50 Jahre Nanas in Hannover: Buntes Programm zum Frauentag
Sie sind ein bedeutendes Wahrzeichen Hannovers und am Frauentag werden sie gebührend gefeiert: die Nanas, drei große, bunte Frauenfiguren der Künstlerin Niki de Saint Phalle mitten in der Stadt. Vor 50 Jahren wurden sie aufgestellt.
Sie sind bunt, ausladend rund und tollen munter am Rande des breiten Leibnizufers herum - ungeachtet des stetig brausenden Verkehrs: Sophie, Caroline und Charlotte. 1974 wurden die figürlichen Plastiken in der Bildsprache der Pop-Art aufgestellt. Es waren die ersten Außenskulpturen der französischen Künstlerin in Deutschland.
Niki de Saint Phalle: Mit Nanas gegen die Männerwelt, die Kirche und den Staat
Das war fünf Jahre nach einer Ausstellung im Kunstverein Hannover, erzählt der ehemalige Direktor des Sprengel Museums Ulrich Krempel: "Sie hat in Hannover eine Ausstellung gemacht, die hieß 'Les Nanas aux Pouvoir' - die Nanas an die Macht. Das ist das Programm von ihr gewesen: dass man sich gegen all die Unbillen, die beschissene Männerwelt, die Kirche, den Staat, den Faschismus und die Gewalt durchsetzen konnte, indem man anfängt zu tanzen, indem man anfängt, sich selber zu verwirklichen und nicht irgendwelchen Rollenbildern zu folgen, die von Männern über die Medien vorgeschrieben werden."
Ab 1970 brachte Hannover als eine der ersten deutschen Kommunen mit dem Programm "Experiment Straßenkunst" Kunstwerke in den öffentlichen Raum. 1991 hängte der Bildhauer Andreas von Weizsäcker im Rahmen des Programms "Im Lärm der Stadt" drei in Papier verpackte Autokarossen unter die Raschplatz-Hochbrücke. Das Thema Verkehr wurde in einem weiteren Programm behandelt, sagt die Kulturwissenschaftlerin Nora Brünger: "In den 1990er-Jahren gab es die Bushaltestellen im Stadtraum in Hannover, die gestaltet wurden. Man kennt vielleicht ganz prominent die schwarz-gelb karierte Haltestelle am Steintor. Ansonsten gab es in den letzten Jahren viele temporäre Projekte, auch aus den performativen Künsten - etwa das Festival Theaterformen: Die haben die Raschplatz-Brücke bespielt."
Kunst im öffentlichen Raum in Hannover ausbauen
Die Nanas am Leineufer sind heute drei von mehr als 200 Kunstwerken im öffentlichen Raum Hannovers. Welche dazukommen werden, lotet Nora Brünger auf der jüngst neu geschaffenen Stelle als Kuratorin für Kunst im öffentlichen Raum derzeit aus. Ulrich Krempel hätte da schon eine Idee: "Es gibt heute Dinge, die viel flüchtiger sind als solche dicken Skulpturen und Sockel-Kunst - die Sprayer-Szene zum Beispiel. Da haben wir - den Gerüchten kann man trauen - ein paar sehr gute Leute in der Stadt. Da wäre es nicht schlecht, wenn man die leer stehenden Ecken in unserer Stadt bereitstellen würde, um so etwas zu machen."
Ähnlich bunt wie Graffitis sind die Nanas - und sie erfreuen sich großer Beliebtheit. Dass er sie fotografiert, ist für diesen Besucher keine Frage, "weil ich die einfach gut finde, sie das Straßenbild auflockern, nicht so konservativ sind und weil sie ein bisschen Farbigkeit reinbringen." Auch eine Besucherin ist begeistert und findet die Figuren "einfach lebensfroh und lustig. Sie stehen zu ihrer Figur. Wenn ich die so sehe, finde ich: Man kann auch so fröhlich sein."
Am Frauentag kann das 50. Jubiläum der Nanas mitgefeiert werden. Freitagabend gibt es eine Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen und Samstag ein buntes Programm mit Performances und Angeboten für die ganze Familie.