Thomas Quasthoff über seine Klassik-Grammys: "Platze nicht vor Stolz"
Thomas Quasthoff hat in seiner Karriere drei Grammys gewonnen: 2000, 2004 und 2006 jeweils für das beste klassische Gesangssolo. "Das hatte damals schon eine irrsinnige Bedeutung - heute nicht mehr", verrät der Sänger im Interview.
Herr Quasthoff, welche Bedeutung haben diese Auszeichnungen für sie persönlich gehabt?
Thomas Quasthoff: Die hatten damals eine sehr große Bedeutung, weil es gerade als Konzertsänger nicht unbedingt üblich ist, dass man viele Grammys sammelt. Das hatte damals, als ich sie bekommen habe, schon eine irrsinnige Bedeutung, gar keine Frage. Heute nicht mehr.
Warum?
Quasthoff: Das war ein Abschnitt in meinem Leben, und jetzt mache ich meinen Jazz und Lesungen - dafür kriege ich mit Sicherheit keinen Grammy. Das war eine andere Zeit, aber das ist alles gut so.
Welche Bedeutung hatte der Grammy damals für Sie als Künstler der Klassikszene?
Quasthoff: Ein Grammy ist wie der Oscar, das ist schon heftig. Vor allen Dingen in Amerika wird das unglaublich zur Kenntnis genommen, viel mehr als in Europa.
Wie läuft denn so eine Verkündung in den klassischen Kategorien ab?
Quasthoff: Als ich den ersten Grammy gekriegt habe, war ich in Boston und bin die Treppe am Künstlereingang zum Boston Symphony Orchestra hochgelaufen und da sagte mir ein Arbeiter, ich hätte den Preis gewonnen. Das zweite Mal war ich in New York, als ich das erfahren habe. Da rief mich eine Freundin an, die in dem Orchester bei der Veranstaltung in Los Angeles mitspielte, und sagte: "Tommy, Du hast einen Grammy gewonnen!" Und beim dritten Mal weiß ich es gar nicht mehr. Aber sie stehen bei mir schön in der Vitrine. Wenn Besuch kommt, kann man sie auch mal zeigen. Aber ich platze nicht vor Stolz.
Ist es vielleicht dann ein neues Ziel, mal einen Grammy in der Kategorie Jazz zu gewinnen?
Quasthoff: Nee. Ich glaube, ich werde auch gar keine CD mehr machen. Warum? Es verkauft sich gar nicht.
Das Interview führte Julia Westlake.