Arne Pünter von der Initiative "Rampe" © Andrea Seifert Foto: Andrea Seifert

Drei Jahre Rampe Hannover: Ein "Forschungslabor" für die Jazzszene

Stand: 21.10.2023 12:52 Uhr

Mitten in der Corona-Pandemie startete Arne Pünter zusammen mit anderen Engagierten die Rampe, ein Pilotprojekt für selbstständige Musikerinnen und Musiker, um die Szene zu stärken und zu unterstützen.

von Anina Laura Pommerenke

Wie lässt sich eine nachhaltige Infrastruktur für solo-selbstständige Musikerinnen und Musiker aufbauen, um hochwertige Jazz-Konzertproduktionen in Hannover und Niedersachsen zu fördern? Eine Frage, die Arne Pünter, Geschäftsführer der Jazz Musiker*innen Initiative Hannover (JMI), schon eine ganze Weile umtreibt.

Gemeinsam mit anderen Engagierten von der Initiative Kreative Musik Hannover e.V. hat er deshalb vor drei Jahren die Rampe eröffnet: Einen Co-Working-Space auf 250 Quadratmetern in Hannovers Norden, der laut Pünter Pilotprojekt-Charakter hat. Eine Graswurzel-Bewegung aus der Szene heraus, zunächst ohne jegliche finanzielle Unterstützung.

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Denn die Rampe versteht sich als Forschungslabor. Hier können Musikerinnen und Musiker zusammenkommen, sich einbringen, gestalten, kreativ sein. Gemeinsam soll ein zentraler Knotenpunkt, ein Netzwerk für die freie, professionelle Musikszene aufgebaut werden. Einbringen kann sich grundsätzlich jeder und jede, wie genau die Rampe mit Leben gefüllt wird, ist der Kreativität und dem Einsatz aller Beteiligten überlassen.

Infrastruktur steht bereit

Zunächst einmal werde freischaffenden Musikerinnen und Musikern dort eine Infrastruktur zur Verfügung gestellt, erläutert Pünter das Konzept. Tagsüber als Co-Working-Space, abends als Konzert- und Veranstaltungsraum. Neben der reinen Räumlichkeit stehen etwa ein Flügel, eine Bühne, Notenständer, Küche und Backstage zur Verfügung. Eben alles was man so braucht, um eine Veranstaltung durchzuführen.

Dank Fördermitgliedschaften und einer institutionellen Förderung kann der Raum auch für Projekte mit einem kleinen Budget zur Verfügung gestellt werden. Und gerade junge Musikerinnen und Musiker würden dabei nicht allein gelassen, sondern können auch auf praktische Hilfe zurückgreifen, so Pünter.

Da geht es um ganz konkrete Fragen wie etwa: Wie meldet man die GEMA anmeldet? Wie funktioniert das mit der Künstlersozialkasse? Was ist bei der Steuererklärung zu beachten? Gleichzeitig gibt es ein Netzwerk von Ehrenamtlichen, die beispielsweise am Veranstaltungsabend selbst helfen können. 

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Pünter findet, dass das Projekt in den ersten drei Jahren gut angelaufen ist: "Jetzt wollen wir den nächsten Schritt gehen und arbeiten an einem tragfähigen Geschäftsmodell im Sinne einer Non-Profit-Organisation." Für ihn ist die Förderung der Infrastruktur das A und O, um die von der Corona-Pandemie angeschlagenen Szene wieder auf die Beine zu bringen. Für ihn bedarf es dabei sowohl öffentlicher Förderung als auch der Unterstützung aus dem privaten Sektor.

Veranstaltungsraum stößt auf viel Interesse

Dass Spielstätten in Hannover gebraucht werden, zeig die große Nachfrage, in der Rampe Konzertproduktionen durchzuführen. Tagsüber werde sie zudem als Arbeitsort für Initiativen und Vereine der freien Szene genutzt. Freie Ensembles von Big Band bis Orchester proben regelmäßig dort. Musikerinnen und Musiker sowie Musikkulturschaffenden nutzen den Raum für Büroarbeit – gerade an diesem Punkt sei aber noch Luft nach oben: "Wir arbeiten weiter daran, den Raum zu öffnen. Hier wäre es zum Beispiel hilfreich, wenn eine Person aus dem Rampe-Team regelmäßig als Ansprechpartner vor Ort und zu festen Geschäftszeiten zur Verfügung stehen würde."

Das Netzwerk der "Möglichmacher" wächst

Besonders positiv bewertet Pünter nach drei Jahren den Aufbau einer Community: "Das ist viel kleinteilige Arbeit. Das geht nicht von einen auf den anderen Tag." Mittlerweile sei ein Kernteam von acht Personen in der Rampe aktiv. Darüber hinaus gibt es etwa zehn weitere Personen, die sich regelmäßig einbringen und anfallende Aufgaben übernehmen.

Hinzu komme ein weiteres enges Netzwerk von "Möglichmachern" und Unterstützern samt Handwerkern, Juristen, Architekten, das etwa vierzig Personen umfasse. Auf eine tägliche Nutzung würden um die zwanzig Personen zurückgreifen. Pünter schätzt, dass darüber hinaus um die 150 Personen zur erweiterten Community gehören, wenn man auch das Durchführen von Konzerten mitzähle. 

Arbeit ist noch größtenteils ehrenamtlich

Da stoße man langsam personell an die Grenzen, räumt Pünter ein, schließlich müsse jede Mietanfrage auch bearbeitet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt passiere das alles noch zum Großteil ehrenamtlich. Außerdem sei die große Schwierigkeit, zu kommunizieren, was genau in der Rampe passieren soll: „Jeder kommt klar mit Begriffen wie Spielstätte, Co-Working-Space, Proberaum. Dabei wollen wir eigentlich, dass Menschen hierherkommen, die diesen Ort nutzen wollen, und etwas dafür tun möchten, damit er existieren kann.“

Die Rampe will die Infrastruktur ausbauen und etablieren

Der Begriff Infrastruktur der freien Szene sei eben noch nicht geprägt. Ohne diese könne Kultur aber nicht breit gefördert werden, so seine feste Überzeugung. Freischaffende Künstlerinnen und Künstler würde man eben nicht am besten fördern, indem man ihnen eine Festanstellung verschafft.

Pünter hofft nun darauf, dass die Rampe in den kommenden Jahren das Netzwerk und die Formen der Nutzung erweitern kann. Auf dem Weg dahin hätte er gegen mehr staatliche Unterstützung sicher nichts einzuwenden. Jetzt wo die Szene diesen Raum bereits aufgebaut und in der Stadt verankert hat, wäre dies auch eine Form der Anerkennung und Wertschätzung.

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