Internationales Musikfest Hamburg: Was kann Musik leisten?
Unter dem Motto "Krieg und Frieden" hat das Internationale Musikfest Hamburg begonnen. Was Musik ausrichten kann, erzählen Dirigent Alan Gilbert und Elbphilharmonie-Intendanten Christoph Lieben-Seutter im Gespräch.
Das Internationale Musikfest Hamburg startete mit einem Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters unter Leitung von Alan Gilbert. Als Gäste waren der Bariton Thomas Hampson und der Prager Philharmonische Chor dabei. Ein Programmpunkt ist Arnold Schönbergs "Friede auf Erden" - ein Herzstück des Festivals.
Motto des Internationalen Musikfest Hamburg: Beklemmend aktuell
"Krieg und Frieden": Das ist ein großes und gewichtiges Thema. In Anbetracht der Weltlage wirkt es fast schon beklemmend aktuell. Dabei war es gar nicht so gedacht, sagt Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter: "Wir hatten es schon länger auf der Liste. Die ersten Planungen haben sogar schon vor dem Ukraine-Kriegsausbruch begonnen. Dann haben manche Leute gefragt, ist das jetzt der richtige Moment, über Krieg zu sprechen, wo doch alle Leute betroffen sind?" Christoph Lieben-Seutter findet, sehr wohl: "Es gehört nun mal zur menschlichen Existenz und hat daher in der Musikgeschichte unglaublich viele Werke, die sich darauf beziehen, die sich damit beschäftigen."
Da Pacem, Domine, Gib uns Frieden, Herr. Diese eindringliche Botschaft hat Heinrich Schütz zur Zeit des dreißigjährigen Krieges formuliert. Sein Stück ist eins von vielen Beispielen für die musikalischen Friedensbitten, die das Internationale Musikfest ins Zentrum rückt. Die Bandbreite reicht von westeuropäischen Werken aus dem 17. Jahrhundert über zeitgenössische Kompositionen bis hin zu armenischen Liedern aus der Verbannung, mit dem Naghash Ensemble.
Lieben-Seutter: "Musik ist ein direktes Telefon zu unserer Seele"
Was macht das mit uns, diese Musik zum Thema "Krieg und Frieden" zu hören? Kann sie Konflikte lösen? "Ja, Musik ist - wie soll ich sagen - ein direktes Telefon zu unserer Seele", sagt Lieben-Seutter. "Sie steuert Emotionen, kann auch missbraucht werden. Du kannst ja Musik auch dazu verwenden, um Soldaten marschieren zu lassen. Aber Du kannst sie eben auch verwenden, um Gefühle wie Trauer, wie Trost, wie Gemeinschaft, wie Zukunftsfreude, wie religiöse Themen auszudrücken. Lauter Themen, die Du auf der emotionalen Ebene nicht so mit Sprache transportieren kannst, lassen sich mit der Musik transportieren."
So sei ein Konzert, in dem ein gutes Programm aufgeführt wird, ein Gemeinschaftserlebnis, sagt der Elbphilharmonie-Intendant. "Die Musik für sich allein verbessert zwar die Welt nicht, aber sie hilft uns Menschen, besser damit zurecht zukommen - mit allem, was so passiert, im Guten wie im Schlechten."
Musik in Krisenzeiten: Halt und Trost
Musik kann Halt geben und Trost spenden, auch und gerade in Krisenzeiten. Und sie kann ein Gefühl von Gemeinschaft erzeugen. Das sieht auch Alan Gilbert so, Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters: "Ein Konzert zu spielen, hindert offensichtlich nicht irgendeine verrückte Person daran, irgendwo eine Bombe abzuwerfen. Es ist idealistisch, aber ich glaube tatsächlich, dass, wenn Menschen eine emotionale Reaktion auf Musik miteinander teilen, sie dann auf einer ganz wesentlichen, grundlegenden Ebene verstehen, was es heißt, Menschlichkeit zu teilen."
Internationales Musikfest Hamburg: Was kann Musik leisten?
Unter dem Motto "Krieg und Frieden" hat das Internationale Musikfest Hamburg begonnen. Ein Gespräch mit Alan Gilbert und Christoph Lieben-Seutter.
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