Ein Mann steht auf einem Balkon mit Blick auf eine Stadt, er steht allerdings mit dem Rücken zu dem Ausblick. © picture alliance / Franz Neumayr / picturedesk.com Foto: Franz Neumayr
Ein Mann steht auf einem Balkon mit Blick auf eine Stadt, er steht allerdings mit dem Rücken zu dem Ausblick. © picture alliance / Franz Neumayr / picturedesk.com Foto: Franz Neumayr
Ein Mann steht auf einem Balkon mit Blick auf eine Stadt, er steht allerdings mit dem Rücken zu dem Ausblick. © picture alliance / Franz Neumayr / picturedesk.com Foto: Franz Neumayr
AUDIO: Jossi Wieler inszeniert "Orlando" am Schauspielhaus Hamburg (55 Min)

Jossi Wieler inszeniert "Orlando" am Schauspielhaus in Hamburg

Stand: 27.01.2024 00:01 Uhr

"Orlando" nach dem Roman von Virginia Woolf hat am 26. Januar Premiere am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Regisseur Jossi Wieler ist geflasht, wie dabei mit Epochen, der Geschichte und Identität umgegangen wird, erzählt er im Interview.

Der 72-Jährige ist seit vielen Jahren Theater- und Opernregisseur. Von 2011 bis 2018 war er erfolgreicher Intendant der Staatsoper Stuttgart. An vielen großen Bühnen hat der Schweizer seit 1982 inszeniert. Erstmals seit fast 25 Jahren ist er wieder in Hamburg. Die preisgekrönte Aufführung von Elfriede Jelineks Stück "Wolken.Heim" war 1994 Inszenierung des Jahres. Bei "Orlando" inszeniert er eine Bühnenfassung von Ralf Fiedler. Katja Weise hat vor der Premiere mit Wieler gesprochen. Einen Auszug des Interviews lesen Sie auf dieser Seite, das ganze Gespräch können Sie bei NDR Kultur à la carte hören.

Sie kommen nach knapp einem Vierteljahrhundert wieder ans Hamburger Schauspielhaus zurück. Es ist immerhin die größte Sprechbühne Deutschlands, ein Saal, von dem viele Regisseurinnen und Regisseure träumen.

Jossi Wieler: Es ist schon etwas Besonderes, wieder ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg zurückzukommen. Das Schöne war, dass mich der Pförtner sofort wiedererkannt hat - und das nach fast 25 Jahren. Da fühlt man sich gleich wieder wie zu Hause.

Orlando ist am Anfang ein fantastisch aussehender junger Mann, lebenshungrig, leidenschaftlich, zunächst auch erfolgreich, interessiert am Schreiben und an der Dichtkunst. Wir treffen ihn das erste Mal um das Jahr 1600, da wird England noch von Elisabeth I. regiert. Dann gibt es einen ersten kleinen Zeitsprung, wo er schon mal in einen tiefen Schlaf fällt. Er wird Gesandter in Konstantinopel, fällt noch einmal in einen tiefen Schlaf, und wacht danach plötzlich als Frau auf. Mit ihr gehen wir durch weitere zweieinhalb Jahrhunderte und landen im Jahr 1928. Was interessiert Sie an der Geschichte?

Wieler: Ich habe diesen Roman vor 30 Jahren gelesen. Damals hat er mir zu wenig gesagt und im Zusammenhang mit der Suche nach einem Stoff für das Hamburger Schauspielhaus kam das Thema nochmals auf. Ich war richtig geflasht, wie mit Epochen, der Geschichte und Identität umgegangen wird. Bei Virginia Woolf ist das ein wichtiges Thema, dass es nicht nur ein Ich gibt, sondern ein Ich besteht aus mehreren Ichs. Da ist diese Unbändigkeit, diese Grenzenlosigkeit, diese Fantasie, mit der sie über Jahrhunderte eine fiktive Biografie erzählt. Dieser Orlando altert kaum. Sich das beim Lesen vorstellen zu dürfen, ist immer das Schöne in der Literatur. Es gibt einen Film mit Tilda Swinton, der erzählt über die ganze Opulenz dieser Zeiten. Dem kann das Theater gar nicht gerecht werden. Deswegen suchen wir auch eine Form, wo die Sprache versucht, diese Welten zu öffnen. Vieles kann nur angedeutet werden und bleibt im Erzählen. Es ist toll, die Geschichte mit verschiedenen Ichs zu erzählen. Ein Ich wird in fünf verschiedene Ichs aufgespalten.

Das Gespräch führte Katja Weise. Die ganze Sendung hören Sie bei NDR Kultur à la carte.

Weitere Informationen
Melanie Zimmermann, künstlerische Leiterin von "REAL DANCE" © Kerstin Schomburg Foto: Kerstin Schomburg

Melanie Zimmermann: "Mit Tanzen verarbeitet man Dinge"

Melanie Zimmermann leitet das neue Tanzfestival "Real Dance" und zeigt in Hannover ihr erstes Programm. mehr

Stefanie Reinsperger © Sven Serkis Foto: Sven Serkis

Stefanie Reinsperger: Das Theater ist ihr Leben

Schon früh stand die junge Österreicherin auf der Bühne und wollte nicht mehr weg. Darüber hat sie nun ein Buch geschrieben. mehr

Marie Bues © Dominique Brewing Foto: Dominique Brewing

Marie Bues über ihre "Nora"-Inszenierung am Schauspiel Hannover

Am Sonnabend feiert eine zeitgenössische Bearbeitung des Stücks seine Uraufführung in Hannover. Bei NDR Kultur à la carte spricht die Regisseurin über die Aufführung. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur à la carte | 26.01.2024 | 13:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Theater

Hände halten ein Smartphone auf dem der News-Channel von NDR Kultur zusehen ist © NDR.de

WhatsApp-Channel von NDR Kultur: So funktioniert's

Die Kultur Top-News aus Norddeutschland direkt aufs Smartphone: NDR Kultur ist bei WhatsApp mit einem eigenen Kanal aktiv. mehr

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur sucht Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mann und Frau sitzen am Tisch und trinken Tee. © NDR Foto: Christian Spielmann

Tee mit Warum - Die Philosophie und wir

Bei einem Becher Tee philosophieren unsere Hosts über die großen Fragen. Denise M‘ Baye und Sebastian Friedrich diskutieren mit Philosophen und Menschen aus dem Alltag. mehr

Mehr Kultur

Mohammad Rasoulof © Screenshot

Europäischer Filmpreis: Rasoulof, Eidinger und Rogowski nominiert

Das in Hamburg produzierte Drama "Die Saat des Heiligen Feigenbaums" von Mohammad Rasoulof ist als bester Film nominiert. Eidinger und Rogowski haben Chancen als bester Schauspieler. mehr