Ein Mann steht unter einer Brücke und schaut in die Kamera. © Birgit Rautenberg Foto: Birgit Rautenberg
Ein Mann steht unter einer Brücke und schaut in die Kamera. © Birgit Rautenberg Foto: Birgit Rautenberg
Ein Mann steht unter einer Brücke und schaut in die Kamera. © Birgit Rautenberg Foto: Birgit Rautenberg
AUDIO: Arne Rautenberg feiert in seiner Lyrik das Wort (55 Min)

Arne Rautenberg feiert in seiner Lyrik das Wort und ist immer auf der Jagd

Stand: 16.02.2024 00:01 Uhr

Der Kieler Künstler Arne Rautenberg jongliert mit dem Wort und schafft neue Dimensionen zwischen Text und Bild. Wie er das schafft, verrät er bei NDR Kultur à la carte.

Dichter, Künstler, Sprachartist oder Wortakrobat? Viele Berufsbezeichnungen könnte man ihm zuschreiben, eines aber ist er gewiss: Lyriker. Arne Rautenberg schreibt vor allem Gedichte, das macht der 1967 in Kiel geborene und preisgekrönte Schriftsteller seit rund 37 Jahren. Dabei arbeitet Rautenberg auch im sogenannten bildkünstlerischen Bereich an Collagen, visueller Poesie und großformatigen Schriftinstallationen.

Zuletzt sind drei neue Gedichtbände von ihm erschienen: "sekundenfrühling", "Mut ist was Gutes" und "Visuelle Poesie". Über seine Texte, seine Dichtung zwischen Poesie und Installation, seine experimentellen Erfahrungen und seine Inspirationen spricht Arne Rautenberg mit Joachim Dicks in "NDR Kultur à la carte".

Arne Rautenberg, was sagen Sie eigentlich, wenn Sie sich anderen vorstellen, was Sie beruflich machen?

Arne Rautenberg: Ich sage, ich schreibe Gedichte, oder ich bin Dichter und Künstler. Eigentlich habe ich mich früher geschämt zu sagen, ich bin Dichter. Aber letztlich schreibe ich nur Gedichte, mache die öffentlich und lese sie anderen vor. Also darf ich auch sagen, dass ich Dichter bin.

Wieso haben Sie sich dafür geschämt?

Rautenberg: Weil es einen hehren Beiklang hat. Es fühlte sich ein bisschen so an, als würde ich mich selber auf so eine höhere Stufe hieven. Das war mir immer ein bisschen unangenehm, weil ich eigentlich aus dem 'Underground' komme.

Und wie haben die Menschen reagiert?

Rautenberg: Sie akzeptieren das inzwischen. Seit 2000 bin ich Profi und mache das hauptberuflich. Ich bin jetzt lange genug im Business, dass ich das einfach behaupten kann.

Sie sind viel in Schulen unterwegs, welche Erfahrungen machen Sie dort als Autor?

Rautenberg: Ich kann sagen, dass die Lehrkräfte oftmals ein bisschen skeptisch sind. Meine Erfahrung ist, dass ich komplett offene Türen einrenne. Ich habe mir vorher einen Ablauf überlegt. Ich komme rein, stelle mich vor, erzähle was ich mache und lasse die Kinder raten, wie ich mein Geld verdiene. Ich möchte vorne als Profi stehen und denjenigen Mut machen, die vielleicht mal Illustratorin oder Illustrator oder Schriftstellerin oder Schriftsteller werden wollen. Ich zeige meine Bücher und lese aus ihnen vor. Ich mache das immer ein bisschen interaktiv. Ich stelle zwischendurch Fragen und habe auch Rätsel dabei.

Die Schülerinnen und Schüler stellen im Anschluss ganz wunderbare Fragen. Zum Beispiel: 'Wie heißt das Pferd Ihrer Tochter?' Neulich wurde ich gefragt, wie alt ich bin. Dann sage ich immer, dass ich mit 19 Jahren angefangen habe Gedichte zu schreiben. Das ist jetzt 37 Jahre her. Dann meldete sich ein Junge und sagte zu mir: 'Wie alt willst du noch werden?' Da war ich ein bisschen sprachlos. Ganz zum Schluss schreibe ich allen, die Lust haben, noch ein Autogramm, einfach weil es ein "Eins-zu-Eins-Moment" ist, wo man sich noch einmal gegenübersteht und sich angucken kann. Das finde ich ganz schön und das funktioniert immer sehr gut.

Sind es manchmal auch Inspirationen für neue Gedichte?

Rautenberg: Das kann passieren. Zum Beispiel habe ich ein ABC-Tier-Rätsel-Gedicht und da kommt beim Buchstaben H das Rätsel vor: H wie Groß-Ohriges-Lauftier. Da meldete sich ein Junge aus der dritten Klasse und sagte: 'Huhn'. Das fand ich nicht schlecht. Da habe ich geantwortet, dass es sich wahrscheinlich hier um das Osterhuhn handelt. Das Osterhuhn hat ganz lange Ohren und wird in der Schulklasse komplett schlecht gemacht, weil alle anderen Hühner keine langen Ohren haben. Aber zu Ostern, da kommt das Osterhuhn ganz groß raus, weil das Osterhuhn im Gegensatz zum Osterhasen Eier legen kann. Deshalb wird das Osterhuhn der Superstar an Ostern. Dann sind alle total neidisch auf das Osterhuhn.

Ein Junge meinte: 'Auf das Wort Orange reimt sich überhaupt nichts'. Da meinte ein anderer Junge: 'Klar reimt sich was auf Orange: Schimpanse!' Das ist gar nicht schlecht, da kann man was draus machen. So spinnen wir alle zusammen ein bisschen rum. Ich liebe diesen kreativen Prozess, wo sich alle mit Freude daran beteiligen können.

Das Gespräch führte Joachim Dicks.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur à la carte | 16.02.2024 | 13:00 Uhr

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