Album der Woche: Die letzten Aufnahmen von Lars Vogt
Auf dem Doppelalbum spielt der viel zu früh verstorbene Pianist Lars Vogt an der Seite einiger langjähriger Weggefährten. Die Aufnahme ist ein Paradebeispiel für intensives kammermusikalisches Miteinander.
Kann man bei einer Aufnahme die äußeren Umstände ihrer Entstehung erkennen? Das mag Spekulation bleiben. Verschweigen sollte man die Umstände aber in diesem konkreten Fall nicht. Lars Vogt hat bis zuletzt noch einige seiner Herzensprojekte vorangetrieben. So wollte er unbedingt noch einmal die drei Klavierquartette von Johannes Brahms aufnehmen. Doch ihm gelang nur die Produktion des zweiten Quartetts.
Zwischen ambulanten Behandlungen und Krankenhausaufenthalten ist Vogt immer wieder ins Aufnahmestudio gegangen, um dort an der Seite von Christian und Tanja Tetzlaff sowie mit der Bratschistin Barbara Buntrock Musik seines Lieblingskomponisten zu dokumentieren: Brahms!
Eine Aufnahme voller Intimität
Vier Musizierende, ein Atem: Es gibt, neben den eruptiven Passagen, viele wunderbar zarte Momente in diesem zweiten Klavierquartett. Die Unmittelbarkeit der Kontraste fängt diese Aufnahme ebenso ein wie den poetischen Geist, der sich besonders im langsamen Satz vermittelt.
Gerade in diesen Momenten besticht die Aufnahme durch eine Intimität, die sich schwer beschreiben lässt und die vielleicht doch etwas von den äußeren Umständen spiegelt. Das Spiel der vier Solisten klingt tief empfunden, hoffnungszart und melancholisch zugleich. Das Schluss-Allegro wirkt dagegen wie ein trotziges, lebensbejahendes Finale.
Brahms' Klavierquartett Nr. 3: Düsteres Werk mit fahlen Farben
Da Lars Vogt im Fall des dritten Klavierquartetts weitere Studiobesuche nicht mehr möglich waren, haben sich die drei Streicher dazu entschlossen, stattdessen den Mitschnitt eines gemeinsamen Konzertteils zu veröffentlichen - in Übereinstimmung mit dem ausdrücklichen Wunsch des Pianisten.
Dieses dritte Quartett ist ein insgesamt düsteres Werk - in c-Moll. Der vorliegende Mitschnitt vermittelt viele dieser fahlen Farben; doch auch hier gibt es wieder beeindruckende Phasen trotzigen Aufbegehrens mit einer geradezu orchestralen Wirkung. Das Andante an dritter Stelle wirkt wie eine Art Schwanengesang - lyrisch und: ohne Worte.
Eine berührende Einspielung
Die Aufnahme der beiden Brahms-Klavierquartette mit den Geschwistern Christian und Tanja Tetzlaff, Barbara Buntrock und dem Pianisten Lars Vogt ist ein Paradebeispiel für intensives kammermusikalisches Miteinander. Eine berührende Einspielung.
Brahms: Klavierquartette Nr. 2 & Nr. 3
- Zusatzinfo:
- Johannes Brahms: Klavierquartett Nr. 2 A-Dur op. 26; Klavierquartett Nr. 3 c-Moll op. 60 Christian Tetzlaff (Violine), Barbara Buntrock (Viola), Tanja Tetzlaff (Violoncello), Lars Vogt (Klavier)
- Label:
- Ondine