Album der Woche: Tief berührende Mozart-Aufnahme von Lars Vogt
In diesem Monat ist es ein Jahr her, dass der Pianist und Dirigent Lars Vogt gestorben ist - kurz vor seinem 52. Geburtstag. Posthum ist jetzt das letzte Konzertalbum von ihm erschienen.
Als diese Aufnahme entstand, befand sich Lars Vogt schon in der Chemotherapie. Von Anfang an war er offen mit seiner Diagnose umgegangen, wusste, dass er wahrscheinlich keine Chance haben würde gegen den Speiseröhrenkrebs. Der größte Wunsch: Mozart. Mit ihm selbst, dem Orchestre de chambre de Paris, dessen Chefdirigent er auch war, und mit dem im Hinterkopf, was sein Lehrer Karl Heinz Kämmerling einmal über Mozartsche Andante-Sätze notiert hatte: "Schon bei den ersten Tönen spüren wir, dass alles nicht so schrecklich ist auf dieser Welt", so Vogt. "Er spricht von der Sprache des Herzens; jener schier verloren geglaubten Sprache, in der die Pausen nicht überspielt werden. Jene Pausen, in denen wir ganz still und dankbar werden. Dankbar dafür, dass wir Menschen noch - trotz allem - an die Kraft des Herzens glauben dürfen. Dieser Gedanke, dass trotz allem die Dinge nicht so schrecklich sind auf dieser Welt - das spielt bei Mozart schon immer eine Rolle."
Auch ohne das Wissen um all das berührt diese Mozart-Aufnahme tief - nicht nur im melancholischen Konzert Nr. 24, sondern auch im frühen, "Jeunehomme"-Klavierkonzert.
Lars Vogts riesengroße Ausdruckspalette
Lars Vogts Ausdruckspalette war riesengroß, fast überfeinert. Dem Orchestre de chambre de Paris, das er vom Flügel aus geleitet hat, entlockte er ebenso viele Klangvaleurs. Mal klingt das Orchester vollmundig, im nächsten Moment beinahe fahl.
"Wir dürfen natürlich Mozart nicht total romantisieren - andererseits sind menschliche Emotionen in Hülle und Fülle darin und auf engem Raum. Und die wollen auch ausgedrückt werden! Es ist natürlich toll, wenn man das innerhalb dieses Maßes ausdrücken kann. Aber manchmal, finde ich, kann man auch dieses Maß ein bisschen mit Freiheit gestalten." Zum Beispiel die linke Hand prononcieren. Ungewohnt wirkt das, wie ein Blick hinter sehr Vertrautes.
Eine Glück verströmende Aufnahme
Die fertig geschnittene Aufnahme hat Lars Vogt leider nicht mehr hören können. Aber er hatte zuvor noch den Tonmeister gebeten, alles dem Pianistenkollegen Paul Lewis zu schicken, zum Gegenhören. Als Rezensent dieser Glück verströmenden Aufnahme hätte ich gerne gesagt: Bitte mehr davon! "Mehr" geht nicht.
Mozart: Klavierkonzerte Nr. 9 & 24
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Lars Vogt / Orchestre de chambre de Paris
- Label:
- Ondine