Harry Belafonte ist tot: Ein Kämpfer für Gerechtigkeit
Der US-amerikanische Sänger Harry Belafonte ist im Alter von 96 Jahren in New York gestorben. Belafonte wuchs in Armut auf, startete seine Karriere im Amerika der Rassentrennung, engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung und blieb Zeit seines Lebens ein Kämpfer für Gerechtigkeit.
Der Sänger, Songwriter und Schauspieler wurde in den 1950er-Jahren mit seinem langgezogenen "Day O" in seinem Hit "Banana Boat Song" berühmt. Die Gesänge der Arbeiter inspirierten ihn zu Songs, wie dem "Banana Boat Song". "Die Arbeiter haben nachts angefangen, denn da war es kühl. Wenn die ersten Sonnenstrahlen kamen, war ihre Schicht zu Ende - es gab immer jemanden, der dann gesungen hat", erinnerte sich Belafonte 2012 im Interview mit dem NDR.
Vom Putzmann zum Weltstar
Harry Belafonte wird am 1. März 1927 in New York geboren. Seine Eltern sind illegale Einwanderer - immer auf der Flucht vor den Behörden. Der Vater schlägt ihn, die Mutter verlässt ihn mehrere Jahre. Ständig wird er hin und her geschickt - zwischen New York und Jamaika. "Ich wurde in Armut reingeboren. Ich habe gesehen, wie schlecht es den Menschen ging", sagt Belafonte.
Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, holt ihn seine Mutter nach New York zurück. Dort beendet Belafonte die High School nicht - stattdessen geht er zur US Navy, wo er fast zwei Jahre lang als Munitionsladearbeiter dient. Zurück in New York arbeitet er unter anderem in Schneidereien und im Reinigungsdienst. Er besucht eine Schauspielschule, kommt durch Zufall zum Singen.
Karrierestart im Amerika der Rassentrennung
Belafontes Karriere startet im Amerika der Rassentrennung. Belafonte darf zwar für Weiße in Hotels singen, aber nur durch die Hintertür eintreten. Kaum von der Bühne runter, ist er wieder nur ein Schwarzer und wird sogar massiv bedroht, als er versehentlich eine Toillete für Weiße aufsucht. "Ich war auf dem Highway, ich machte eine Pause und ging zur Toilette", erinnerte sich Belafonte 2012. "Da hörte ich eine Stimme hinter mir, die mir sagte, dass ich ein toter Nigger sein werde, wenn ich da reinuriniere. Es war ein Polizist."
Engagement in der Bürgerrechtsbewegung und bei Unicef
Während der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den frühen 1960er-Jahren engagiert er sich an der Seite seines Freundes Martin Luther King Jr. gegen Rassismus. Auch als die Rassentrennung aufgehoben wird, kämpft Belafonte weiter. Er sagt, er sei in einem dauernden Zustand der Rebellion, angetrieben von Ärger. Die Intitiative "We are the World - ein Lied für Afrika" in den 1980er-Jahren war seine Idee. Mit Nelson Mandela engagiert er sich gegen die Apartheid in Südafrika und als Unicef-Botschafter für Kinder auf Haiti und im Sudan.
Vermögen in wohltätige Zwecke investiert
Harry Belafonte konnte weder Notenlesen noch ein Instrument spielen. Dennoch verkaufte er mehr als 100 Millionen Alben mit Songs wie "Island in the Sun", "Matilda" und "Jump in the Line" verkaufte Belafonte. Er wurde auch "Calypso-King" genannt. Belafonte gehört zu den wenigen Menschen, die alle großen Entertainment-Preise der USA - Emmy, Grammy, Oscar und Tony - gewonnen haben, ist also ein sogenannter "EGOT". Noch im November wurde er in die Ruhmeshalle des Rock & Roll aufgenommen. Einen großen Teil seines Vermögens spendete Belafonte für wohltätige Zwecke.
Trauer um Belafonte in Hollywood und Politik
"Möge Gott meinen lieben Freund in Frieden ruhen lassen. Links und rechts verlieren wir unsere Größten. Wir müssen die Älteren feiern, solange sie bei uns sind", ließ Hollywood-Regisseur Spike Lee verlauten, mit dem Belafonte 2018 seinen letzten Film "BlacKkKlansman" gedreht hatte. Auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama zeigte sich bewegt vom Tod Belafontes: "Harry Belafonte war eine Legende, die Barrieren einriss und die ihre Position nutzte, um andere aufzurichten. Er lebte ein gutes Leben - Belafonte veränderte die Kunst, während er sich gleichzeitig für Bürgerrechte engagierte. Und all das tat er mit seinem typischen Lächeln und Stil", schrieb Obama.
Harry Belafonte 115th Street Library
In seinem Film "Island in the Sun" von 1954 war er eine Figur mit einer Beziehung zu einer weißen Frau - ein Auslöser für Drohungen, Theater niederzubrennen. In "Odds Against Tomorrow" von 1959 spielte er einen Bankräuber an der Seite eines rassistischen Partners. Belafonte gewann einen Ehrenoscar und zahlreiche andere Preise. Zu seinem 90. Geburtstag benannte seine Heimatstadt New York sogar eine Bibliothek in Harlem nach ihm, die "Harry Belafonte 115th Street Library".
Harry Belafonte starb laut seines Sprechers Ken Sunshine in seinem New Yorker Zuhause an Herzversagen mit seiner Frau Pamela an seiner Seite. Er hinterlässt neben seiner Frau vier Kinder, zwei Stiefkinder und acht Enkel.