Cover des Albums "Re:Imagined" mit Songs von Wolf Biermann © Clouds Hill (Warner)
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AUDIO: Cover-Album: "Wolf Biermann Re:Imagined" (4 Min)

"Re:Imagined": Junge Künstler interpretieren Wolf Biermann neu

Stand: 14.11.2024 00:01 Uhr

Am 15. November wird der gebürtige Hamburger 88 Jahre alt. Am gleichen Tag erscheint auch das Coveralbum "Wolf Biermann Re:Imagined - Lieder für jetzt!". 22 Musikerinnen und Musiker einer jüngeren Generation interpretieren Biermanns Songs neu.

von Juliane Reil

In Anlehnung an Brechts Wortschöpfung "Stückeschreiber" hat Wolf Biermann einst das Wort "Liedermacher" kreiert. Und wurde einer der wichtigsten in Deutschland: Wolf Biermann erlebt deutsch-deutsche Geschichte und kommentiert sie wie kein anderer in seinen Liedern. "Die Liedermacher machen nicht Geschichte, sondern die Geschichte macht sich Liedermacher", sagt er. "Die wachsen in lebendigen Zeiten, wo viel los ist. Wo viel Blut fließt oder wo viel geweint oder gelacht wird", so Biermann.

Wolf Biermann muss es wissen. Er lebte in zwei Diktaturen. In Nazi-Deutschland wuchs der Sohn eines jüdischen Vaters und kommunistischen Arbeiters auf. Im Alter von 17 Jahren siedelte er aus freien Stücken in die DDR über. 1976 bürgerte ihn das SED-Regime jedoch aus. Biermann war zu laut, zu widerborstig, zu unbequem. Gedichte und Songs wie "Ermutigung" - eines seiner bekanntesten Stücke - entstanden damals. Eine jüngere Musikergeneration entdeckt Stücke wie dieses jetzt und interpretiert sie neu.

Anstoß zum Album von Biermanns Frau Pamela

Biermanns Frau Pamela hatte das Coveralbum "Wolf Biermann Re:Imagined - Lieder für jetzt" angestoßen. Zusammen mit dem Produzent Johann Scheerer wurde es umgesetzt. Deutsche Newcomer wie Betterov covern Biermann, aber auch etablierte Musikgrößen wie Wolfgang Niedecken. Die Pop- und Chansonsängerin Annett Louisan interpretiert seine Stücke genauso wie die Hamburger Rapperin Haiyti. Musikalisch ist das abwechslungsreich. Die Produktion ist modern.

Biermanns Texte für Interpreten zuweilen schwer zu erfassen

Kleine und große Dramen erzählt Biermann in seinen Liedern, zu denen er sich meistens nur auf der Gitarre begleitet. Die Neu-Interpretationen funktionieren dann am besten, wenn der Text wie im Original im Zentrum steht und das Arrangement zurückhaltend ist. Wie hier bei Haiyti, die "Am Alex an der Weltzeituhr" mit einem gedämpften Beat und wenigen Effekten unterlegt. Allerdings stellt sich teilweise der Eindruck ein, dass die Interpreten die Bedeutung der Texte nicht wirklich erfassen. Das ist auch nicht leicht: Denn Biermann singt immer aus einer persönlichen Erfahrung.

"Ich habe ja alles, worüber ich singe, nicht beobachtet wie einer, der in der Loge sitzt und auf der Bühne findet die Weltgeschichte statt, sondern ich habe selber gelebt in diesen Verhältnissen und habe mich mit den Liedern und Gedichten gewehrt gegen die Unterdrückung in der DDR. Und ich musste, als ich dann in den Westen geworfen wurde - also in die Freiheit - erstmal lernen, was Freiheit in einer Gesellschaft bedeutet."

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"Wolf Biermann Re:Imagined - Lieder für jetzt!" ist eine Verbeugung vor dem Liedermacher Wolf Biermann. Und es ist eine Geschichtsstunde in deutsch-deutscher Geschichte, die sich im Ausdruck manchmal besser, manchmal schlechter vermittelt. Wer die Lieder zum ersten Mal hört, wird aber vielleicht neugierig auf das Original und einen kompromisslosen Geist entdecken, der sich das Denken und Reden nie verbieten ließ. "Ich habe das wenige, was ich begriffen habe, immer laut und deutlich gesagt. Das ist sozusagen meine Berufskrankheit", erklärt Biermann.

Bereits am Mittwochabend findet zu Ehren Biermanns ein Konzertabend im Hamburger Thalia Theater statt, bei dem zahlreiche Interpretinnen und Interpreten des Coveralbums wie Jan Plewka, Bonaparte oder Katharina Frank auftreten. Nach anfänglicher Skepsis ist der Liedermacher inzwischen überzeugt von dem Projekt: "Es ist keine Beraubung für mich, sondern eine Bereicherung."

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Genre:
Pop
Label:
Clouds Hill
Veröffentlichungsdatum:
15. November 2024
Preis:
17,99 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Nachmittag | 14.11.2024 | 14:20 Uhr

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