Wie klingt Venedig? Soundkünstlerin Eva Pöpplein beim SHMF
Venedig ist in diesem Jahr Schwerpunkt beim Schleswig-Holstein Musik Festival. In der Nikolaikirche in Plön haben das Ensemble "nuovo aspetto" und die Klangkünstlerin Eva Pöpplein einen musikalischen Spaziergang durch die Lagunenstadt präsentiert.
Es klingt so, als würde Bariton Holger Falk mitten auf einem Platz in Italien stehen und singen. Ein Hund bellt im Hintergrund, Menschen reden miteinander, Vögel zwitschern, Glocken läuten. Diese Geräuschkulisse kommt von der Klangkünstlerin Eva Pöpplein. Sie steht zusammen mit dem Ensemble "nuovo aspetto" und Bariton Holger Falk auf einer Bühne. Denn sie begleitet das Ensemble mit den Klängen aus Venedig. Dazu ist sie extra nach Italien gereist. "Ich habe wirklich sehr viel aufgenommen und versucht, ganz schöne besondere Sachen zu finden: charismatische Klänge zu finden, die diese Stadt widerspiegeln, auch wenn man sie nicht sieht, sondern nur hört", erzählt Eva Pöpplein von ihrer Reise.
Die vielfältige Klangkulisse Venedigs
Bei ihrer Reise in die italienische Lagunenstadt hatte sie viele Ziele: Zum Beispiel den Fischmarkt, Cafés, Gassen, das Theater oder Plätze, wo besonders viele Gondeln oder Wasserbusse, also Vaporetti, fahren. Häufig ließ sie sich aber auch einfach treiben: "Man hört das Vaporetto-Quietschen, hört Vaporetto-Motoren. Man hört natürlich die Möwen, das Wasser, Menschen", so die Klangkünstlerin über ihre Aufnahmen. "Menschen sind in der Stadt Venedig ganz wichtig. Das finde ich auch sehr interessant, weil das eigentlich ein ewiger Kreislauf ist. Die gab es damals auch schon. Sie klingen auch. Außer dass man ab und an mal ein Handyklingeln hört, klingen die auch immer noch relativ ähnlich. Die Stimmen der Menschen, die Schritte der Menschen, die Schuhe. Ein Stöckelschuh-Absatz in Venedig. Herrlich, wenn der durch die Gassen geht", schwärmt Pöpplein.
Die Geräusche werden zur Komposition
Bei dem Konzert "Il Gondoliere Veneziano" wird das Publikum klanglich direkt nach Venedig entführt. Einfach mal die Augen schließen und die Klänge genießen - das haben Holger Falk und Klangkünstlerin Eva Pöpplein auch gemeinsam in Venedig gemacht, um dieses Konzert auf die Bühne zu bringen. "Wir nehmen das auf und sichten es. Dann suchen wir das aus, wo wir denken, das trifft den Ausdruck, das trifft auch die Stimmung, die wir wollen, und auch die Musikalität, die wir wollen. Denn es ist dann schon sehr stark auskomponiert", sagt Eva Pöpplein. "Eine dreiminütige Aufnahme von einem bestimmten Platz hört man nicht von A bis Z durch, sondern es ist collagiert, komponiert, musikalisiert. Wir hören Geräusche, Atmosphären oder Fieldrecordings auch immer sehr auf ihren musikalischen Gestus."
Wie bei dem Lied Malinconia. "Da hat es geregnet. Es war November und es war sehr kalt. Man hört das Tropfen und man hört auch einen Bordun-Ton aus der Stadt. Dazu gibt es einen Bordun-Ton von uns. Dann spielt mein Duo-Partner Janko Hanushevsky am präparierten E-Bass dazu. Das klingt wie der Regen in Venedig. Das wechselt sich dann ab und changiert vom einen ins andere."
Der typische Klang der Lagunenstadt: Glocken
Ein ganz entscheidender Klang aus der Lagunenstadt sind für Eva Pöpplein: "Die Glocken von Venedig. Die hört man wirklich ganz viel, und die klingen wunderschön. Die haben mich akustisch sehr stark begleitet, weil sie oft zu hören sind. Und Vaporettos, Boote im Allgemeinen,, die Gondeln, der Frachtverkehr. Die Boote sind auch sehr charismatisch - genau wie die Möwen." Kirchenglocken, Stimmengewirr und schlagende Paddel verbinden sich mit den Liedern zu einem lebendigen wie zeitlosen Venedig-Soundtrack.