Sommerliche Musiktage Hitzacker: Auf der Suche nach Antworten
Beethoven, Mozart und Schubert standen schon im Fokus der Sommerlichen Musiktage Hitzacker. Doch für die 79. Ausgabe des Kammermusikfestivals schlägt der künstlerische Leiter Oliver Wille neue Wege ein.
Auf die Idee brachte ihn seine Arbeit an der Hochschule, wo er junge Streichquartette immer dazu anhält, aktiv und kreativ in der eigenen Programmgestaltung zu sein. "Ich ermuntere sie, sich selbst die Frage zu beantworten: Wer sind wir? Was wollen wir den Leuten im Konzert erzählen? Jetzt in dem Moment, in dem wir uns mit der Welt und der Gesellschaft auseinandersetzen", erklärt Oliver Wille. Deswegen das Motto "Themen.Los!".
Keine Panik! Die Sommerlichen Musiktage (bis 4. August)werden sich auch in diesem Jahr zwischen Tradition und Neuerfindung bewegen. Zur sogenannten "Neuen Debütreihe" reisen aufstrebende Streichquartette an, darunter das AST Quartett aus Hannover, das italienische Indaco Quartett oder das Chaos Quartett, das vor zwei Jahren beim ARD Wettbewerb gewann.
Auseinandersetzung mit dem außergewöhnlichen Spielort
Außer in ihren Debüt-Programmen setzen die sieben jungen Ensembles auch Akzente innerhalb einer Installation: Sie bespielen den „Imagined Garden“ – den Fantasiegarten, bei dem es eben nicht nur um die Musik geht. Vor etwa zehn Jahren gründete das Festival das Forum Nachhaltigkeit. "Wir sind ja in einem Biosphärenreservat das im Wendland, wunderschön gelegen am Elbufer. Aber uns wird natürlich bewusst: Was passiert mit der Natur, was passiert mit der Nachhaltigkeit auch des Konzertlebens“ erklärt Wille.
Keine Vorträge also, sondern ein begehbarer Raum, mit Pflanzen und Klängen, gestaltet von der Künstlerin Grace Ellen Barkey und der Komponistin Tamara Miller. Eine Kooperation mit den Schwetzinger Festspielen.
Auch große Namen kommen nach Hitzacker: darunter der international berühmte Beethoven-Spezialist Paul Lewis – mit einem Schubert Programm. Ebenfalls eingeladen sind Veronika Eberle, Alexander Lonquich und – als alte Bekannte – das Fauré Quartett. Erstmals wird das legendäre Jerusalem Quartett in Hitzacker spielen, gemeinsam mit Sharon Kam. Auch sie setzen sich mit der aktuellen Lage auseinander. "Ich hatte mir von ihnen gewünscht, dass sie mit Sharon Kam das Brahmsquintett spielen. Darauf sind sie eingegangen und haben sich die beiden anderen Werke des Konzerts sich selbst ausgedacht“, erklärt Wille.
Quartette und die magische Zahl Vier
Viele Streichquartette in Hitzacker. Tatsächlich ist die Zahl Vier in diesem Jahr Trumpf. Man findet sie überall im Festivalprogramm – mit Quartetten, Trios plus 1 oder ungewöhnlichen Klavierduos und Paarungen, wie etwa die gefeierten Schwestern Danae und Kiveli Dörken oder Improvisation zwischen Klassik und Jazz, mit Markus Becker mit Lutz Krajenski.
Bleibt bei der Zahlensymbolik genug Raum für Bewegung? Durchaus, meint Oliver Wille. "Im Streichquartett sind wir zu viert, aber der Vierklang ermöglicht eine Dissonanz, weil der Dreiklang ja die Harmonie bedeutet und erst durch die vierte Stimme eine Dissonanz hinzukommt." In dem Moment werde es spannend, hoffentlich auch in den Festivalkonzerten.
Davon ist auszugehen, denn schon zur Eröffnung werden das KUSS Quartett und die Schauspielerin Anna Thalbach mit einer Neuinterpretation von Schönbergs Verklärter Nacht überraschen