Album der Woche: Klaus Mäkelä dirigiert Schostakowitsch
Manche begleiten den Erfolg von Klaus Mäkelä skeptisch, andere halten den erst 28-jährigen Dirigenten für eine Jahrhundert-Begabung. Jetzt hat der Finne drei Sinfonien von Dmitri Schostakowitsch mit dem Oslo Philharmonic aufgenommen.
Schrill und gellend, mit Dissonanzen und federndem Rhythmus - so eröffnen die Philharmoniker aus Oslo unter Klaus Mäkelä die vierte Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch. Energie pur! Doch dann biegt die Sinfonie in leisere Regionen ab. Hier ist kammermusikalisches Miteinander gefragt - vor allem aber ein Gespür für luftfeine Linien.
Klaus Mäkelä: Auf den Spuren von Mariss Jansons
Schon einmal hatte ein junger Dirigent beim Oslo Philharmonic mit Schostakowitsch-Aufnahmen großen Erfolg. Das war ab den späten 1970er-Jahren Mariss Jansons. An diese Tradition möchte Klaus Mäkelä nun anknüpfen. Es gelingt ihm - zumindest über weite Strecken und vor allem dann, wenn die harmonischen Reibungen plastisch hervortreten.
Neben der vierten Sinfonie enthält das neue Doppel-Album auch die Sinfonien Nr. 5 und 6. Gerade in den parodistischen Momenten klingt Mäkeläs Schostakowitsch nie zirkushaft, was nicht zuletzt seiner Genauigkeit zu verdanken ist. Fast schon zurückhaltend wirken einige Passagen im Scherzo der Fünften. Misstraut Mäleklä hier Schostakowitschs grellen Effekten?
Lässt Mäkelä hier noch etwas Zurückhaltung walten, ist es im Finale damit dann vorbei: Entschlossenheit vom ersten Takt an. Man merkt, wie gern und wie präzise ihm das Osloer Orchester dabei folgt.
Große Klarheit und straffe Rhythmik
Der Klang dieser Aufnahme ist perspektivisch und räumlich. Das braucht es auch, wenn Mäkelä zu Beginn der Sechsten die dunklen Regionen von Schostakowitschs Musik melancholisch und leidvoll durchmisst - aber auch, wenn er im federnden Presto-Finale die einzelnen Instrumentengruppen eng zueinander in Beziehung bringen muss. Mögen einige wenige Passagen in ihrem Dahin-Mäandern etwas gebremst wirken, so besticht dieses Album mit drei Sinfonien von Dmitri Schostakowitsch insgesamt durch eine große Klarheit, straffe Rhythmik und die Fähigkeit, alle erdenklichen Reserven aus dem Osloer Orchester herauszulocken.
Schostakowitsch: Sinfonien 4, 5 und 6
- Zusatzinfo:
- Oslo Philharmonic Klaus Mäkelä (Ltg.)
- Label:
- Decca