Ein klanglicher Streifzug durch das Musikland MV
Der Kunstkaten bei NDR 1 Radio MV war im Land unterwegs und hat Musik mitgebracht - mit dabei Jazz, Pop, Indie-Pop und Prog-Rock aus Rostock, Schwerin, Kühlungsborn und Neubrandenburg.
Wenn es einen Beweis braucht, dass die Musiklandschaft in Mecklenburg-Vorpommern vielseitig ist, dann tritt der aktuelle Kunstkaten bei NDR 1 Radio MV ihn exklusiv an. Die Sendung war im ganzen Land unterwegs, hat in Proberäume und Studios geblickt und ist dabei auf klug produzierten Pop mit feinen Texten der jungen Sängerin "Jördis" aus Rostock getroffen, hat das zu großen Teilen in Schwerin geschriebene Album der schwedischen Band "Easy" und die neue Platte der Neubrandenburger Prog-Rock-Band "Dawnation" entdeckt, konnte das Duo "Me and the lion" aus Kühlungsborn kennenlernen und dem Jazz-Trio "Triotop" bei einer Session in Schwerin lauschen. Sie alle prägen aktuell den Sound unseres Landes.
"Jördis" - Pop-Happen aus Rostock
Noch ganz am Anfang ihrer musikalischen Laufbahn steht "Jördis". Sie arbeitet gerade in einem kleinen Studio in Rostock mit dem angesagten Producer Dorian Fellmann. Mit ihm professionell Musik zu machen, das sei besser als in ihrer Vorstellung, erzählt die junge Künstlerin. Zwei Songs gibt es momentan online von ihr zu hören. "Fantasie" ist einer davon. Er handelt von Freundschaft und Liebe, dem Mehrwollen und Zuwenigsein einer Beziehung. "Jördis" probiert sich gerade aus, wie sie selbst sagt. Mit wenigen Songs, statt gleich einem ganzen Album. Im Augenblick ist es auch noch eine Suche nach ihrem Genre. Selbst mit Punk, Rock und Metal aufgewachsen, ist "Jördis" vielfältig unterwegs. Doch sie sieht sich "gut singbar" im Pop. Man muss sich mit der Musik identifizieren können, sich in ihr aufgehoben fühlen. Das ist der 23-Jährigen wichtig. Wenn es mit der Aufnahmeprüfung klappt, soll es für sie schon bald an die Musikhochschule gehen. Doch vorher kommt noch eine neue Single: "Verloren" erscheint am 9. Juni.
"Easy" - besser von Mal zu Mal
In Schweden ist er ein bekanntes Gesicht: Johan Holmlund - Sänger und Texter der Indie-Rock-Band "Easy". Seine neueren Songs aber stammen aus Schwerin. So auch viele des frisch erschienenen Albums "A Signal in the Clouds". 1990 war "Easy" die erste Indie-Band Schwedens - mit sägenden Gitarrensounds. Der ist über die Zeit weicher geworden. Das neue Album ist geprägt von Johan Holmlunds Sprache und seiner Lyrik. Der Wahl-Schweriner mag inzwischen die Romantik. Das hört man besonders im Stück "Perhaps the Stars". Hier ist "Easy" ein Refrain gelungen, der sich festbeißt im Ohr. Acht Songs sind es insgesamt auf dem Album. Nach gut einer halben Stunde ist der Ausflug in die Klangwelt einer erwachsen gewordenen Indie-Band auch schon vorbei. Wer "Arcade Fire" mag und die Alben von "The Cure" aus den späten 1980ern, wird seine Freude an diesem Album haben. Wer aber beim ersten Hören mit den Keyboardflächen und den immer präsenten Sologitarren fremdelt, der sollte die Platte noch einmal auflegen. Wie gute Lyrik werden die Songs besser - von Mal zu Mal.
"Me and the Lion" - sanfte Brücken aus Kühlungsborn
Seit drei Jahren machen Anika Bollmann und Leo Sieg als "Me and the Lion" in Kühlungsborn zusammen Musik. Angefangen hat alles mit gecoverten Songs, dann haben die beiden mehr ausprobiert, mit Gastmusikern gearbeitet und eigene Songs produziert. Daraus ist ihr Herzensprojekt geworden. Und das nimmt ein wichtiges Thema in den Fokus: mentale Gesundheit. Anika hat selbst unter einer posttraumatischen Belastungsstörung gelitten und brauchte eine Therapie. Das Bewusstsein dafür, dass niemand alleine gegen psychische Krankheiten kämpfen muss, möchte sie weitergeben über die Musik als eine sanfte Brücke. Alle vier bis sechs Wochen soll eine Single des Duos veröffentlicht werden. Mit "Let the Rain come" ist die erste gerade erschienen.
"Triotop" - Freiraum und Festival
Die drei Nachwuchsmusiker von "Triotop" haben spätestens beim Studium ihre gemeinsame Musik gefunden - den Jazz. Die Studenten der Musikhochschulen in Rostock und Hamburg spielen seit drei Jahren zusammen. Jazz ist für sie wichtiger Teil ihrer Persönlichkeit, eine Einstellung und auch eine Art Spielplatz. Für ihre ersten professionellen Studioaufnahmen sind sie nach Schwerin gekommen. Sie suchen und brauchen Freiraum für Improvisationen. Und den finden Tony Enders am Schlagzeug, Mathis Marks am Bass und Jacob Eckert am Flügel hier. Die besten Kompositionen der Studiosession werden auf ihrer Platte zu hören sein. Ein frischer Jazz-Sound, modern produziert, soll es werden - mit Natur und auch ein bisschen Mythologie. Neben der Veröffentlichung ihrer Platte im Sommer stehen auch Konzerte in ihrer Heimatstadt Rostock auf dem Plan - und das See More Jazz-Festival im August.
"Dawnation" - anziehende Tradition von heute
Es gibt auch von der Neubrandenburger Band "Dawnation" etwas Neues. Die fünf Musiker haben in guter Prog-Rock-Tradition eine Platte rausgebracht. "Well for the Past" heißt sie und ist trotz aller Tradition dann doch ganz von heute. Starke Gitarrenbände kombiniert mit weiten Keyboardflächen, das Ganze durchzogen von kraftvollem Gesang - die Dynamik der Platte zieht an. "Dawnation" spielt mit den kleinen und großen Gesten des Genres, geht neue Verbindungen mit Elementen des Jazz und des Pop ein. Alle neun Songs - handwerklich und emotional präzise eingespielt - tragen die Lust am musikalischen Experiment in sich und verbinden sich zu einem großen Ganzen. Damit ist der Band eine tolle Mischung gelungen, technisch perfekt umgesetzt und in bester Albumlänge - 45 Minuten. "Well for the Past" erscheint in diesen Tagen auch auf Vinyl.
Der Kunstkaten geht bald wieder auf klanglichen Streifzug durch Mecklenburg-Vorpommern, die nächste Ausgabe mit Musik aus unserem Land gibt es dann im Spätsommer.