Hannover: Doppelausstellung taucht in abstrakte Welten
Wie unterschiedlich abstrakte Kunst sein kann, zeigt eine Doppelausstellung im Sprengel Museum in Hannover. Präsentiert werden Arbeiten zweier in Norddeutschland geborener Künstler - Günter Haese und Jean Leppien.
Die Ausstellung von Günter Haeses Kunst in einem kleinen Raum im Untergeschoss des Sprengel Museums erinnert an einen Juwelierladen. Hell ausgeleuchtet, in Vitrinen geschützt stehen da filigrane Kunstwerke, die aus Spiralfedern, Drahtfäden und kleinen Metallrädchen und -plättchen zusammengesetzt sind. Beeindruckende, symmetrische Gebilde, die mal an die Kuppeln einer Moschee, dann wieder an eine Satellitenschüssel erinnern.
"Das ist fürs Nachkriegsdeutschland schon ganz typisch", erklärt Kurator Reinhard Spieler. "Das ist kein künstlerisches Material, sondern das steht ein bisschen für das Wirtschaftswunder. Das sind die Ingenieure, die Techniker, die das Land wieder nach vorne bringen. Und er bringt dieses Material oder dieses Umfeld in die Kunst ein, verwendet es aber so poetisch, so filigran, dass er auch ein anderes Feld dazu aufmacht."
Doppelausstellung mit ungewöhnlichen Blickwinkeln und Materialien
Es ist eine ganz eigene Ausdrucksweise, die Günter Haese, der 1924 in Kiel geboren wurde, nach dem Beginn seines Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf in den 60er-Jahren entwickelt. Und er hat schlagartig Erfolg. Nach der ersten Einzelausstellung im Ulmer Museum 1964 wird er zur documenta 3 eingeladen, im selben Jahr sind seine Werke in einer Einzelschau im Museum of Modern Art in New York zu sehen.
Ein kometenhafter Aufstieg, diametral zu seiner Persönlichkeit, sagt Günter Haese junior, der seinen Vater als introvertiert, still und bescheiden beschreibt: "Er sagte immer von sich selbst: Wissen Sie, mich gibt es eigentlich gar nicht. Er hat durch seine Kunstwerke gesprochen und sich in dem Maße auch als Mensch, als Person völlig zurückgenommen und aus sich heraus gearbeitet. Er wurde auch mal gefragt, wo er seine Ideen her hat und er hat dann so verschmitzt gesagt: Aus dem Kosmos. Also ihn interessiert nicht, was in der Umwelt, auf der Erde passiert, sondern er schöpfte seine Ideenkraft aus Maßstäben, die vielleicht nicht von dieser Welt kommen."
Bauhausschüler Jean Leppien: Geometrischer Farbrausch
Ganz anders die Abstraktion des Bauhausschülers Jean Leppien, Jahrgang 1910, geboren in Lüneburg. Rote und schwarze Balken in Kreuzform auf geometrischem Farbfeld tauchen da in einem Ölgemälde von 1951 auf. Es könnte eine Andeutung von Gitterstäben im Gefängnis sein, denn nach seiner Emigration nach Frankreich und dem Dienst in der Fremdenlegion wird Leppien zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt.
"Mit roten Balken" heißt das Bild, das im vergangenen Herbst im Rahmen einer Schenkung nach Hannover kam und die Sammlung des Sprengel Museums gut ergänze, sagt Kuratorin Carina Plath: "Es gibt ganz viele Beziehungen, also zum Beispiel zu László Moholy-Nagy, der auch am Bauhaus war, weil Jean Leppien wirklich zu den ersten gehörte, die auch in Dessau waren und sozusagen auch wirklich diese Sturm- und Drangzeit vor der Schließung mitbekommen hat. Wir haben das frühe Werk, das so ein bisschen auch vom Surrealismus beeinflusst ist. Er hat immer in Serien gearbeitet und malerische Probleme sozusagen durchgearbeitet."
Schau von Jean Leppien: Klein und intim
Auch diese Schau ist klein und intim. Zu sehen ist etwa das letzte Werk des Malers von 1991. "Postsack" heißt es. Ein Stück Stoff eines echten Sacks der Deutschen Bundespost hat Jean Leppien an der Seite mit einem Rechteck aus weißer Ölfarbe übermalt - eine Beschäftigung mit der Frage, was Briefe in Krisenzeiten bedeuten können. Ungewöhnliche Blickwinkel und Materialien sind es, die die neue Doppel-Schau im Sprengel Museum zeigt.
Hannover: Doppelausstellung taucht in abstrakte Welten
Günter Haese und Jean Leppien sind beide in Hannover geboren. Beide teilen die Liebe zur abstrakten Kunst.
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Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover