Handlettering: Oldenburg bietet Kurs für moderne Kalligrafie
Schreibst du noch, oder tippst du schon? Die Volkshochschule Oldenburg bringt Schreib-Begeisterten mit der modernen Variante der Kalligrafie, dem Handlettering, die Kunst des Schön-Schreibens bei.
Mehr als ein Bleistift, ein Filzstift, ein Radiergummi und ein weißes Blatt Papier ist nicht nötig für Handlettering - die Kunst des schönen Schreibens. "Es ist manchmal ein bisschen wie Yoga", sagt Melanie Robinet. "Je ruhiger meine Atmung wird, desto ruhiger ist auch meine Strichführung." Dabei haben Schönschrift und Handlettering gar nicht viel miteinander zu tun, sagt die Künstlerin und Kursleiterin: "Handlettering ist wirklich eine Kunstform. Und die Handschrift ist das, was wir alle irgendwie gelernt und dann entschieden haben, der Buchstabe gefällt uns nicht, wir schreiben ihn anders. Ich beschäftige mich mit unterschiedlichen Schriftstilen. Meine Handschrift ist meine individuelle Ausdrucksweise - das bin ich selber. Aber die kann sich natürlich auf das Handlettering übertragen."
Schönschreiben ist eine vergessene Kunst. Anders als schnell einen Text herunterzukritzeln, geht es hier um Gestaltung, Ruhe und Zeit - erklärt Robinet auch ihren Kursteilnehmern. "Je gestresster ich bin, je mehr ich unter Druck stehe, je mehr verlieren sich Buchstaben", erklärt die Künstlerin. "Manche Buchstaben schreiben wir gar nicht mehr sauber aus. Das erzeugt auch sozusagen eine Emotionalität, die sich auf die Schrift überträgt. Wenn wir uns mehr Zeit lassen und auch ruhig sind, dann können wir die Schrift viel klarer setzen."
Alltägliche Handschrift kann vom Handlettering profitieren
Das Ruhe und Zeit Einfluss auf das Schriftbild haben, wie beim Postkarten-Schreiben im Urlaub im Vergleich zum Einkaufszettel, das ist auch Kursteilnehmerin Dörte Schole aufgefallen: "Ich hab gemerkt, dass meine Handschrift immer schlechter wurde, je mehr ich am Computer oder am Handy gearbeitet habe. So hab ich mir letztes Jahr dann auch einen Füller gekauft. Und da hab ich gemerkt, dass mir das Schreiben mit einem Füller viel Spaß macht."
Auch wenn Handlettering regelrecht eine Kunstform ist, kann die ganz alltägliche Handschrift davon profitieren, sagt Melanie Robinet: "Es ist tatsächlich so, dass ich bestimmte Buchstaben, die ich im Handlettering kennengelernt habe, dann auch in mein Schriftbild der Handschrift geschrieben habe." Für das Handlettering gilt anders als beim Schreiben: Zunächst wird jeder Konsonant, jeder Vokal, jeder Umlaut ganz genau betrachtet und dann eher gemalt als geschrieben, wie bei einem Blumenstrauß an verschiedenen Stilen und Schriftarten, aus denen man wählen kann.
Bilder aus Schrift
"Ich persönlich mag total gerne eine Kombination aus Großbuchstaben und in der Schreibschrift aus Kleinbuchstaben", gesteht die Kursleiterin Melanie Robinet. "Ich finde, dass sieht einfach ästhetisch aus." Sie schreibt die Aufwärtsbewegung bei jedem Buchstaben dünn, die Abwärtsbewegung dick - gerne auch mit zwei parallelen Strichen. "Wir haben dann eine richtige Fläche. Diese Fläche kann man mit Farbe oder Muster füllen. Das ist ein richtig schönes gestalterisches Element." Dadurch entstehen Bilder - aus Schrift, wie sie sagt: "Für mich ist Schriftgestaltung eigentlich ein Bild, was gezeichnet oder gemalt wird und immer ein Gesamtergebnis erzeugt."
Bei den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern entsteht langsam eine Postkarte mit der Aufschrift "Positive Mind, Positive Vibes, Positive Life". Die Wörter stehen untereinander und abwechselnd in großen Druckbuchstaben und geschwungener Schreibschrift. Dazu kommt ein geschwungenes N ein D und ein R. Am Ende ist dann "NDR Kultur" zu lesen - als Handlettering.