CD Cover: Dmitri Schostakowitsch: "Streichquartette Nr.1-6" © Genuin, DDD, 2024

Album der Woche: Asasello-Quartett spielt Schostakowitsch

Stand: 09.03.2025 06:00 Uhr

Zu Dmitri Schostakowitschs wichtigsten Werk-Zyklen zählen die 15 Streichquartette. Das Asasello-Quartett hat bereits vor knapp zwei Jahren mit einer Gesamteinspielung begonnen. Jetzt widmet es sich den ersten sechs Werken.

von Christoph Vratz

Das Werk eines Anfängers? Keineswegs. Dmitri Schostakowitsch ist bereits 32 Jahre alt, als er sein erstes Streichquartett schreibt - innerhalb von nur sechs Wochen im Jahr 1938.

Eine Welt voller Zweideutigkeiten

Das Kölner Asasello-Quartett feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen und beschenkt sich mit seinem neuen Album quasi selbst. Schon im Vorfeld zu seinem ersten Schostakowitsch-Album hatte sich das Ensemble intensiv mit dieser Musik auseinandergesetzt. Auch die neue Aufnahme mit den Werken eins bis sechs zeugt von einem tiefen Verständnis für diese Musik.

Tief führt uns das Asasello-Quartett in die Welt des Dmitri Schostakowitsch ein, eine Welt voller Zweideutigkeiten: Aufbegehren hier, Resignation dort, Verve und Elan auf der einen Seite, Gebrochen-Sein auf der anderen. Der Walzer im zweiten Quartett lebt daher auch nicht von freudiger Dreiviertelseligkeit. Dieser Walzer ist fahl, mehr Totentanz als Walzer.

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Das Asasello-Quartett findet den richtigen Grat

Die Kunst bei Schostakowitsch besteht darin, den richtigen Grat zu finden: Ein Zuviel an Klage beispielsweise wirkt schnell unnatürlich. In diese Falle tappt das Asasello-Quartett glücklicherweise nicht. Es spielt mit dem nötigen Ernst, aber ohne Übertreibungen, immer mit großer Konzentration für die jeweiligen Aufgaben. So steht etwa das vierte Quartett von 1949 für Schostakowitschs Weg in die Verinnerlichung.

Die neue Aufnahme vermittelt genau jene Atmosphäre des Privaten, des Abgeschotteten, in die aber mehrfach die Schimmer des Melancholischen einfallen. Als wolle das Asasello-Quartett uns das Gefühl einer mitfühlenden Ängstlichkeit vermitteln.

Mal ernst, mal grotesk, mal lyrisch

Das sechste und letzte Quartett dieser Aufnahme besitzt einen für Schostakowitsch ungewöhnlich leichten, fast unbekümmerten Charakter. Doch auch hier wählt das Asasello-Quartett einen klugen Weg der Umsicht: Ja, das klingt unbekümmert und beinahe volksliedhaft, doch keineswegs übermütig. Dezent schwebt ein fragender Charakter im Hintergrund mit.

Das Asasello-Quartett beweist mit dieser Einspielung sein ausgeprägtes Stil-Empfinden für die Musik des Dmitri Schostakowitsch. Es zeigt uns einen oft introvertierten, genau gewichtenden Komponisten, mal ernst, mal grotesk, mal lyrisch.

Dmitri Schostakowitsch: Streichquartette Nr.1-6

Zusatzinfo:
Asasello-Quartett
Label:
Genuin

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Sonntag | 09.03.2025 | 10:20 Uhr

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