch am schwierigsten ist. Posaune insgesamt wird besser. Das Problem ist: Es gibt zwar immer mehr Frauen, die das Instrument spielen, aber die Sichtbarkeit ist immer noch nicht da. Deswegen bin ich auch so froh, hier zu sein. Das ist eine Diskussion, die im Jazz und in der Klassik geführt wird. Es geht um Fernsehen, Radio, Hochschulprofessor*innen, Jugend-Big Bands - auf jedem Gebiet muss man einfach die Sichtbarkeit von Frauen an den Instrumenten erhöhen. Es ist ja nicht nur die Posaune, sondern auch Trompete, Tuba und Kontrabass. Von uns gibt es nicht so viele!