"Globale Grooves" mit den CelloFellos: Ihre Arbeit bedeutet Spaß
Lange waren die beiden Cellisten Bryan Cheng und Leonard Disselhorst als Solo- und Kammermusiker vorwiegend in der Klassikwelt unterwegs. 2020 gründeten sie das Duo CelloFellos, um sich stärker anderen Genres zu öffnen.
In seinem aktuellen Programm "Global Grooves" verbindet das Duo CelloFellos Klassik mit Jazz, Tango und Folk. Rumänische Volkstänze finden darin ebenso Platz wie Swing, Pop und eigene Kompositionen. Musik auf zwei klassischen Streichinstrumenten, die manchmal richtig in die Beine geht: Das gibt es nicht oft. Bryan Cheng und Leonard Disselhorst schreiben alle Arrangements selbst und haben zuletzt beim Schleswig-Holstein Musik Festival das Publikum begeistert.
Ihr seid beide in verschiedenen Formationen unterwegs. Leonard, du bist Cellist im Vision String Quartet und Bryan, du spielst unter anderem mit deiner Schwester Silvie zusammen im Cheng Squared Duo. Sie ist Pianistin. Wie und warum habt ihr beiden euch als CelloFellos zusammengefunden?
Bryan Cheng: Es ist eine lustige Geschichte: Wir kennen uns seit ungefähr neun Jahren. Wir haben zusammen in Berlin an der UdK in derselben Cello-Klasse studiert. Damals haben wir kein Cello zusammen gespielt, sondern nur Sport gemacht, zum Beispiel Basketball, Tischtennis, Schwimmen, Radfahren und mittlerweile ein bisschen Spike Ball, was unser Lieblingssport geworden ist. Aber wir haben vier Jahre überhaupt kein Cello zusammen gespielt, sondern nur Spaß zusammen gehabt. Das ist eine sehr organische Art, jemanden kennenzulernen.
Leonard Disselhorst: Das Cello war immer nur ein Hobby - und ist es auch immer noch.
Cheng: Dann kamen wir in Corona-Zeiten zusammen.
Disselhorst: Das war dieses eine Jahr, wo sich plötzlich alle ein bisschen umorientieren mussten. Da gab es keine Konzerte und Live-Veranstaltungen. In dieser Zeit hatte man sehr viel Zeit, wo man sich überlegen musste, was fange ich damit an. Ich habe angefangen zu arrangieren, weil ich einen Csárdás gehört und er mir sehr gut gefallen hatte. Den habe ich für zwei Celli umgeschrieben und Bryan gezeigt. Er war sehr begeistert davon, so begeistert, dass er auch selbst angefangen hat zu arrangieren. Nach und nach sind immer mehr Songs dazugekommen, bis wir ein ganzes abendfüllendes Programm hatten.
Ich bin hellhörig geworden, als du gesagt hast: Basketball. Ich hätte jetzt gedacht, als Cellist muss man schon ein bisschen auf die Finger aufpassen. Aber ihr seid mutig genug?
Disselhorst: Mein Wunsch war es früher immer, Basketballer zu werden. Ich war auch mal im Verein, aber dann habe ich gemerkt, was ich dafür opfern müsste, wenn ich weiter Cello spielen möchte. Dann habe ich mich doch für das Cello entschieden.
Also Basketball und Cello vertragen sich offenbar - und ein bisschen Mut gehört wahrscheinlich dazu, dass man nicht zu viel Angst hat, sich zu verletzen. Aber ihr scheint sowieso keine Angst zu haben, auch was die Musik angeht. Ihr spielt einfach drauflos und arrangiert. Da macht ihr es euch nicht gerade leicht. Das ist sehr virtuos, was ihr zum Teil in den Arrangements macht, oder Bryan?
Cheng: Ja, wir müssen uns um viele Stimmen und Geräusche kümmern, um überhaupt als eine ganz Bigband, ein Orchester oder eine Tango-Band zu wirken. Es ist viel Arbeit, aber es fühlt sich nicht wie Arbeit an, weil es so viel Spaß macht. Diese Musik ist so leidenschaftlich und wir sind auch von wirklich jedem Stück begeistert. Das ist immer nur Spaß.
Disselhorst: Ich glaube, wir haben Glück, dass wir so eine gute klassische Ausbildung an der UdK genießen durften und beide eine ganz gute Technik entwickeln konnten, die man schon für diese sehr virtuosen Parts braucht. Aber mir persönlich war das auch schon früher ein Anliegen, nicht nur die klassische Musik zu spielen. Ich habe schon früh angefangen zu komponieren. Dann ist es natürlich schön, wenn man schon ein paar Skills hat, die man aus der Klassik gelernt hat und die man anwenden kann.
Habt ihr eine ähnliche Vorstellung, wie eure Celli klingen sollen oder was ihr auf dem Cello erreichen wollt? Oder kommt ihr von unterschiedlichen Ecken und ergänzt euch?
Cheng: Ich glaube, es ist eine gesunde Mischung aus beiden Ideen. Unsere Hauptimpulse sind ziemlich ähnlich. Aber von der Ausbildung sind wir ziemlich unterschiedlich. Aber das ist auch sehr interessant für die Zuhörer, wenn sie keine zwei gleichen Cellisten hören, sondern eine coole Mischung aus verschiedenen Klängen.
Das Gespräch führte Friederike Westerhaus.