Chortage Hannover: Groove und Emotionen zum Abschluss
Der Abschluss der Chortage Hannover war regional und international durchmischt. Die Vivid Voices, ein Pop- und Jazzchor der Musikhochschule Hannover, haben zusammen mit dem Vocal-Jazz Ensemble Accent gesungen.
Barfuß und ganz individuell in verschiedene Nuancen von Weinrot, Weiß und Schwarz eingekleidet haben die mehr als 40 Sängerinnen und Sänger im Theater am Aegi Aufstellung genommen und feiern das Leben: "I Am Alive" - "Ich bin am Leben" arrangiert vom amerikanischen Komponisten Greg Jasperse.
Texte mit gegenwärtiger Relevanz für ihr junges Ensemble zu finden, ist Chorleiterin Claudia Burghard wichtig: "Dieser Satz "I am alive" ist tatsächlich auch der einzige Text in diesem Song. Er repräsentiert wirklich so einen Weckruf, das Leben in großer Dankbarkeit, jeden Tag aufs Neue zu genießen und vor allen Dingen auch die Solidarität und die Gemeinschaft zu spüren."
Auf den anderen hören im Fokus eines Workshops
Der Auswahl der Texte ist eine gewisse Achtsamkeit anzumerken. Da geht es um Stille, die von Wörtern gebrochen wird wie in "Enjoy The Silence" der Synthiepop-Band Depeche Mode. Oder es geht um "Meermenschen", gecoverter Deutschrap von Moop Mama, der von Geflüchteten erzählt, mit warmen Harmonien, schwebend und zugleich mühelos exakt gesungen.
Besser auf den Nachbarn neben sich zu hören, haben die Vivid Voices gerade bei einem Workshop mit den Kollegen von Accent trainiert, erzählt Sopranistin Christel Kanneberg: "Wir haben viel zum Thema Hören gemacht, zum Beispiel innerhalb der Stimmgruppe auch zum Thema Blending. Das bedeutet, dass man zum Beispiel die Vokale aneinander angleicht und hört, wie der Nachbar oder die Nachbarin Vokale formt und die dann ebenso formt. Das ergibt einfach einen viel besseren, klareren Klang."
Chortage Hannover 2024: Groove, Energie und Emotionen
Und es ging um Groove, Energie und Emotionen auf der Bühne, wie das Sextett Accent sie verkörpert, mit seinen sechs Mitgliedern aus fünf Ländern. Jeder präsentiert sich anders: Charmant mit Piaf, wie der Franzose und erste Tenor Jean-Baptiste Craipeau, geistlich wie Tenor Nummer zwei Simon Åkesson, Sohn eines Kammerchor-Leiters aus Nordschweden oder mit dem R&B-Groove der 90er-Jahre, wie Bassist und US-Amerikaner Evan Sanders aus Bosten ihn anstimmt.
Übers gegenseitige Zuhören der Lieblingsmusik des anderen auf Youtube haben sich die sechs einst kennengelernt - vor mehr als 10 Jahren, sagt Evan Sanders: "Ich sage den Leuten immer: Wenn ihr eine Band starten wollt, macht das nicht wie wir, da gibt es viele Hürden. Auf der anderen Seite sind wir ein glücklicher Unfall. Wir dachten, wir würden für immer übers Internet zusammenarbeiten, dann trafen wir uns für gemeinsame Auftritte persönlich. Und der Vorteil ist, dass wir die Leute auf der ganzen Welt finden für diesen Musikstil - und am Ende eine große Familie werden." Familienmitglieder könnte es auch in Hannover geben, überlegt Bariton James Rose aus England und bringt dem Publikum flugs ein paar Stimmen von "Shining Star" der Soul- und Funk-Band Earth, Wind & Fire aus den 70er-Jahren bei.