Bestechend: Karikaturen und Illustrationen im Wilhelm Busch Museum
Das Wilhelm Busch Museum in Hannover zeigt in einer Doppelschau "Alles erlaubt. Politische Karikaturen von Greser & Lenz" und "Kommst Du? Bilder von Günter Mattei". Die Bandbreite der Ausstellung überzeugt.
Vor wenigen Wochen erst erhielten sie den Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen für eine Putin-Karikatur, jetzt sind das Original sowie weitere 99 Arbeiten des Duos Greser & Lenz im Wilhelm Busch Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover zu sehen. Daneben werden Werke des Grafikers und Illustrators Günter Mattei präsentiert, der nicht zuletzt mit seiner Zeichnung eines telefonierenden Affen für den Münchner Zoo bekannt wurde.
Greser & Lenz: In der Kritik
Ein afrikanischer Voodoo-Medizinmann mit großer, hölzerner Maske tanzt vor einem Schild der Arztpraxis Dr. Mbongo. Neben ihm ein älterer Patient, der sich freut, dass die Praxis wieder besetzt ist. "Deutschland profitiert von eingewanderten Fachkräften" steht darunter. Eine Zeichnung, die Greser & Lenz viel Kritik eingebracht hat. Doch dass sie hier ein Bild von Afrika als sehr zurückgebliebenen Kontinent zeigen wollten - so der Vorwurf -, sei ein komplettes Missverständnis, sagt Heribert Lenz:
"Was wir zeichnen, also unsere Generation, sind Cartoons. Wenn da eine Figur auftaucht, geht es nicht darum, dass wir irgendetwas gegen ein Volk, einen Kontinent machen wollen, sondern es geht um Figuren - so ist es im Cartoon -, die in einer misslichen Lage sind. Das ist nicht zu verallgemeinern", sagt Lenz. "Das ist die neue Art der Karikatur. Und da gibt es immer wieder Missverständnisse. Wir sind ein paarmal darauf hingewiesen worden, dass die eine oder andere Karikatur rassistisch ist. Aber das kommt einfach aus einer Unwissenheit heraus."
Die Lust am Frotzeln und am Streich
Welchen Anfeindungen ihre Zeichnungen zuweilen ausgesetzt sind, ist in der Ausstellung in Leserbriefen an die Frankfurter Allgemeine Zeitung nachzulesen. Seit mehr als 20 Jahren kommentieren Achim Greser und Heribert Lenz dort die Tagespolitik im Bild. Wladimir Putin - im Bademantel auf dem Weg zu einem Blutbad - ist da zu sehen, der Migrant im Hasenzüchterverein oder Steinzeitmenschen, die sich fragen, ob sie divers sind. Die Lust am Frotzeln, das unsere Klischees hinterfragt, spricht aus den Bildern.
Achim Gresers Hauptmotivation ist "eine bubenhafte Lust am Streich und am Spaß und am Gedanken daran, was wäre, wenn man das mal so sieht oder um die Ecke gedacht. Wenn man mal dieses Verfahren benennen soll: die Welt von einer höheren Warte aus zu betrachten und dann zu erkennen, wie absurd vieles ist, was als eingeschliffen normal gilt und was man gefälligst zu tun hat", so der Karikaturist.
Illustrator Günter Mattei: Unverkennbare Stilistik
Im starken Kontrast dazu stehen die Werke des Grafikers und Illustrators Günter Mattei. Wimmelbilder sind darunter: ein Gewusel auf einer Buchmesse etwa, die detailreich gezeichnete Schlange von Menschen auf dem Weg ins Kino. Zum Symbolbild für München wurde zudem der telefonierende Schimpanse des dortigen Zoos in den 1990er-Jahren. Aber auch künstlerische Zeichnungen sind zu sehen: Für eine Inszenierung der Jugendbühne Schauburg setzte Günter Mattei 2014 drei rote Luftballons poppig in einen Märchenwald.
"Günter Mattei würde ich nicht einer Schule zuordnen", sagt Eva Jandl-Jörg, die neue Direktorin des Wilhelm Busch Museums. "Ich würde sagen, er ist ein wirklich selbständiger und sehr autonomer Grafikdesigner. Das Schöne ist, dass seine Werke zeitlos sind. Das liegt einfach daran, dass er sich an alten Holzstichen und -schnitten orientiert hat - an der Technik - und die zieht sich durch sein gesamtes Oeuvre. Das macht ihn unverkennbar in seiner Stilistik."
Mattei: Cocktail-Bücher für legendäre Schumann's Bar in München
Die Stilistik zeigt sich auch in anderer Weise in der Ausstellung: in von Günter Mattei selbst geschriebenen Wandtexten. Der gebürtige Österreicher erzählt da von seinen oft im Werbekontext entstandenen Arbeiten. Auch, wie er dazu kam, Cocktail-Bücher für die Kult-Bar Schumann's in München zu illustrieren. Vom Kommentar zur aktuellen Tagespolitik bis zur Illustration mit Werbebotschaft - die Vielfalt der neuen Doppelschau des Wilhelm Busch Museums besticht.
Bestechend: Karikaturen und Illustrationen im Wilhelm Busch Museum
In Hannover sind in einer umfassenden Doppelschau Karikaturen von Greser & Lenz und Günter Mattei zu sehen.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Wilhelm Busch - Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Georgengarten 1
30167 Hannover - Telefon:
- Telefon +49 511 169999-11
- E-Mail:
- mail@karikatur-museum.de
- Preis:
- Ermäßigt: 4 Euro; regulär: 7 Euro
- Öffnungszeiten:
- Das Museum Wilhelm Busch ist von Di bis So und an Feiertagen jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Am 24.12. und 31.12. ist das Haus geschlossen.
- Kartenverkauf:
- https://tickets.karikatur-museum.de/veranstaltungen/eintrittskarten/