"Orchester des Wandels": Klassik klimafreundlicher machen
Erfolgreiche Musiker*innen müssen viel reisen und spielen Instrumente, die aus Holz gefertigt sind. Um Klassik klimafreundlicher zu machen, gründeten Mitglieder verschiedener Berufsorchester 2020 den Verein "Orchester des Wandels".
In diesem Jahr waren die "Orchester des Wandels" in der Kategorie "Kulturwirtschaft" für den "Deutschen Nachhaltigkeitspreis" nominiert und kamen bis ins Finale. "Der Schutz des Klimas ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und wir als Orchester wollen da unseren Beitrag leisten und wollen dem Klimawandel mit unseren Möglichkeiten etwas entgegensetzen", sagt Ulrich Haider, stellvertretender Solo-Hornist bei den Münchner Philharmonikern und Sprecher der "Orchester des Wandels".
CO2-Ausstoß minimieren, Bühnenbilder tauschen
Der Verein ist zu einer wichtigen Plattform für den Austausch geworden - zum Beispiel darüber, wie der eigene CO2-Ausstoß minimiert werden kann. "Natürlich ist bei den Reiseorchestern die Logistik ein Thema. Da versuchen wir zum Beispiel, den Cargo-Transport zu verringern. In der Regel werden die Instrumente in Kisten gelagert. Wir versuchen, das Volumen und das Gewicht zu reduzieren. Wir versuchen aber natürlich auch, die Strecken, die mit dem Zug zu reisen sind, auf alle Fälle mit dem Zug zu machen", erklärt der Musiker.
Und bei den Opernorchestern gehe es auch um ressourcenschonende Bühnenausstattung: "Der Austausch von Bühnenbildern, um Material zu sparen, ist mittlerweile gängige Praxis" - auch hier helfe der Verein, bei dem mittlerweile 40 Berufsorchester organisiert sind.
Mit Konzerten für den Klimawandel sensibilisieren
Mit der Helmholtz-Klima-Initiative vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven hat der Verein renommierte Partner aus der Wissenschaft. Mit besonderen Konzertformaten möchten die "Orchester des Wandels" Menschen für das Thema Klimawandel über die Musik zu sensibilisieren: "Wir haben ja den Vorteil, dass Musik Menschen über Emotionen berührt, und der Klimawandel ist ein sehr emotionales Thema. Wir wollen aber die Emotionen positiv behaften. Wir wollen den Menschen Energie geben, etwas für den Klimaschutz zu tun und für die Natur, und die Natur in ihrer Schönheit zu bewahren."
Dann kommt es auf der Bühne zu Begegnungen von Kunst und Wissenschaft. Wenn zum Beispiel die renommierte Meeresforscherin Antje Boetius im Konzert darüber spricht, wie es gelungen ist, die stark gefährdete Walpopulation zu schützen. Außerdem engagagieren sich die "Orchester des Wandels" in sozialen Projekten - eines davon liegt in Madagaskar. Im Masoala-Nationalpark unterstützt der Verein die Bevölkerung bei einem Wiederaufforstungsprojekt.
"Die erhalten Bildungsprogramme. Die sollen ihren neuen Lebensraum Regenwald, der eigentlich ihr alter ist, zurückgewinnen und auch einen wirtschaftlichen Nutzen daraus haben. Das ist uns ganz wichtig - dass wir nicht nur Bäume pflanzen, sondern dass das ein Gesamtprojekt ist, denn Nachhaltigkeit funktioniert nur, wenn die Projekte Soziales, Wirtschaftlich und der Umweltschutz im Einklang sind", sagt Haider.
Nachhaltigkeit als Ansporn
Im neuesten Projekt in Brasilien geht es um Fernambukholz: "Das ist das Holz, aus dem die Streicherbögen gemacht sind. Das ist eine extrem bedrohte Holzart. Die wollen wir schützen, damit wir die Zukunft der Kultur auch schützen. Wenn es dieses Holz nicht mehr gibt, wird es schwierig, dass wir Musik noch in der Qualität anbieten können, wie es bisher der Fall ist."
Immer mehr seiner Kolleginnen und Kollegen wollen sich für Nachhaltigkeit einsetzen, beobachtet Haider: "Wir müssen vielleicht noch in der Außenwirkung mehr Ansporn daransetzen, dass wir die Gesellschaft ermutigen. Denn bisher wird wenig das Potenzial gesehen, sondern mehr auf den Verzicht geachtet, den ich persönlich zum Beispiel überhaupt nicht sehe - aber das ist ja auch etwas, wo wir Orchester mit unserer Außenwirkung vielleicht viel dazu beitragen können."