Lübeck zeigt "Mehr Licht": Ölstudien bekannter Künstler
In der Kunsthalle St. Annen in Lübeck startet eine neue Ausstellung. "Mehr Licht. Die Befreiung der Natur" rückt erstmals Ölstudien unter anderem von Caspar David Friedrich in den Vordergrund.
Das Besondere der Schau des Museums Behnhaus Drägerhaus in Kooperation mit dem Kunstpalast Düsseldorf: Es ist die erste Kunstausstellung in Deutschland, die Ölstudien in den Vordergrund rückt - also die erste Vorarbeit der Künstler, die als eine Art Skizze und nicht für den Verkauf gedacht war.
Übungen großer Meister
Caspar David Friedrich, Arnold Böcklin, Heinrich Reihold, Carl Gustav Carus oder Carl Blechen: Viele große Namen reihen sich aneinander. "Die Künstlerinnen und Künstler sind eben mit FARBE in die Natur gegangen. Und das ist das Besondere, Farbe macht etwas möglich. Man kann nicht nur die Form der Dinge, sondern vor allem auch die Farbe festhalten, wenn man mit Ölfarben malen kann", erklärt Anna Christina Schütz, Mitkuratorin der Ausstellung.
Die Kunsthistorikerin fügt hinzu: "Früher ist man mit dem Bleistift zeichnend unterwegs gewesen, nun kann man das Licht mit allen seinen Facetten abbilden, festhalten, studieren. Darum ist immer wieder das Licht das Thema."
Mehr Natürlichkeit durch den Einsatz von Farbe
Die meisten Ausstellungsstücke im St.-Annen-Museum waren nicht zum Verkauf, sondern zu Übungszwecken gedacht. Und so zeigt die Ausstellung ein bedeutendes, kaum gesehenes Stück Kunstgeschichte.
An den hier ausgestellten Studien und Exponaten zeigt sich, wie zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Interesse an Landschaften aufkommt. Zwar haben die Malerinnen und Maler dieser Zeit die Natur bereits studiert, aber es galten noch andere Standards. Mit dem Einsatz von Farbe rückt die Natürlichkeit in den Vordergrund.
Zeitenwende in Bildern
"Das ist der große Unterschied zur Zeit davor. Nicht nur einem Schema zu folgen, ich male einen Baum auf die und die Weise, sondern ich studiere den Baum in all seinen Details, in seiner Farbigkeit, seiner Form der einzelnen Blätter, im Lichtspiel, das sich über den Tag verändert. Damit gehen technische Entwicklungen einher. Die Künstler experimentieren mit der Farbe, sie spielen mit den Kompositionen, erproben neue Blicke und verwerten das für ihre Malereien, die sie dann einem Publikum verkaufen können", so Schütz.
Auf drei Etagen präsentiert das Museum die Werke einfühlsam und abwechslungsreich in einzelnen Kapiteln, angefangen mit dem "Flüchtigen" über die "Bäume" selbst, hin zu einem Raum, der dem "Licht" gewidmet ist.
Ein Hauch von Italien
Im letzten Abschnitt wehe dann ein Hauch von Italien durch Lübeck, sagt der Kunsthistoriker, Schriftsteller und Kurator Florian Illies schmunzelnd: "Denn Italien war der große Ort für diese Ölstudienmalerei. Einige der schönsten Ölstudien dieser Ausstellung sind in Italien entstanden. Das alles und plus - falls man sich etwas abkühlen will - den Raum "schlechtes Wetter" findet man jetzt im St.-Annen-Museum. Das sind alles ganz unterschiedliche Aspekte des einen Mediums."
Wie hat sich die Malerei zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelt? Ob markante Akzente oder leichte Nuancen: Die Ausstellung "Mehr Licht" zeigt mit satten Farben die vielfältigen Varianten des Lichtspiels. Zu sehen ist sie noch bis zum 15. Oktober in der Kunsthalle St. Annen in Lübeck.