Ausstellung "Die Kunst der Reparatur": Flicken, Stopfen, Kleben
Spuren des gelebten Lebens: Die Schau "Respekt! Die Kunst der Reparatur" im Pinneberg Museum zeigt die Schönheit, die in reparierten Dingen liegt. Zu sehen sind Textilien aus Norddeutschland, aber auch Objekte wie japanische Kintsugi-Keramik.
Jetzt hängen sie mitten im Raum an einer Metallstange, so dass man sie von beiden Seiten betrachten kann, als wären sie etwas sehr Edles: Mustertücher, nach denen Mädchen und junge Frauen gelernt haben, wie sie Löcher zu stopfen haben. Sie lagerten seit Jahrzehnten im Museums-Magazin und wurden jetzt von Angelika Riley herausgeholt.
Traditionelle Mustertücher aus der Region
Riley war früher Leiterin der Textil- und Modeabteilung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Sie arbeitet ehrenamtlich im Pinneberg Museum und hat den gesamten Textilbestand der Sammlung digitalisiert. Riley ist fasziniert von den traditionellen Mustertüchern, die ihr dabei stapelweise in die Hände gefallen sind. Es sind Erbstücke von Frauen aus der Region. "Die mussten das lernen, zum praktischen Gebrauch", erklärt die Museumsmitarbeiterin. "Die Tücher wurden von den Töchtern und Enkelinnen, manchmal auch von den Söhnen, in die Museen getragen, weil man sie erhalten haben möchte."
Noch bis ins vergangene Jahrhundert lernten nahezu alle Mädchen und jungen Frauen das Stopfen und textile Flicken von Strümpfen, Hosen oder Wäsche. An den Mustertüchern sieht man die Stiche, weil sie für Lernzwecke aus rotem Garn gemacht sind. Aber die echte Reparatur musste unsichtbar sein. Feine weiße Damenstrümpfe in der Ausstellung zeugen davon - sie sind 1875 von der Siebtklässlerin Jutta Kausch nahezu perfekt geflickt worden.
Kintsugi: Bruchstellen mit Goldlack sichtbar gemacht
Ein ganz anderes Verhältnis zur Reparatur sieht man an japanischen Keramikschalen im Nebenraum. Sie wurden nach der Kunst des Kintsugi repariert. Dabei werden die Bruchstellen mit Goldlack sichtbar gemacht. Neben der Vitrine mit den Schalen hängt ein Wandbehang aus Indigoblau gefärbtem Stoff. Auch hier sind die geflickten Löcher sichtbar, bestickt mit weißem Garn nach der sogenannten Boro- und Sashiko-Technik. "In der japanischen Tradition, die wir hier ausstellen, wird die Reparatur betont und wird zum Teil der Ästhetik des Objektes", so Riley.
Das sichtbare Reparieren ist längst auch in Europa zum Trend geworden. Mit der Ausstellung wollen die Kuratorinnen das ganze Spektrum zeigen. "Die Idee hinter der Ausstellung ist, dass wir uns mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen - aber nicht im Sinne von Recycling und Upcycling, sondern im Sinne des Erhaltens", erläutert Caroline Schröder, die Leiterin der Pinneberg Museums. "Wie erhält man zu Schaden gekommenes, so dass man es wiederverwenden kann? Natürlich immer so, dass man auch die Spuren des gelebten Lebens an den Textilien sieht."
Kunst der Reparatur auf die Spitze getrieben
Um zu zeigen, wie weit die Kunst der Reparatur gehen kann, stellen die Kuratorinnen auch Werke von Künstlerinnen aus, die die Sache auf die Spitze treiben: Eine Take-Away-Papiertüte, bunt bestickt und damit geflickt, weil sie eingerissen war. Oder ein Designklassiker: ein Stuhl aus Stahlrohr, bei dem die Sitzfläche kaputt war. Die Künstlerin hat eine neue aus schwarzer und weißer Kordel gewebt. Sitzen geht jetzt wieder. Auch ein Pullover aus einer Kunststopferei hängt in der Ausstellung. Er ist voller Löcher, ist sichtbar und kreativ mit den unterschiedlichsten Stichtechniken und Wollfarben geflickt worden.
Wer es lernen will: Im April soll es im Pinneberg Museum Kurse im Kunststopfen, aber auch im Knopf annähen geben.
Ausstellung "Die Kunst der Reparatur": Flicken, Stopfen, Kleben
Spuren des gelebten Lebens: Die Schau im Pinneberg Museum zeigt die Schönheit, die in reparierten Dingen liegt.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Pinneberg Museum
Dingstätte 25
25421 Pinneberg
- Öffnungszeiten:
- Mi., Fr., Sa., So. 14–17 Uhr
Do. 10–12 Uhr
Mo. und Di. geschlossen
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