Von Butt bis Beeren: Kulinarisches im Werk von Grass in Lübeck
Die Sonderausstellung "Grass kocht" im Günter-Grass-Haus Lübecks zeigt bis September Kulinarisches im Werk von Grass mit 60 Exponaten und der Möglichkeit zum Ausprobieren. Ein Bericht von der Eröffnung.
Mit dabei waren Helene Grass, Tochter des Nobelpreisträgers und Starkoch Johann Lafer - der live einen Steinbutt zubereitet hat. Was Lafer mit Günter Grass zu tun hat und wie Günter Grass wieder lebendig wurde: ein Besuch bei der Eröffnung.
Johann Lafer: "Grass hat Kulturgeschichte des Menschen zusammengefasst"
Zeichnungen mit Fischköpfen, bunte Bilder mit Obst, Pilzen oder Beeren und immer wieder taucht der Butt auf - eine bunte Ausstellung mit vielen Dingen zum Ausprobieren und Rezepten zum Nachkochen - das alles finden Gäste in der Ausstellung wieder. Für Starkoch Johann Lafer war der norddeutsche Nobelpreisträger ein genialer Mann: "Ich schätze an ihm sehr Vieles. Er hat die Kulturgeschichte des Menschen so zusammengefasst, dass er aber alles noch mit Sagen, Mythen und Geschichten verbunden hat. Dass ein Steinbutt als Symbol genommen wird - als Menschheit der Geschichte, das ist grenzgenial, da muss man erst mal draufkommen."
Der Roman "Der Butt" hat viele Anleitungen zum Kochen, findet Lafer. Deshalb liegt es für ihn nahe bei der Eröffnung selbst zu kochen, und zwar einen Butt. Für den Starkoch ist der Roman aber noch viel mehr als nur das Kochen: "Das Buch ist ein Synonym für eine Vision. Der Mann hatte klare Vorstellungen und Gedanken, hat sie aber so umschrieben, dass man gedacht hat, 'da ist ein Bekloppter, der versucht was Sinnvolles zu sagen'. Ich glaube, es ist eher umgekehrt, er hat was Sinnvolles gesagt und war positiv verrückt."
Zusammenhang von Krieg, Nahrung und Hunger
Helene Grass, Tochter von Günter Grass, liest während der Ausstellungseröffnung immer wieder aus Werken ihres Vaters. Es geht um das Kochen, aber auch um die Hungersnot, erklärt Museumsleiter Jörg-Philipp Thomsa und die werde in seinen Werken schon damals deutlich: "Eines seiner Lieblingszitate von Willy Brandt war 'Auch Hunger ist Krieg' - das hat Günter Grass sehr oft zitiert, und auch in ein Gedicht integriert. Für ihn hatte das Kochen auch immer eine politische Dimension." Man müssten, wenn man über das Kochen spreche, immer auch den Hunger in der Welt mitbeleuchten, so Thomsa. "So, wie wir unsere Nahrung in Deutschland, in Europa und im Westen produzieren, hat das Auswirkungen auf die sogenannte dritte Welt, auf den globalen Süden, und zwar fatale. Diesen Zusammenhang hat Grass immer wieder versucht, in Reden zu beleuchten."
In der Sonderausstellung gibt es viel zu entdecken. Die Begeisterung für das Kulinarische und seine Zubereitung waren für Günter Grass sein ganzes Leben lang ein Thema. Zu lesen und zu sehen ist das alles in 60 Exponaten der Sonderausstellung: in Romanen, Gedichten, Zeichnungen und Skulpturen, und natürlich im Roman "Der Butt". Günter Grass hat in seiner Nobelpreisrede darüber gesprochen: Er sagte: "In dem es um die primäre Grundlage menschlicher Existenz, um die Ernährung, also um Mangel und Überfluss, um große Fresser und ungezählte Hungerleider, um des Gaumensfreude und um die Brotrinden vom Tisch der Reichen geht."
Grass war ein leidenschaftlicher Koch und hat gerne Gäste zu Kutteln und Innereien eingeladen - auch Museumsleiter Jörg-Philipp Thomsa. "Dann gab es Fleisch, dass ich dann nicht ganz identifizieren konnte und auch liegengelassen habe. Das war auch nicht viel und war in einer Suppe, die schmeckte gut, aber so richtig, muss ich gestehen, war es nicht ganz mein Geschmack. Ich habe von vielen Gästen gehört, dass es nicht unbedingt das größte Vergnügen war, bei Günter Grass zu essen."
In Anlehnung an den Roman "Der Butt" sind in der Ausstellung auch Fotos von acht Lübecker Köchinnen zu sehen, die die Köchinnen aus Grass' Buch zeigen sollen. Mit der Fotoaktion schlägt die Schau eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart: Alles in allem ist es ein kulinarischer Museumsbesuch.
Von Butt bis Beeren: Kulinarisches im Werk von Grass in Lübeck
Das Lübecker Günter-Grass-Haus präsentiert bis September eine Sonderausstellung zu Essen in Grass' Werk. Zur Eröffnung kamen Helene Grass und ein Starkoch.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Günter-Grass-Haus
Glockengießerstraße 21
23552 Lübeck - Telefon:
- (0451) 1224230
- E-Mail:
- museen@luebeck.de
- Preis:
- 4 Euro / 2 Euro ermäßigt
- Öffnungszeiten:
- 1. Januar - 31. März
Dienstag - Sonntag: 11-17 Uhr
1. April - 31. Dezember
Montag - Sonntag: 10-17 Uhr